Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Examen der Kauffmanns-Diener
seine Jahr erstanden/ folglich sich auch noch ander-
wärts versucht/ und sein Glück bey Handlungen zu
machen/ keine Mühe/ Fleiß noch Studiren sich hat
dauren lassen/ von dem stehet schon zu praesumiren/
daß er künfftig in seinem eigenen Handel sich solches
alles wohl zu Nutz machen/ und ein würdiges Mit-
Glied der löblichen Kauffmannschafft/ desselbigen
Orts/ abgeben werde/ zumal/ wann ein solcher
Mensch zugleich sein reifes Alter und Judicium er-
reichet/ ein gutes Zeugnis seines Wohlverhaltens
vor sich hat/ entweder selbst von guter Extraction
und Familia ist/ oder doch vornehme Freunde hat/
welche ihm in Nothfall unter die Arme greiffen/ und
mit Rath und That assistiren können. Gemeiniglich
etablirt sich derjenige/ der seinen eigenen Handel un-
ternimmt/ auch zugleich sein eigenes Haus-Wesen/
und suchet sich ein liebes Weibgen aus/ welche ihme
eine gute Gehülffin/ wo nicht vor ihre Person/ doch
durch die Mittel/ die sie ihme zubringt/ künfftig in
seiner Handlung werden möge; und ist es wohl der
Ehestand/ welcher die meisten/ nach ihrem eigenen
Handel zu streben/ antreibet. Vielen schmeichelt auch
das Glück dergestalt/ daß es ihnen reiche Witt-
Weiber und Kauffmanns-Töchter zuweiset/ bey
welchen sie gleich in eine etablirte Handlung hinein
kommen; Da dann die Affaires die besten Lehr-Mei-
sters seyn/ die einen solchen jungen Anfänger/ das
Ubrige/ was ihme etwann in dem Examine abge-
gangen/ noch völlig anweisen/ und mit der Zeit un-
terrichten können/ wie dann auf alle dergleichen
Umstände/ ein löblich Commercien-Collegium,
wann sich Candidati bey ihme angeben/ Reflexion

zu
D d

Examen der Kauffmanns-Diener
ſeine Jahr erſtanden/ folglich ſich auch noch ander-
waͤrts verſucht/ und ſein Gluͤck bey Handlungen zu
machen/ keine Muͤhe/ Fleiß noch Studiren ſich hat
dauren laſſen/ von dem ſtehet ſchon zu præſumiren/
daß er kuͤnfftig in ſeinem eigenen Handel ſich ſolches
alles wohl zu Nutz machen/ und ein wuͤrdiges Mit-
Glied der loͤblichen Kauffmannſchafft/ deſſelbigen
Orts/ abgeben werde/ zumal/ wann ein ſolcher
Menſch zugleich ſein reifes Alter und Judicium er-
reichet/ ein gutes Zeugnis ſeines Wohlverhaltens
vor ſich hat/ entweder ſelbſt von guter Extraction
und Familia iſt/ oder doch vornehme Freunde hat/
welche ihm in Nothfall unter die Arme greiffen/ und
mit Rath und That asſiſtiren koͤnnen. Gemeiniglich
etablirt ſich derjenige/ der ſeinen eigenen Handel un-
ternimmt/ auch zugleich ſein eigenes Haus-Weſen/
und ſuchet ſich ein liebes Weibgen aus/ welche ihme
eine gute Gehuͤlffin/ wo nicht vor ihre Perſon/ doch
durch die Mittel/ die ſie ihme zubringt/ kuͤnfftig in
ſeiner Handlung werden moͤge; und iſt es wohl der
Eheſtand/ welcher die meiſten/ nach ihrem eigenen
Handel zu ſtreben/ antreibet. Vielen ſchmeichelt auch
das Gluͤck dergeſtalt/ daß es ihnen reiche Witt-
Weiber und Kauffmanns-Toͤchter zuweiſet/ bey
welchen ſie gleich in eine établirte Handlung hinein
kommen; Da dann die Affaires die beſten Lehr-Mei-
ſters ſeyn/ die einen ſolchen jungen Anfaͤnger/ das
Ubrige/ was ihme etwann in dem Examine abge-
gangen/ noch voͤllig anweiſen/ und mit der Zeit un-
terrichten koͤnnen/ wie dann auf alle dergleichen
Umſtaͤnde/ ein loͤblich Commercien-Collegium,
wann ſich Candidati bey ihme angeben/ Reflexion

zu
D d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0443" n="417"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Examen</hi> der Kauffmanns-Diener</hi></fw><lb/>
&#x017F;eine Jahr er&#x017F;tanden/ folglich &#x017F;ich auch noch ander-<lb/>
wa&#x0364;rts ver&#x017F;ucht/ und &#x017F;ein Glu&#x0364;ck bey Handlungen zu<lb/>
machen/ keine Mu&#x0364;he/ Fleiß noch <hi rendition="#aq">Studi</hi>ren &#x017F;ich hat<lb/>
dauren la&#x017F;&#x017F;en/ von dem &#x017F;tehet &#x017F;chon zu <hi rendition="#aq">præ&#x017F;umi</hi>ren/<lb/>
daß er ku&#x0364;nfftig in &#x017F;einem eigenen Handel &#x017F;ich &#x017F;olches<lb/>
alles wohl zu Nutz machen/ und ein wu&#x0364;rdiges Mit-<lb/>
Glied der lo&#x0364;blichen Kauffmann&#x017F;chafft/ de&#x017F;&#x017F;elbigen<lb/>
Orts/ abgeben werde/ zumal/ wann ein &#x017F;olcher<lb/>
Men&#x017F;ch zugleich &#x017F;ein reifes Alter und <hi rendition="#aq">Judicium</hi> er-<lb/>
reichet/ ein gutes Zeugnis &#x017F;eines Wohlverhaltens<lb/>
vor &#x017F;ich hat/ entweder &#x017F;elb&#x017F;t von guter <hi rendition="#aq">Extracti</hi>on<lb/>
und <hi rendition="#aq">Familia</hi> i&#x017F;t/ oder doch vornehme Freunde hat/<lb/>
welche ihm in Nothfall unter die Arme greiffen/ und<lb/>
mit Rath und That <hi rendition="#aq">as&#x017F;i&#x017F;ti</hi>ren ko&#x0364;nnen. Gemeiniglich<lb/><hi rendition="#aq">etabl</hi>irt &#x017F;ich derjenige/ der &#x017F;einen eigenen Handel un-<lb/>
ternimmt/ auch zugleich &#x017F;ein eigenes Haus-We&#x017F;en/<lb/>
und &#x017F;uchet &#x017F;ich ein liebes Weibgen aus/ welche ihme<lb/>
eine gute Gehu&#x0364;lffin/ wo nicht vor ihre Per&#x017F;on/ doch<lb/>
durch die Mittel/ die &#x017F;ie ihme zubringt/ ku&#x0364;nfftig in<lb/>
&#x017F;einer Handlung werden mo&#x0364;ge; und i&#x017F;t es wohl der<lb/>
Ehe&#x017F;tand/ welcher die mei&#x017F;ten/ nach ihrem eigenen<lb/>
Handel zu &#x017F;treben/ antreibet. Vielen &#x017F;chmeichelt auch<lb/>
das Glu&#x0364;ck derge&#x017F;talt/ daß es ihnen reiche Witt-<lb/>
Weiber und Kauffmanns-To&#x0364;chter zuwei&#x017F;et/ bey<lb/>
welchen &#x017F;ie gleich in eine <hi rendition="#aq">établ</hi>irte Handlung hinein<lb/>
kommen; Da dann die <hi rendition="#aq">Affair</hi>es die be&#x017F;ten Lehr-Mei-<lb/>
&#x017F;ters &#x017F;eyn/ die einen &#x017F;olchen jungen Anfa&#x0364;nger/ das<lb/>
Ubrige/ was ihme etwann in dem <hi rendition="#aq">Examine</hi> abge-<lb/>
gangen/ noch vo&#x0364;llig anwei&#x017F;en/ und mit der Zeit un-<lb/>
terrichten ko&#x0364;nnen/ wie dann auf alle dergleichen<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde/ ein lo&#x0364;blich <hi rendition="#aq">Commercien-Collegium,</hi><lb/>
wann &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Candidati</hi> bey ihme angeben/ <hi rendition="#aq">Reflexi</hi>on<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[417/0443] Examen der Kauffmanns-Diener ſeine Jahr erſtanden/ folglich ſich auch noch ander- waͤrts verſucht/ und ſein Gluͤck bey Handlungen zu machen/ keine Muͤhe/ Fleiß noch Studiren ſich hat dauren laſſen/ von dem ſtehet ſchon zu præſumiren/ daß er kuͤnfftig in ſeinem eigenen Handel ſich ſolches alles wohl zu Nutz machen/ und ein wuͤrdiges Mit- Glied der loͤblichen Kauffmannſchafft/ deſſelbigen Orts/ abgeben werde/ zumal/ wann ein ſolcher Menſch zugleich ſein reifes Alter und Judicium er- reichet/ ein gutes Zeugnis ſeines Wohlverhaltens vor ſich hat/ entweder ſelbſt von guter Extraction und Familia iſt/ oder doch vornehme Freunde hat/ welche ihm in Nothfall unter die Arme greiffen/ und mit Rath und That asſiſtiren koͤnnen. Gemeiniglich etablirt ſich derjenige/ der ſeinen eigenen Handel un- ternimmt/ auch zugleich ſein eigenes Haus-Weſen/ und ſuchet ſich ein liebes Weibgen aus/ welche ihme eine gute Gehuͤlffin/ wo nicht vor ihre Perſon/ doch durch die Mittel/ die ſie ihme zubringt/ kuͤnfftig in ſeiner Handlung werden moͤge; und iſt es wohl der Eheſtand/ welcher die meiſten/ nach ihrem eigenen Handel zu ſtreben/ antreibet. Vielen ſchmeichelt auch das Gluͤck dergeſtalt/ daß es ihnen reiche Witt- Weiber und Kauffmanns-Toͤchter zuweiſet/ bey welchen ſie gleich in eine établirte Handlung hinein kommen; Da dann die Affaires die beſten Lehr-Mei- ſters ſeyn/ die einen ſolchen jungen Anfaͤnger/ das Ubrige/ was ihme etwann in dem Examine abge- gangen/ noch voͤllig anweiſen/ und mit der Zeit un- terrichten koͤnnen/ wie dann auf alle dergleichen Umſtaͤnde/ ein loͤblich Commercien-Collegium, wann ſich Candidati bey ihme angeben/ Reflexion zu D d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/443
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/443>, abgerufen am 24.11.2024.