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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Qualitäten eines Kauffmanns-Dieners.
nigen/ welche mit GOttes Gerichten ihren Spott
treiben zur augenscheinlichen Warnung/ etc.

Dem Neben-Menschen ist ein Handels-
Diener getreu/ wann er niemand wissentlich ver-
vortheilet/ oder muthwillig in Schaden bringt/ de-
nen die seines Raths und Hülff gebrauchen/ solche so
weit es ohne seinen und seines Herrn Schaden seyn
kan/ gern mittheilet/ er beweiset auch Treu und Lie-
be/ gegen die unter ihm stehende Handels-Jungen/
wann er ihnen mit guten Exempeln vorgehet/ und
wo es die Gelegenheit giebt/ es an ihnen an erbau-
licher Unterweisung nicht ermangeln läst/ welches
offtmals nicht so wohl die Eltern und Befreunde
solcher Knaben/ als sie/ die Knaben selbst/ wann sie
hernach zu ihren Jahren kommen/ mit Danck und
Gegen-Wohlthat erkennen/ so muß er auch seinen
Neben-Menschen getreu/ ja getreuer als seinem
Herrn seyn/ wann dieser ihme etwas zu thun befeh-
len sollte/ darüber ein unschuldiger Mensch in
Schaden gerathen könte.

Z. E. ein Diener wüste/ daß ein Herr schon al-
les eingepackt/ und morgen zum Thor hinaus gehen
und Banquerott machen wollte/ er verlangte aber
an ihm/ daß er noch zu diesem oder jenem hingehen/
und von denselben Geld (unter den Praetext, mor-
gen oder übermorgen Banco oder ander Geld da-
für zu geben) holen solte/ welche der betrügerische
Banquerottirer noch mit auf den Weg zu nehmen/
und niemals wiederzugeben gedächte/ so kan der
Diener mit gutem Gewissen solchen Befehl nicht
ausrichten/ oder er macht sich mit seinem Patron glei-
cher Sünden theilhafftig/ und auch der ewigen

Straff
J 3

Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners.
nigen/ welche mit GOttes Gerichten ihren Spott
treiben zur augenſcheinlichen Warnung/ ꝛc.

Dem Neben-Menſchen iſt ein Handels-
Diener getreu/ wann er niemand wiſſentlich ver-
vortheilet/ oder muthwillig in Schaden bringt/ de-
nen die ſeines Raths und Huͤlff gebrauchen/ ſolche ſo
weit es ohne ſeinen und ſeines Herꝛn Schaden ſeyn
kan/ gern mittheilet/ er beweiſet auch Treu und Lie-
be/ gegen die unter ihm ſtehende Handels-Jungen/
wann er ihnen mit guten Exempeln vorgehet/ und
wo es die Gelegenheit giebt/ es an ihnen an erbau-
licher Unterweiſung nicht ermangeln laͤſt/ welches
offtmals nicht ſo wohl die Eltern und Befreunde
ſolcher Knaben/ als ſie/ die Knaben ſelbſt/ wann ſie
hernach zu ihren Jahren kommen/ mit Danck und
Gegen-Wohlthat erkennen/ ſo muß er auch ſeinen
Neben-Menſchen getreu/ ja getreuer als ſeinem
Herꝛn ſeyn/ wann dieſer ihme etwas zu thun befeh-
len ſollte/ daruͤber ein unſchuldiger Menſch in
Schaden gerathen koͤnte.

Z. E. ein Diener wuͤſte/ daß ein Herꝛ ſchon al-
les eingepackt/ und morgen zum Thor hinaus gehen
und Banquerott machen wollte/ er verlangte aber
an ihm/ daß er noch zu dieſem oder jenem hingehen/
und von denſelben Geld (unter den Prætext, mor-
gen oder uͤbermorgen Banco oder ander Geld da-
fuͤr zu geben) holen ſolte/ welche der betruͤgeriſche
Banquerottirer noch mit auf den Weg zu nehmen/
und niemals wiederzugeben gedaͤchte/ ſo kan der
Diener mit gutem Gewiſſen ſolchen Befehl nicht
ausrichten/ oder er macht ſich mit ſeinem Patron glei-
cher Suͤnden theilhafftig/ und auch der ewigen

Straff
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[133/0157] Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners. nigen/ welche mit GOttes Gerichten ihren Spott treiben zur augenſcheinlichen Warnung/ ꝛc. Dem Neben-Menſchen iſt ein Handels- Diener getreu/ wann er niemand wiſſentlich ver- vortheilet/ oder muthwillig in Schaden bringt/ de- nen die ſeines Raths und Huͤlff gebrauchen/ ſolche ſo weit es ohne ſeinen und ſeines Herꝛn Schaden ſeyn kan/ gern mittheilet/ er beweiſet auch Treu und Lie- be/ gegen die unter ihm ſtehende Handels-Jungen/ wann er ihnen mit guten Exempeln vorgehet/ und wo es die Gelegenheit giebt/ es an ihnen an erbau- licher Unterweiſung nicht ermangeln laͤſt/ welches offtmals nicht ſo wohl die Eltern und Befreunde ſolcher Knaben/ als ſie/ die Knaben ſelbſt/ wann ſie hernach zu ihren Jahren kommen/ mit Danck und Gegen-Wohlthat erkennen/ ſo muß er auch ſeinen Neben-Menſchen getreu/ ja getreuer als ſeinem Herꝛn ſeyn/ wann dieſer ihme etwas zu thun befeh- len ſollte/ daruͤber ein unſchuldiger Menſch in Schaden gerathen koͤnte. Z. E. ein Diener wuͤſte/ daß ein Herꝛ ſchon al- les eingepackt/ und morgen zum Thor hinaus gehen und Banquerott machen wollte/ er verlangte aber an ihm/ daß er noch zu dieſem oder jenem hingehen/ und von denſelben Geld (unter den Prætext, mor- gen oder uͤbermorgen Banco oder ander Geld da- fuͤr zu geben) holen ſolte/ welche der betruͤgeriſche Banquerottirer noch mit auf den Weg zu nehmen/ und niemals wiederzugeben gedaͤchte/ ſo kan der Diener mit gutem Gewiſſen ſolchen Befehl nicht ausrichten/ oder er macht ſich mit ſeinem Patron glei- cher Suͤnden theilhafftig/ und auch der ewigen Straff J 3

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/157>, abgerufen am 21.11.2024.