Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.des Hutmacher-Handwercks. AN unterschiedlichen Orten Jtaliens, son- Sub palliolo & pileolo sordido, pflegt man Gleichwie von denen Kleider-Trachten viel Von des Fortunati Wünsch-Hütlein wird reich-
des Hutmacher-Handwercks. AN unterſchiedlichen Orten Jtaliens, ſon- Sub palliolo & pileolo ſordido, pflegt man Gleichwie von denen Kleider-Trachten viel Von des Fortunati Wuͤnſch-Huͤtlein wird reich-
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des Hutmacher-Handwercks.
AN unterſchiedlichen Orten Jtaliens, ſon-
derlich zu Rom und Venedig ſeynd die
Juͤden obligiret rothe Huͤte mit rothen
Wachs-Tuch uͤberzogen zu tragen. Ein gewiſſer
Prælat, welcher nach Rom gezogen war, in Hoff-
nung einen Cardinals-Hut daſelbſt zu erlangen,
der ihme aber fehl geſchlagen, muſte, als er gantz
heiſcher, und mit einem ſtarcken Huſten behafftet,
wieder zuruͤck kam, Spotts-Weiſe hoͤren, daß
ſich uͤber ſolch ſein Accident nicht zu verwundern
waͤre, weil er ohne Hut eine ſo ferne Zuruͤck-
Reiſe haͤtte thun muͤſſen.
Sub palliolo & pileolo ſordido, pflegt man
Sprichworts-Weiſe zu ſagen, ſæpe Sapientia
latet, offt iſt unter einem ſchmutzigen Hut und
Mantel ein weiſer Mann verborgen.
Gleichwie von denen Kleider-Trachten viel
Beſchimpffungs-Reden hergenommen, als
daß ein Blau-Strumpff, ein Verraͤther, ein
Heuchler derjenige genennet wird, der den Man-
tel auff beyden Schultern traͤgt, oder ſolchen
nach dem Wind zu drehen weiß; Als wollen ei-
nige unter einen breiten Hut, einen Hahnrey ver-
ſtehen, als der einen ſolchen breiten Hut ſeine
Hoͤrner zu bedecken noͤthig haͤlte.
Von des Fortunati Wuͤnſch-Huͤtlein wird
fabulirt, daß, als er einsmahls an des Groß-
Sultans Hofdurch ſeine Freygebigkeit ſich groſſe
Lieb und Ruhm erworben, u. weil er den Gluͤcks-
Seckel gehabt, (der nimmer ledig wurde, ſon-
dern ſtets ſo viel Gelds als Fortunatus haben
wolte heraus gab,) des Sultans Hof-Geſind
reich-
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