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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Vom Recht der Kauffmanns-Diener.
sondern daß ihme nur eine limitirte Commission
gegeben worden wäre/ welche er nicht überschreiten
dörffte/ und er wollte doch deme ungeacht auf sei-
nen Herrn Wechsel ziehen/ und in dessen Namen
Gelder aufnehmen/ so würde solche sein Herr zu ac-
cepti
ren und zu bezahlen nit schuldig seyn/ vide eben-
falls Supr. cit. Köppen d. q. n. 3. & seqq. wo er
noch viel mehr Authores anführet/ und n. 12. die-
jenige/ welche anders meynen/ wiederleget/ wel-
ches/ daß es auch in Wechsel-Geldern vor allen statt
finde/ aus Decis. Rot. Genu. 14. n. 88. & seqq.
erhellet/ daß nemlich ein Diener auf seinen Herrn
keine Wechsel ziehen könne/ er seye dann hierzu aus-
drücklich bevollmächtiget/ l. 1. C. h. t. ubi text.
apert. l. cuicunque 5. §. si quis pistor 9. ff. eod.

Nachdem aber auch ein solch aufgenommenes Geld
secundum Baldum angesehen kan werden/ als eine
Negociatio per se distincta, die nehmlich zum
Einkauff der Waaren gereichen kan/ so wird in die-
sem Fall dafür gehalten/ daß dem Diener zugelas-
sen sey/ vor seines Herrn Rechnung Geld aufzuneh-
men/ wann es zur Erkauffung der Waaren ge-
schicht/ und daß er alsdann vor solches aufgenom-
mene Geld gleichsam stillschweigend bevollmächti-
get sey/ Mastrill Decis. 204. n. 7. Zum Exempel/
ein Kauffmann schickte seinen Diener aus/ Wolle
einzukauffen/ gebe ihm aber kein Geld mit/ so wür-
de schon dafür zu halten seyn/ er hätte ihm gleichsam
stillschweigend die Macht eingeraumet/ Geld zu sol-
chen Woll-Kauff vor sein des Principalis Rech-
nung von andern Leuten aufzunehmen/ l. cuicun-
que 5. §. sed etsi pecuniam 13. ff. de instit. act.

l. ult.
L l 2

Vom Recht der Kauffmanns-Diener.
ſondern daß ihme nur eine limitirte Commiſſion
gegeben worden waͤre/ welche er nicht uͤberſchreiten
doͤrffte/ und er wollte doch deme ungeacht auf ſei-
nen Herꝛn Wechſel ziehen/ und in deſſen Namen
Gelder aufnehmen/ ſo wuͤrde ſolche ſein Herꝛ zu ac-
cepti
ren und zu bezahlen nit ſchuldig ſeyn/ vide eben-
falls Supr. cit. Köppen d. q. n. 3. & ſeqq. wo er
noch viel mehr Authores anfuͤhret/ und n. 12. die-
jenige/ welche anders meynen/ wiederleget/ wel-
ches/ daß es auch in Wechſel-Geldern vor allen ſtatt
finde/ aus Deciſ. Rot. Genu. 14. n. 88. & ſeqq.
erhellet/ daß nemlich ein Diener auf ſeinen Herꝛn
keine Wechſel ziehen koͤnne/ er ſeye dann hierzu aus-
druͤcklich bevollmaͤchtiget/ l. 1. C. h. t. ubi text.
apert. l. cuicunque 5. §. ſi quis piſtor 9. ff. eod.

Nachdem aber auch ein ſolch aufgenommenes Geld
ſecundum Baldum angeſehen kan werden/ als eine
Negociatio per ſe diſtincta, die nehmlich zum
Einkauff der Waaren gereichen kan/ ſo wird in die-
ſem Fall dafuͤr gehalten/ daß dem Diener zugelaſ-
ſen ſey/ vor ſeines Herꝛn Rechnung Geld aufzuneh-
men/ wann es zur Erkauffung der Waaren ge-
ſchicht/ und daß er alsdann vor ſolches aufgenom-
mene Geld gleichſam ſtillſchweigend bevollmaͤchti-
get ſey/ Maſtrill Deciſ. 204. n. 7. Zum Exempel/
ein Kauffmann ſchickte ſeinen Diener aus/ Wolle
einzukauffen/ gebe ihm aber kein Geld mit/ ſo wuͤr-
de ſchon dafuͤr zu halten ſeyn/ er haͤtte ihm gleichſam
ſtillſchweigend die Macht eingeraumet/ Geld zu ſol-
chen Woll-Kauff vor ſein des Principalis Rech-
nung von andern Leuten aufzunehmen/ l. cuicun-
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l. ult.
L l 2
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[531/0557] Vom Recht der Kauffmanns-Diener. ſondern daß ihme nur eine limitirte Commiſſion gegeben worden waͤre/ welche er nicht uͤberſchreiten doͤrffte/ und er wollte doch deme ungeacht auf ſei- nen Herꝛn Wechſel ziehen/ und in deſſen Namen Gelder aufnehmen/ ſo wuͤrde ſolche ſein Herꝛ zu ac- ceptiren und zu bezahlen nit ſchuldig ſeyn/ vide eben- falls Supr. cit. Köppen d. q. n. 3. & ſeqq. wo er noch viel mehr Authores anfuͤhret/ und n. 12. die- jenige/ welche anders meynen/ wiederleget/ wel- ches/ daß es auch in Wechſel-Geldern vor allen ſtatt finde/ aus Deciſ. Rot. Genu. 14. n. 88. & ſeqq. erhellet/ daß nemlich ein Diener auf ſeinen Herꝛn keine Wechſel ziehen koͤnne/ er ſeye dann hierzu aus- druͤcklich bevollmaͤchtiget/ l. 1. C. h. t. ubi text. apert. l. cuicunque 5. §. ſi quis piſtor 9. ff. eod. Nachdem aber auch ein ſolch aufgenommenes Geld ſecundum Baldum angeſehen kan werden/ als eine Negociatio per ſe diſtincta, die nehmlich zum Einkauff der Waaren gereichen kan/ ſo wird in die- ſem Fall dafuͤr gehalten/ daß dem Diener zugelaſ- ſen ſey/ vor ſeines Herꝛn Rechnung Geld aufzuneh- men/ wann es zur Erkauffung der Waaren ge- ſchicht/ und daß er alsdann vor ſolches aufgenom- mene Geld gleichſam ſtillſchweigend bevollmaͤchti- get ſey/ Maſtrill Deciſ. 204. n. 7. Zum Exempel/ ein Kauffmann ſchickte ſeinen Diener aus/ Wolle einzukauffen/ gebe ihm aber kein Geld mit/ ſo wuͤr- de ſchon dafuͤr zu halten ſeyn/ er haͤtte ihm gleichſam ſtillſchweigend die Macht eingeraumet/ Geld zu ſol- chen Woll-Kauff vor ſein des Principalis Rech- nung von andern Leuten aufzunehmen/ l. cuicun- que 5. §. ſed etſi pecuniam 13. ff. de inſtit. act. l. ult. L l 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/557>, abgerufen am 22.11.2024.