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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput VI.
wird freundlich ersuchet/ sich inzwischen niederzu-
lassen.

Dann kommt bald ein anderer von der Gesell-
schafft herein gegangen/ als gantz frembd und unbe-
kandt/ fänget entweder/ als vor sich selbst/ an zu
reden/ oder simuliret einen Affect, darüber der Er-
ste ihm anredet: Und dann laufft der Discurs nach
wenigem und von sonderbaren Zufällen handelen-
dem Wort-Wechsel aufs Spielen hinaus/ dabey
dieser/ so den Frembden geführet hat/ gegen densel-
ben gantz vertraulich thut/ spricht wohl/ ich habe das
Spielen verredet/ wollte sonst jenem unvorsichtigen
Menschen/ (der etwan die Charte fordert und
dumm damit zu Wercke gehet/ auch wohl mit Du-
caten pralet) sein Geld bald abgewinnen/ will aber
der Herr mit ihm spielen/ er wird gewiß gewin-
nen.

Lässet sich der Frembde dadurch noch nicht bere-
den: So spricht dieser wohl/ ich will nur einmal für
die lange Weile Charten nehmen; zeiget ihm dar-
auf/ wie ihm dieselben so glücklich fallen/ und er-
mahnet ihn/ Geld beyzusetzen/ oder spricht gar/ ich
will für ihm diß Stück setzen; gewinnet darauf/ und
heisset ihm das Gewonnene nehmen.

Lässet sich dann der Frembde ins Spiel ein/ so
wissen sie sein Gewinnen und Verspielen so meister-
lich nach seiner Gemüths-Paßion untereinander
zu mengen/ weil sie die Charte so wohl von aussen
als von innen kennen/ daß er so lange anhält/ biß sein
Geld weg ist/ und das gehet so viel leichter an/ weil
der eine sich stellt/ als wann er des Frembden sein

Freund

Caput VI.
wird freundlich erſuchet/ ſich inzwiſchen niederzu-
laſſen.

Dann kommt bald ein anderer von der Geſell-
ſchafft herein gegangen/ als gantz frembd und unbe-
kandt/ faͤnget entweder/ als vor ſich ſelbſt/ an zu
reden/ oder ſimuliret einen Affect, daruͤber der Er-
ſte ihm anredet: Und dann laufft der Diſcurs nach
wenigem und von ſonderbaren Zufaͤllen handelen-
dem Wort-Wechſel aufs Spielen hinaus/ dabey
dieſer/ ſo den Frembden gefuͤhret hat/ gegen denſel-
ben gantz vertraulich thut/ ſpricht wohl/ ich habe das
Spielen verredet/ wollte ſonſt jenem unvorſichtigen
Menſchen/ (der etwan die Charte fordert und
dumm damit zu Wercke gehet/ auch wohl mit Du-
caten pralet) ſein Geld bald abgewinnen/ will aber
der Herꝛ mit ihm ſpielen/ er wird gewiß gewin-
nen.

Laͤſſet ſich der Frembde dadurch noch nicht bere-
den: So ſpricht dieſer wohl/ ich will nur einmal fuͤr
die lange Weile Charten nehmen; zeiget ihm dar-
auf/ wie ihm dieſelben ſo gluͤcklich fallen/ und er-
mahnet ihn/ Geld beyzuſetzen/ oder ſpricht gar/ ich
will fuͤr ihm diß Stuͤck ſetzen; gewinnet darauf/ und
heiſſet ihm das Gewonnene nehmen.

Laͤſſet ſich dann der Frembde ins Spiel ein/ ſo
wiſſen ſie ſein Gewinnen und Verſpielen ſo meiſter-
lich nach ſeiner Gemuͤths-Paßion untereinander
zu mengen/ weil ſie die Charte ſo wohl von auſſen
als von innen kennen/ daß er ſo lange anhaͤlt/ biß ſein
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der eine ſich ſtellt/ als wann er des Frembden ſein

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[260/0284] Caput VI. wird freundlich erſuchet/ ſich inzwiſchen niederzu- laſſen. Dann kommt bald ein anderer von der Geſell- ſchafft herein gegangen/ als gantz frembd und unbe- kandt/ faͤnget entweder/ als vor ſich ſelbſt/ an zu reden/ oder ſimuliret einen Affect, daruͤber der Er- ſte ihm anredet: Und dann laufft der Diſcurs nach wenigem und von ſonderbaren Zufaͤllen handelen- dem Wort-Wechſel aufs Spielen hinaus/ dabey dieſer/ ſo den Frembden gefuͤhret hat/ gegen denſel- ben gantz vertraulich thut/ ſpricht wohl/ ich habe das Spielen verredet/ wollte ſonſt jenem unvorſichtigen Menſchen/ (der etwan die Charte fordert und dumm damit zu Wercke gehet/ auch wohl mit Du- caten pralet) ſein Geld bald abgewinnen/ will aber der Herꝛ mit ihm ſpielen/ er wird gewiß gewin- nen. Laͤſſet ſich der Frembde dadurch noch nicht bere- den: So ſpricht dieſer wohl/ ich will nur einmal fuͤr die lange Weile Charten nehmen; zeiget ihm dar- auf/ wie ihm dieſelben ſo gluͤcklich fallen/ und er- mahnet ihn/ Geld beyzuſetzen/ oder ſpricht gar/ ich will fuͤr ihm diß Stuͤck ſetzen; gewinnet darauf/ und heiſſet ihm das Gewonnene nehmen. Laͤſſet ſich dann der Frembde ins Spiel ein/ ſo wiſſen ſie ſein Gewinnen und Verſpielen ſo meiſter- lich nach ſeiner Gemuͤths-Paßion untereinander zu mengen/ weil ſie die Charte ſo wohl von auſſen als von innen kennen/ daß er ſo lange anhaͤlt/ biß ſein Geld weg iſt/ und das gehet ſo viel leichter an/ weil der eine ſich ſtellt/ als wann er des Frembden ſein Freund

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/284>, abgerufen am 22.11.2024.