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Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

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Vom Credit-Wesen.
ringsten der Mangel des Credits sey/ oder Teutsch zu
reden/ daß kein Mensch den andern mehr traust/ da
doch der Credit als die Qvinta Essentia, oder das halbe
Leben bey der Kauffmannschafft zu consideriren/ und
selbige gleichsam vor tod zu achten/ wann solcher ihr
manqviret/ ja ein gantzes Land liegt offt darüber
schwindsüchtig und kraftloß darnieder/ wann ihme ne-
ben dem Geld-Mangel auch der Credit entzogen wird/
welcher in gewissen Fällen fast nützlicher als baare
Mittel selbst ist. Es ist aber der Credit zweyerley/ einer/
den ein wohl-gesessener Handelsmann/ Bürger oder
Landmann hat/ und der andere/ der einem Landes-
Herrn/ oder einem gantzen Lande und einer Gemeine/
auf blosse Parole, oder schrifftliche Obligation gegeben
wird. Jch sage/ auf ihre Parole oder blosse Hand-
schrifft/ dann so bald eine Hypothec oder Unterpfand
vor die gelehnte Summa hafftet/ ist es nicht mehr Cre-
dit,
bey welchem nicht auf des Geld-Bedürfftigen Ehr
und guten Glauben/ sondern auf sein Pfand gesehen
wird. Es erwirbt sich aber ein Kauffmann auf vielerley
Arten seinen Credit, als wann er vor sich selbst gute
Mittel ererbet/ erhey rahtet oder erworben hat/ fleißig
in seinen Beruff ist/ sich richtig mit der Zahlung hält/
und gute Freunde hat/ die ihm recommendiren/ und
andere/ ihn zu creditiren/ mit guten Exempeln vorge-
hen. Offtmahls gibt man auch Credit den Unbekann-
ten/ theils/ um dieselbe zu künfftiger Correspondentz
und Handlung desto eher anzulocken/ theils auch/ un-
verkauffliche Waaren dadurch loß zu werden/ oder
aber ein grosses Interesse, wie bey den Bodmerey-Gel-
dern geschiehet/ dabey zu bedingen; Dieser Credit
verliehret sich hernachmahls wieder durch Un-
glücks-Fälle/ welche den Kauffmann zu Land und

Was-

Vom Credit-Weſen.
ringſten der Mangel des Credits ſey/ oder Teutſch zu
reden/ daß kein Menſch den andern mehr traust/ da
doch der Credit als die Qvinta Eſſentia, oder das halbe
Leben bey der Kauffmannſchafft zu conſideriren/ und
ſelbige gleichſam vor tod zu achten/ wann ſolcher ihr
manqviret/ ja ein gantzes Land liegt offt daruͤber
ſchwindſuͤchtig und kraftloß darnieder/ wann ihme ne-
ben dem Geld-Mangel auch der Credit entzogen wird/
welcher in gewiſſen Faͤllen faſt nuͤtzlicher als baare
Mittel ſelbſt iſt. Es iſt aber der Credit zweyerley/ einer/
den ein wohl-geſeſſener Handelsmann/ Buͤrger oder
Landmann hat/ und der andere/ der einem Landes-
Herrn/ oder einem gantzen Lande und einer Gemeine/
auf bloſſe Parole, oder ſchrifftliche Obligation gegeben
wird. Jch ſage/ auf ihre Parole oder bloſſe Hand-
ſchrifft/ dann ſo bald eine Hypothec oder Unterpfand
vor die gelehnte Summa hafftet/ iſt es nicht mehr Cre-
dit,
bey welchem nicht auf des Geld-Beduͤrfftigen Ehr
und guten Glauben/ ſondern auf ſein Pfand geſehen
wird. Es erwirbt ſich aber ein Kauffmann auf vielerley
Arten ſeinen Credit, als wann er vor ſich ſelbſt gute
Mittel ererbet/ erhey rahtet oder erworben hat/ fleißig
in ſeinen Beruff iſt/ ſich richtig mit der Zahlung haͤlt/
und gute Freunde hat/ die ihm recommendiren/ und
andere/ ihn zu creditiren/ mit guten Exempeln vorge-
hen. Offtmahls gibt man auch Credit den Unbekann-
ten/ theils/ um dieſelbe zu kuͤnfftiger Correſpondentz
und Handlung deſto eher anzulocken/ theils auch/ un-
verkauffliche Waaren dadurch loß zu werden/ oder
aber ein groſſes Intereſſe, wie bey den Bodmerey-Gel-
dern geſchiehet/ dabey zu bedingen; Dieſer Credit
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[879/0895] Vom Credit-Weſen. ringſten der Mangel des Credits ſey/ oder Teutſch zu reden/ daß kein Menſch den andern mehr traust/ da doch der Credit als die Qvinta Eſſentia, oder das halbe Leben bey der Kauffmannſchafft zu conſideriren/ und ſelbige gleichſam vor tod zu achten/ wann ſolcher ihr manqviret/ ja ein gantzes Land liegt offt daruͤber ſchwindſuͤchtig und kraftloß darnieder/ wann ihme ne- ben dem Geld-Mangel auch der Credit entzogen wird/ welcher in gewiſſen Faͤllen faſt nuͤtzlicher als baare Mittel ſelbſt iſt. Es iſt aber der Credit zweyerley/ einer/ den ein wohl-geſeſſener Handelsmann/ Buͤrger oder Landmann hat/ und der andere/ der einem Landes- Herrn/ oder einem gantzen Lande und einer Gemeine/ auf bloſſe Parole, oder ſchrifftliche Obligation gegeben wird. Jch ſage/ auf ihre Parole oder bloſſe Hand- ſchrifft/ dann ſo bald eine Hypothec oder Unterpfand vor die gelehnte Summa hafftet/ iſt es nicht mehr Cre- dit, bey welchem nicht auf des Geld-Beduͤrfftigen Ehr und guten Glauben/ ſondern auf ſein Pfand geſehen wird. Es erwirbt ſich aber ein Kauffmann auf vielerley Arten ſeinen Credit, als wann er vor ſich ſelbſt gute Mittel ererbet/ erhey rahtet oder erworben hat/ fleißig in ſeinen Beruff iſt/ ſich richtig mit der Zahlung haͤlt/ und gute Freunde hat/ die ihm recommendiren/ und andere/ ihn zu creditiren/ mit guten Exempeln vorge- hen. Offtmahls gibt man auch Credit den Unbekann- ten/ theils/ um dieſelbe zu kuͤnfftiger Correſpondentz und Handlung deſto eher anzulocken/ theils auch/ un- verkauffliche Waaren dadurch loß zu werden/ oder aber ein groſſes Intereſſe, wie bey den Bodmerey-Gel- dern geſchiehet/ dabey zu bedingen; Dieſer Credit verliehret ſich hernachmahls wieder durch Un- gluͤcks-Faͤlle/ welche den Kauffmann zu Land und Waſ-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/895>, abgerufen am 21.11.2024.