Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Qualitäten eines Kauffmanns-Dieners.
daß unrechtes Gut nicht auf den dritten Erben
komme.

Gegen seinen Herrn ist ein Diener getreu/
wann er dessen Nutzen/ so viel an ihm ist/ auf alle
Weise zu befördern/ seinen Schaden hingegen ab-
zuweden trachtet/ wann er ihn mit geziemender Mo-
destie
warnet/ und etwan von solchen Unter-
nehmungen abmahnet/ die zu dessen Schaden ge-
reichen könnten/ wenn er mit unermüdetem Fleiß
und Sorgfalt dienet/ und gern wann es bey ihm
stünde/ seinem Herrn/ einen Groschen zu einem
Thaler machen wollte; hingegen wird er von sol-
chem Vinculo der Treue loß/ wann er auch gleich
juratiorisch/ dem Herrn treu zu dienen/ sich verschrie-
ben und angelobet hätte/ wann sein Herr ihm et-
was befehlen sollte/ so wider GOtt/ die hohe Obrig-
keit/ das gemeine Beste/ und wider gute Zucht/
Sitten und Erbarkeit seyn und streiten sollte/ in
welchem Fall er nicht zu pariren/ sondern wann er
bono modo seinen Herrn nicht auf bessere Wege
und Gedancken bringen kan/ lieber dessen Dienste
zu quitiren hat/ als in solche ihme angemuthete
Sünden und Laster zu willigen. Jst es demnach ein
erschröckliches Exempel/ welches der Author des
geschmückten Lübecks von einem verwegenen und
GOttes-Gericht aus den Augen-setzenden Kauff-
manns-Diener erzehlet/ der/ wie er zweiffels ohn
ein ruchloser Mensch gewesen/ also sich nicht ge-
scheuet/ seines Herrn begangene Sünde/ und dar-
über fühlende Gewissens-Marter/ freywillig und
zwar vor ein Stück feines Tuch auf sich nehmen/
welche Verwegenheit er aber kurtz darauf unter des

hölli-
J

Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners.
daß unrechtes Gut nicht auf den dritten Erben
komme.

Gegen ſeinen Herꝛn iſt ein Diener getreu/
wann er deſſen Nutzen/ ſo viel an ihm iſt/ auf alle
Weiſe zu befoͤrdern/ ſeinen Schaden hingegen ab-
zuweden trachtet/ wann er ihn mit geziemender Mo-
deſtie
warnet/ und etwan von ſolchen Unter-
nehmungen abmahnet/ die zu deſſen Schaden ge-
reichen koͤnnten/ wenn er mit unermuͤdetem Fleiß
und Sorgfalt dienet/ und gern wann es bey ihm
ſtuͤnde/ ſeinem Herꝛn/ einen Groſchen zu einem
Thaler machen wollte; hingegen wird er von ſol-
chem Vinculo der Treue loß/ wann er auch gleich
juratioriſch/ dem Herꝛn treu zu dienen/ ſich verſchrie-
ben und angelobet haͤtte/ wann ſein Herꝛ ihm et-
was befehlen ſollte/ ſo wider GOtt/ die hohe Obrig-
keit/ das gemeine Beſte/ und wider gute Zucht/
Sitten und Erbarkeit ſeyn und ſtreiten ſollte/ in
welchem Fall er nicht zu pariren/ ſondern wann er
bono modo ſeinen Herꝛn nicht auf beſſere Wege
und Gedancken bringen kan/ lieber deſſen Dienſte
zu quitiren hat/ als in ſolche ihme angemuthete
Suͤnden und Laſter zu willigen. Jſt es demnach ein
erſchroͤckliches Exempel/ welches der Author des
geſchmuͤckten Luͤbecks von einem verwegenen und
GOttes-Gericht aus den Augen-ſetzenden Kauff-
manns-Diener erzehlet/ der/ wie er zweiffels ohn
ein ruchloſer Menſch geweſen/ alſo ſich nicht ge-
ſcheuet/ ſeines Herꝛn begangene Suͤnde/ und dar-
uͤber fuͤhlende Gewiſſens-Marter/ freywillig und
zwar vor ein Stuͤck feines Tuch auf ſich nehmen/
welche Verwegenheit er aber kurtz darauf unter des

hoͤlli-
J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0153" n="129"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;ten eines Kauffmanns-Dieners.</hi></fw><lb/>
daß unrechtes Gut nicht auf den dritten Erben<lb/>
komme.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gegen &#x017F;einen Her&#xA75B;n</hi> i&#x017F;t ein Diener getreu/<lb/>
wann er de&#x017F;&#x017F;en Nutzen/ &#x017F;o viel an ihm i&#x017F;t/ auf alle<lb/>
Wei&#x017F;e zu befo&#x0364;rdern/ &#x017F;einen Schaden hingegen ab-<lb/>
zuweden trachtet/ wann er ihn mit geziemender <hi rendition="#aq">Mo-<lb/>
de&#x017F;tie</hi> warnet/ und etwan von &#x017F;olchen Unter-<lb/>
nehmungen abmahnet/ die zu de&#x017F;&#x017F;en Schaden ge-<lb/>
reichen ko&#x0364;nnten/ wenn er mit unermu&#x0364;detem Fleiß<lb/>
und Sorgfalt dienet/ und gern wann es bey ihm<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;nde/ &#x017F;einem Her&#xA75B;n/ einen Gro&#x017F;chen zu einem<lb/>
Thaler machen wollte; hingegen wird er von &#x017F;ol-<lb/>
chem <hi rendition="#aq">Vinculo</hi> der Treue loß/ wann er auch gleich<lb/><hi rendition="#aq">juratiori</hi>&#x017F;ch/ dem Her&#xA75B;n treu zu dienen/ &#x017F;ich ver&#x017F;chrie-<lb/>
ben und angelobet ha&#x0364;tte/ wann &#x017F;ein Her&#xA75B; ihm et-<lb/>
was befehlen &#x017F;ollte/ &#x017F;o wider GOtt/ die hohe Obrig-<lb/>
keit/ das gemeine Be&#x017F;te/ und wider gute Zucht/<lb/>
Sitten und Erbarkeit &#x017F;eyn und &#x017F;treiten &#x017F;ollte/ in<lb/>
welchem Fall er nicht zu <hi rendition="#aq">pari</hi>ren/ &#x017F;ondern wann er<lb/><hi rendition="#aq">bono modo</hi> &#x017F;einen Her&#xA75B;n nicht auf be&#x017F;&#x017F;ere Wege<lb/>
und Gedancken bringen kan/ lieber de&#x017F;&#x017F;en Dien&#x017F;te<lb/>
zu <hi rendition="#aq">quiti</hi>ren hat/ als in &#x017F;olche ihme angemuthete<lb/>
Su&#x0364;nden und La&#x017F;ter zu willigen. J&#x017F;t es demnach ein<lb/>
er&#x017F;chro&#x0364;ckliches Exempel/ welches der <hi rendition="#aq">Author</hi> des<lb/>
ge&#x017F;chmu&#x0364;ckten Lu&#x0364;becks von einem verwegenen und<lb/>
GOttes-Gericht aus den Augen-&#x017F;etzenden Kauff-<lb/>
manns-Diener erzehlet/ der/ wie er zweiffels ohn<lb/>
ein ruchlo&#x017F;er Men&#x017F;ch gewe&#x017F;en/ al&#x017F;o &#x017F;ich nicht ge-<lb/>
&#x017F;cheuet/ &#x017F;eines Her&#xA75B;n begangene Su&#x0364;nde/ und dar-<lb/>
u&#x0364;ber fu&#x0364;hlende Gewi&#x017F;&#x017F;ens-Marter/ freywillig und<lb/>
zwar vor ein Stu&#x0364;ck feines Tuch auf &#x017F;ich nehmen/<lb/>
welche Verwegenheit er aber kurtz darauf unter des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J</fw><fw place="bottom" type="catch">ho&#x0364;lli-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0153] Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners. daß unrechtes Gut nicht auf den dritten Erben komme. Gegen ſeinen Herꝛn iſt ein Diener getreu/ wann er deſſen Nutzen/ ſo viel an ihm iſt/ auf alle Weiſe zu befoͤrdern/ ſeinen Schaden hingegen ab- zuweden trachtet/ wann er ihn mit geziemender Mo- deſtie warnet/ und etwan von ſolchen Unter- nehmungen abmahnet/ die zu deſſen Schaden ge- reichen koͤnnten/ wenn er mit unermuͤdetem Fleiß und Sorgfalt dienet/ und gern wann es bey ihm ſtuͤnde/ ſeinem Herꝛn/ einen Groſchen zu einem Thaler machen wollte; hingegen wird er von ſol- chem Vinculo der Treue loß/ wann er auch gleich juratioriſch/ dem Herꝛn treu zu dienen/ ſich verſchrie- ben und angelobet haͤtte/ wann ſein Herꝛ ihm et- was befehlen ſollte/ ſo wider GOtt/ die hohe Obrig- keit/ das gemeine Beſte/ und wider gute Zucht/ Sitten und Erbarkeit ſeyn und ſtreiten ſollte/ in welchem Fall er nicht zu pariren/ ſondern wann er bono modo ſeinen Herꝛn nicht auf beſſere Wege und Gedancken bringen kan/ lieber deſſen Dienſte zu quitiren hat/ als in ſolche ihme angemuthete Suͤnden und Laſter zu willigen. Jſt es demnach ein erſchroͤckliches Exempel/ welches der Author des geſchmuͤckten Luͤbecks von einem verwegenen und GOttes-Gericht aus den Augen-ſetzenden Kauff- manns-Diener erzehlet/ der/ wie er zweiffels ohn ein ruchloſer Menſch geweſen/ alſo ſich nicht ge- ſcheuet/ ſeines Herꝛn begangene Suͤnde/ und dar- uͤber fuͤhlende Gewiſſens-Marter/ freywillig und zwar vor ein Stuͤck feines Tuch auf ſich nehmen/ welche Verwegenheit er aber kurtz darauf unter des hoͤlli- J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/153
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/153>, abgerufen am 23.11.2024.