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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput XI.
nehmlich ein wohl-bestelltes Commercien-Colle-
gium
vorgesetzet/ bey welchem sich unter andern
äuch die Handels-Diener/ wann sie nunmehro in
Numerum Civium & Mercatorum
wollen reci-
pi
ret werden/ anzugeben haben. Dann obwohl
die Freyheit der Commercien und Policey erfor-
dern wolte/ daß man niemand/ sich bürgerlich zu
nehren/ grosse Schwürigkeit machen solte/ so will
doch die gute Ordnung/ durch welche das gemeine
Wesen mit bestehet/ auch das Jhrige haben; vor
allen aber ein ansehnliches Corpus der Kauffmann-
schafft eines Orts darüber halten/ daß es nicht mit
untüchtigen Gliedmassen/ welche des gantzen Leibes
Renommee und Credit schmälern könten/ über-
häuffet werde. Hierzu dienet nun vornehmlich das
Examen, welches mit solchen Handels-Dienern/
die nunmehro ihr Eigenes anfahen wollen/ vor dem
Commercien-Collegio müste vorgenommen wer-
den; Eben wie eine Handwercks-Zunfft keinen
zum Meister spricht/ er habe dann zuvor ein würck-
liches Meister-Stück seiner Handwerckerischen Ge-
lehrsamkeit verfertiget und aufgewiesen.

Es seynd aber die zu examinirende Handels-
Diener auf unterschiedliche Weise anzusehen/ ent-
weder als Kauffleuts-Söhne/ oder als solche/ de-
ren Eltern von einer andern Profession seynd. Sie
sind auch anzusehen als Einheimische oder Fremb-
de/ ingleichen nach der Handlung/ die sie gelernet
haben/ als Leute/ die beym Groß-Handel/ oder bey
Seiden-Material-Tuch-Eisen- und Holtz-Waa-
ren-Handel/ und andern dergleichen ausgedienet;
Wobey man ferner auf ihr Alter/ bißherige Con-

duite,

Caput XI.
nehmlich ein wohl-beſtelltes Commercien-Colle-
gium
vorgeſetzet/ bey welchem ſich unter andern
aͤuch die Handels-Diener/ wann ſie nunmehro in
Numerum Civium & Mercatorum
wollen reci-
pi
ret werden/ anzugeben haben. Dann obwohl
die Freyheit der Commercien und Policey erfor-
dern wolte/ daß man niemand/ ſich buͤrgerlich zu
nehren/ groſſe Schwuͤrigkeit machen ſolte/ ſo will
doch die gute Ordnung/ durch welche das gemeine
Weſen mit beſtehet/ auch das Jhrige haben; vor
allen aber ein anſehnliches Corpus der Kauffmann-
ſchafft eines Orts daruͤber halten/ daß es nicht mit
untuͤchtigen Gliedmaſſen/ welche des gantzen Leibes
Renommée und Credit ſchmaͤlern koͤnten/ uͤber-
haͤuffet werde. Hierzu dienet nun vornehmlich das
Examen, welches mit ſolchen Handels-Dienern/
die nunmehro ihr Eigenes anfahen wollen/ vor dem
Commercien-Collegio muͤſte vorgenommen wer-
den; Eben wie eine Handwercks-Zunfft keinen
zum Meiſter ſpricht/ er habe dann zuvor ein wuͤrck-
liches Meiſter-Stuͤck ſeiner Handwerckeriſchen Ge-
lehrſamkeit verfertiget und aufgewieſen.

Es ſeynd aber die zu examinirende Handels-
Diener auf unterſchiedliche Weiſe anzuſehen/ ent-
weder als Kauffleuts-Soͤhne/ oder als ſolche/ de-
ren Eltern von einer andern Profeſſion ſeynd. Sie
ſind auch anzuſehen als Einheimiſche oder Fremb-
de/ ingleichen nach der Handlung/ die ſie gelernet
haben/ als Leute/ die beym Groß-Handel/ oder bey
Seiden-Material-Tuch-Eiſen- und Holtz-Waa-
ren-Handel/ und andern dergleichen ausgedienet;
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duite,
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[400/0426] Caput XI. nehmlich ein wohl-beſtelltes Commercien-Colle- gium vorgeſetzet/ bey welchem ſich unter andern aͤuch die Handels-Diener/ wann ſie nunmehro in Numerum Civium & Mercatorum wollen reci- piret werden/ anzugeben haben. Dann obwohl die Freyheit der Commercien und Policey erfor- dern wolte/ daß man niemand/ ſich buͤrgerlich zu nehren/ groſſe Schwuͤrigkeit machen ſolte/ ſo will doch die gute Ordnung/ durch welche das gemeine Weſen mit beſtehet/ auch das Jhrige haben; vor allen aber ein anſehnliches Corpus der Kauffmann- ſchafft eines Orts daruͤber halten/ daß es nicht mit untuͤchtigen Gliedmaſſen/ welche des gantzen Leibes Renommée und Credit ſchmaͤlern koͤnten/ uͤber- haͤuffet werde. Hierzu dienet nun vornehmlich das Examen, welches mit ſolchen Handels-Dienern/ die nunmehro ihr Eigenes anfahen wollen/ vor dem Commercien-Collegio muͤſte vorgenommen wer- den; Eben wie eine Handwercks-Zunfft keinen zum Meiſter ſpricht/ er habe dann zuvor ein wuͤrck- liches Meiſter-Stuͤck ſeiner Handwerckeriſchen Ge- lehrſamkeit verfertiget und aufgewieſen. Es ſeynd aber die zu examinirende Handels- Diener auf unterſchiedliche Weiſe anzuſehen/ ent- weder als Kauffleuts-Soͤhne/ oder als ſolche/ de- ren Eltern von einer andern Profeſſion ſeynd. Sie ſind auch anzuſehen als Einheimiſche oder Fremb- de/ ingleichen nach der Handlung/ die ſie gelernet haben/ als Leute/ die beym Groß-Handel/ oder bey Seiden-Material-Tuch-Eiſen- und Holtz-Waa- ren-Handel/ und andern dergleichen ausgedienet; Wobey man ferner auf ihr Alter/ bißherige Con- duite,

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/426>, abgerufen am 24.11.2024.