Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput VI. als in der Nähe erfordert werden; welches letztereauch seyn muß/ wann einem reisenden Handels- Diener/ das Land/ oder der Ort/ wo er hin verschi- cket wird/ unbekannt ist/ da dann allerdings/ so- wohl eine schrifftliche als mündliche Nachricht von der Beschaffenheit daselbst/ nöthig seyn will. Jst die Sprach des Orts anders/ als hier/ wo der Ver- reisende zu Hauß gehöret/ so stehet zu bedencken/ ob er solche wohl wisse/ oder wie er allenfalls/ wann er keine Känntniß davon hätte/ dannoch nütz- lich/ mit denen Einwohnern/ entweder durch Doll- metscher/ oder solche Factors, welche beyder Spra- chen kündig seyn/ handeln möge; etwann auch eine solche Compagnie seiner eigenen Lands-Leute bey sich habe/ darunter einer oder der andere des Landes/ wohin sie Reisen/ ihre Sprache kündig/ und ihn also zugleich mit aushelffen können; Wie- wohl es gewisser-massen zimlich verdrießlich ist/ wann man durch Dollmetschers handeln/ und was diese einem vorsagen/ glauben muß. Daher wir nicht unbillig erinnern/ daß gemeiniglich die Kauffleute nach solchen Dienern trachten sollen/ welche dessel- bigen Landes Sprach/ wohin ihre Handlung am meisten gehet/ wohl verstehen/ und solche in ihren Jungen-Jahren allbereit gelernet haben. Die Sitten eines Lands betreffende/ unter welchen man auch die Gebräuche in der Handlung verstehet/ muß von solchen allen unser reisender Handels- Diener allbereit selbst eigene Känntniß/ oder zum wenigsten gute Instruction von seinem Handels- Patron/ oder anderen Leuten haben/ damit er sich nach solchen so viel besser richten/ und seine Sachen dar-
Caput VI. als in der Naͤhe erfordert werden; welches letztereauch ſeyn muß/ wann einem reiſenden Handels- Diener/ das Land/ oder der Ort/ wo er hin verſchi- cket wird/ unbekannt iſt/ da dann allerdings/ ſo- wohl eine ſchrifftliche als muͤndliche Nachricht von der Beſchaffenheit daſelbſt/ noͤthig ſeyn will. Jſt die Sprach des Orts anders/ als hier/ wo der Ver- reiſende zu Hauß gehoͤret/ ſo ſtehet zu bedencken/ ob er ſolche wohl wiſſe/ oder wie er allenfalls/ wann er keine Kaͤnntniß davon haͤtte/ dannoch nuͤtz- lich/ mit denen Einwohnern/ entweder durch Doll- metſcher/ oder ſolche Factors, welche beyder Spra- chen kuͤndig ſeyn/ handeln moͤge; etwann auch eine ſolche Compagnie ſeiner eigenen Lands-Leute bey ſich habe/ darunter einer oder der andere des Landes/ wohin ſie Reiſen/ ihre Sprache kuͤndig/ und ihn alſo zugleich mit aushelffen koͤnnen; Wie- wohl es gewiſſer-maſſen zimlich verdrießlich iſt/ wann man durch Dollmetſchers handeln/ und was dieſe einem vorſagen/ glauben muß. Daher wir nicht unbillig erinnern/ daß gemeiniglich die Kauffleute nach ſolchen Dienern trachten ſollen/ welche deſſel- bigen Landes Sprach/ wohin ihre Handlung am meiſten gehet/ wohl verſtehen/ und ſolche in ihren Jungen-Jahren allbereit gelernet haben. Die Sitten eines Lands betreffende/ unter welchen man auch die Gebraͤuche in der Handlung verſtehet/ muß von ſolchen allen unſer reiſender Handels- Diener allbereit ſelbſt eigene Kaͤnntniß/ oder zum wenigſten gute Inſtruction von ſeinem Handels- Patron/ oder anderen Leuten haben/ damit er ſich nach ſolchen ſo viel beſſer richten/ und ſeine Sachen dar-
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Caput VI.
als in der Naͤhe erfordert werden; welches letztere
auch ſeyn muß/ wann einem reiſenden Handels-
Diener/ das Land/ oder der Ort/ wo er hin verſchi-
cket wird/ unbekannt iſt/ da dann allerdings/ ſo-
wohl eine ſchrifftliche als muͤndliche Nachricht von
der Beſchaffenheit daſelbſt/ noͤthig ſeyn will. Jſt
die Sprach des Orts anders/ als hier/ wo der Ver-
reiſende zu Hauß gehoͤret/ ſo ſtehet zu bedencken/
ob er ſolche wohl wiſſe/ oder wie er allenfalls/
wann er keine Kaͤnntniß davon haͤtte/ dannoch nuͤtz-
lich/ mit denen Einwohnern/ entweder durch Doll-
metſcher/ oder ſolche Factors, welche beyder Spra-
chen kuͤndig ſeyn/ handeln moͤge; etwann auch
eine ſolche Compagnie ſeiner eigenen Lands-Leute
bey ſich habe/ darunter einer oder der andere des
Landes/ wohin ſie Reiſen/ ihre Sprache kuͤndig/
und ihn alſo zugleich mit aushelffen koͤnnen; Wie-
wohl es gewiſſer-maſſen zimlich verdrießlich iſt/
wann man durch Dollmetſchers handeln/ und was
dieſe einem vorſagen/ glauben muß. Daher wir nicht
unbillig erinnern/ daß gemeiniglich die Kauffleute
nach ſolchen Dienern trachten ſollen/ welche deſſel-
bigen Landes Sprach/ wohin ihre Handlung am
meiſten gehet/ wohl verſtehen/ und ſolche in ihren
Jungen-Jahren allbereit gelernet haben. Die
Sitten eines Lands betreffende/ unter welchen man
auch die Gebraͤuche in der Handlung verſtehet/
muß von ſolchen allen unſer reiſender Handels-
Diener allbereit ſelbſt eigene Kaͤnntniß/ oder zum
wenigſten gute Inſtruction von ſeinem Handels-
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Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/270>, abgerufen am 16.02.2025. |