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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput III. Von der
Putz Anlaß zu argumentiren geben/ daß ein solcher/
wie eine Pope ausgeputzter/ die Arbeit scheuen wer-
de/ um etwan seine Hand-Krausen nicht zu zerkrip-
peln/ oder den saubern Rock und Peruque stau-
big zu machen/ wie sich denn alles zusammen nicht
wohl aufs Contoir bey Dinte und Feder schicket/
und dem Herrn so wol/ als dem Diener verdacht wird/
wann solche geputzte Affen beym Schreib-Pult
sitzen/ daraus abzunehmen/ daß nicht viel in der
Handlung zu thun seyn müsse/ weil der Diener
immer also auf den Staat gekleidet einhergehen kön-
ne/ wo man nicht gar muthmasset/ daß/ wann
solches zu übermäßig/ und auch etwan noch ande-
re Zeitungen von seiner üblen Conduite neben bey
zu lauffen/ daß er solches nicht alles von seinen 40.
oder 50. Thalern Salario bestreiten könne/ und
nothwendig lange Finger dabey machen müsse/ wie
es dann auch denen Principalen, die solches zulas-
sen/ daß ihre Dieners und Jungens täglich in der
Wochen/ (von einem erbarn Kleid des Sonntags
reden wir nicht) so geschmückt einher gehen/ höch-
lich verdacht/ und zu weniger Klugheit gerechnet
wird.

Die Genügsamkeit ist eine Tugend/ welche
Kauffleuts-Diener/ die bey raisonnablen Herren in
Condition stehen/ ebenfalls nicht aus der Acht las-
sen sollen. Mancher siehet/ daß er sich bey seinem
Herrn necessaire gemacht/ daß dieser ihn nicht
wohl entbehren/ oder dieses oder jenes ohne ihm
nicht bestreiten kan/ fluxs wird er hoffärtig/ will mehr
Salarium haben/ höher respectiret seyn/ oder er
setzet dem Patron den Stuhl vor die Thür; welches

aber

Caput III. Von der
Putz Anlaß zu argumentiren geben/ daß ein ſolcher/
wie eine Pope ausgeputzter/ die Arbeit ſcheuen wer-
de/ um etwan ſeine Hand-Krauſen nicht zu zerkrip-
peln/ oder den ſaubern Rock und Peruque ſtau-
big zu machen/ wie ſich denn alles zuſammen nicht
wohl aufs Contoir bey Dinte und Feder ſchicket/
und dem Herꝛn ſo wol/ als dem Diener veꝛdacht wiꝛd/
wann ſolche geputzte Affen beym Schreib-Pult
ſitzen/ daraus abzunehmen/ daß nicht viel in der
Handlung zu thun ſeyn muͤſſe/ weil der Diener
immer alſo auf den Staat gekleidet einhergehen koͤn-
ne/ wo man nicht gar muthmaſſet/ daß/ wann
ſolches zu uͤbermaͤßig/ und auch etwan noch ande-
re Zeitungen von ſeiner uͤblen Conduite neben bey
zu lauffen/ daß er ſolches nicht alles von ſeinen 40.
oder 50. Thalern Salario beſtreiten koͤnne/ und
nothwendig lange Finger dabey machen muͤſſe/ wie
es dann auch denen Principalen, die ſolches zulaſ-
ſen/ daß ihre Dieners und Jungens taͤglich in der
Wochen/ (von einem erbarn Kleid des Sonntags
reden wir nicht) ſo geſchmuͤckt einher gehen/ hoͤch-
lich verdacht/ und zu weniger Klugheit gerechnet
wird.

Die Genuͤgſamkeit iſt eine Tugend/ welche
Kauffleuts-Diener/ die bey raiſonnablen Herren in
Condition ſtehen/ ebenfalls nicht aus der Acht laſ-
ſen ſollen. Mancher ſiehet/ daß er ſich bey ſeinem
Herꝛn neceſſaire gemacht/ daß dieſer ihn nicht
wohl entbehren/ oder dieſes oder jenes ohne ihm
nicht beſtreiten kan/ fluxs wird er hoffaͤrtig/ will mehr
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ſetzet dem Patron den Stuhl vor die Thuͤr; welches

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[144/0168] Caput III. Von der Putz Anlaß zu argumentiren geben/ daß ein ſolcher/ wie eine Pope ausgeputzter/ die Arbeit ſcheuen wer- de/ um etwan ſeine Hand-Krauſen nicht zu zerkrip- peln/ oder den ſaubern Rock und Peruque ſtau- big zu machen/ wie ſich denn alles zuſammen nicht wohl aufs Contoir bey Dinte und Feder ſchicket/ und dem Herꝛn ſo wol/ als dem Diener veꝛdacht wiꝛd/ wann ſolche geputzte Affen beym Schreib-Pult ſitzen/ daraus abzunehmen/ daß nicht viel in der Handlung zu thun ſeyn muͤſſe/ weil der Diener immer alſo auf den Staat gekleidet einhergehen koͤn- ne/ wo man nicht gar muthmaſſet/ daß/ wann ſolches zu uͤbermaͤßig/ und auch etwan noch ande- re Zeitungen von ſeiner uͤblen Conduite neben bey zu lauffen/ daß er ſolches nicht alles von ſeinen 40. oder 50. Thalern Salario beſtreiten koͤnne/ und nothwendig lange Finger dabey machen muͤſſe/ wie es dann auch denen Principalen, die ſolches zulaſ- ſen/ daß ihre Dieners und Jungens taͤglich in der Wochen/ (von einem erbarn Kleid des Sonntags reden wir nicht) ſo geſchmuͤckt einher gehen/ hoͤch- lich verdacht/ und zu weniger Klugheit gerechnet wird. Die Genuͤgſamkeit iſt eine Tugend/ welche Kauffleuts-Diener/ die bey raiſonnablen Herren in Condition ſtehen/ ebenfalls nicht aus der Acht laſ- ſen ſollen. Mancher ſiehet/ daß er ſich bey ſeinem Herꝛn neceſſaire gemacht/ daß dieſer ihn nicht wohl entbehren/ oder dieſes oder jenes ohne ihm nicht beſtreiten kan/ fluxs wird er hoffaͤrtig/ will mehr Salarium haben/ hoͤher reſpectiret ſeyn/ oder er ſetzet dem Patron den Stuhl vor die Thuͤr; welches aber

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/168>, abgerufen am 21.11.2024.