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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Examen der Kauffmanns-Diener.
halten werden) anlegte/ bey denen Handwerckern
aber zu gleicher Absicht einen Fundum daraus for-
m
irte/ aus welchem sie ihren armen Mit-Meistern/
zu Erkauffung benöthigter Materialien/ hülffliche
Hand leisten könnten/ damit er nicht in Ermanglung
eines solches Beneficii-Geld auf Wucher nehmen/
seine verfertigte Waare beym Juden versetzen/ oder
durch eigennützige Kauffleute sich solche dörffte ab-
drücken lassen.

Nicht weniger sollte auch ein Ansehen der Per-
sonen dabey gelten/ als daß ein Vermögender/ und
der etwann durch eine gute Mariage sein Glück ma-
chet/ schon mehr/ als ein Unvermögender/ ein Frem-
der mehr/ als ein Einheimischer geben müsse/ und
gefällt mir hierbey nicht uneben die löbliche Gewon-
heit einer Welt-berühmten teutschen Handels-
Stadt/ bey welcher das Privilegium der Kauff-
mannschafft/ oder/ daß einer seinen eigenen Handel/
so wohl ins Groß-als ins Kleine anfangen darff/
500. Gulden kostet; weil aber solche zugleich zu erle-
gen/ nicht jedermans Thun ist/ sonderlich aber man-
chem jungen Anfänger trefflich in seiner Handlung
incommodiren möchte/ wann er auf einmal ein sol-
ches Capital herausgeben sollte/ als ist die löbliche
Kauffmannschafft desselbigen Orts/ auf das Mittel
gefallen/ daß ein junger Anfänger/ der die Kauff-
männische Freyheit gewinnen will/ solche 500. Gul-
den mit 6. pro Centum jährlich nur verzinsen/ inter-
essi
ren/ und also dem Handels-AErario nur einen
jährlichen Canonem biß so lang erlegen darff/ als
sein Handels-Zustand/ das Capital selbst abzutra-
gen/ leiden will; Und so viel auch von dem Examine,

welches
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Examen der Kauffmanns-Diener.
halten werden) anlegte/ bey denen Handwerckern
aber zu gleicher Abſicht einen Fundum daraus for-
m
irte/ aus welchem ſie ihren armen Mit-Meiſtern/
zu Erkauffung benoͤthigter Materialien/ huͤlffliche
Hand leiſten koͤnnten/ damit er nicht in Ermanglung
eines ſolches Beneficii-Geld auf Wucher nehmen/
ſeine verfertigte Waare beym Juden verſetzen/ oder
durch eigennuͤtzige Kauffleute ſich ſolche doͤrffte ab-
druͤcken laſſen.

Nicht weniger ſollte auch ein Anſehen der Per-
ſonen dabey gelten/ als daß ein Vermoͤgender/ und
der etwann durch eine gute Mariage ſein Gluͤck ma-
chet/ ſchon mehr/ als ein Unvermoͤgender/ ein Frem-
der mehr/ als ein Einheimiſcher geben muͤſſe/ und
gefaͤllt mir hierbey nicht uneben die loͤbliche Gewon-
heit einer Welt-beruͤhmten teutſchen Handels-
Stadt/ bey welcher das Privilegium der Kauff-
mannſchafft/ oder/ daß einer ſeinen eigenen Handel/
ſo wohl ins Groß-als ins Kleine anfangen darff/
500. Gulden koſtet; weil aber ſolche zugleich zu erle-
gen/ nicht jedermans Thun iſt/ ſonderlich aber man-
chem jungen Anfaͤnger trefflich in ſeiner Handlung
incommodiren moͤchte/ wann er auf einmal ein ſol-
ches Capital herausgeben ſollte/ als iſt die loͤbliche
Kauffmannſchafft deſſelbigen Orts/ auf das Mittel
gefallen/ daß ein junger Anfaͤnger/ der die Kauff-
maͤnniſche Freyheit gewinnen will/ ſolche 500. Gul-
den mit 6. pro Centum jaͤhrlich nur verzinſen/ inter-
esſi
ren/ und alſo dem Handels-Ærario nur einen
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gen/ leiden will; Und ſo viel auch von dem Examine,

welches
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[419/0445] Examen der Kauffmanns-Diener. halten werden) anlegte/ bey denen Handwerckern aber zu gleicher Abſicht einen Fundum daraus for- mirte/ aus welchem ſie ihren armen Mit-Meiſtern/ zu Erkauffung benoͤthigter Materialien/ huͤlffliche Hand leiſten koͤnnten/ damit er nicht in Ermanglung eines ſolches Beneficii-Geld auf Wucher nehmen/ ſeine verfertigte Waare beym Juden verſetzen/ oder durch eigennuͤtzige Kauffleute ſich ſolche doͤrffte ab- druͤcken laſſen. Nicht weniger ſollte auch ein Anſehen der Per- ſonen dabey gelten/ als daß ein Vermoͤgender/ und der etwann durch eine gute Mariage ſein Gluͤck ma- chet/ ſchon mehr/ als ein Unvermoͤgender/ ein Frem- der mehr/ als ein Einheimiſcher geben muͤſſe/ und gefaͤllt mir hierbey nicht uneben die loͤbliche Gewon- heit einer Welt-beruͤhmten teutſchen Handels- Stadt/ bey welcher das Privilegium der Kauff- mannſchafft/ oder/ daß einer ſeinen eigenen Handel/ ſo wohl ins Groß-als ins Kleine anfangen darff/ 500. Gulden koſtet; weil aber ſolche zugleich zu erle- gen/ nicht jedermans Thun iſt/ ſonderlich aber man- chem jungen Anfaͤnger trefflich in ſeiner Handlung incommodiren moͤchte/ wann er auf einmal ein ſol- ches Capital herausgeben ſollte/ als iſt die loͤbliche Kauffmannſchafft deſſelbigen Orts/ auf das Mittel gefallen/ daß ein junger Anfaͤnger/ der die Kauff- maͤnniſche Freyheit gewinnen will/ ſolche 500. Gul- den mit 6. pro Centum jaͤhrlich nur verzinſen/ inter- esſiren/ und alſo dem Handels-Ærario nur einen jaͤhrlichen Canonem biß ſo lang erlegen darff/ als ſein Handels-Zuſtand/ das Capital ſelbſt abzutra- gen/ leiden will; Und ſo viel auch von dem Examine, welches D d 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/445>, abgerufen am 16.07.2024.