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Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

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Instructions-Ermahnungs/ etc. Schreiben/
lung treiben/ von den ihnen von GOtt verliehenen
Segen/ sich auf die Reise vor ihre ausgestandene Fa-
tiqven
etwas zu gut thun/ und was dergleichen Fil-
tzereyen mehr seynd/ worzu ihm seine unersättliche Geld
Begierde antreibet; Aber mein Herr sage mir/ was
hilffts dem Menschen/ wann er endlich Geld und
Gut genug zusammen gescharret/ und solches dermahl-
eins lachenden Erben hinterlassen muß. Jndessen aber
seinen Leib maceriret und denselben vor alle Mühe und
Arbeit nichts gütliches gethan. Gewißlich ist es eine
grosse Narrheit/ wie es der Weiseste unter allen Kö-
nigen nennet/ ein solcher Geitz-Haltz besitzet nicht
das Geld/ sondern das Geld hat die Herrschafft über
ihn; Er ist gleich/ denen Wassersüchtigen/ welche je
mehr sie trincken/ doch immer Durst haben/ und noch
mehr trincken wollen; er ist zu vergleichen den Hund
der auf dem Heu lieget/ und doch dessen nicht geniessen
kan/ gleichwol aber nicht leiden will/ daß ein ander
Thier hinzu nahe; Wird es denjenigen für eine
Thorheit ausgeleget/ der der Herberge nahe ist/ und
sich gleichwol mit einen grossen Reise-Geld versehen
will/ so seynd gewißlich diejenige noch grossere Narren
welche mit den einen Fuß schon in Grabe stehen/ und
sich doch noch grosse Reichthümer erwerben/ ja gern
arm leben wollen/ damit sie desto reicher sterben mögen.
Fället euch Reichthum zu/ so hänget das Hertz nicht
daran/ sagt die Schrifft/ und wiederum die da reich
werden wollen/ fallen in Versuchung und viel thörrig-
ter und schädlicher Lüste item der Geitz ist eine Wurtzel
alles Ubels/ er machet daß man den Meyn-Eyd/ wann
man nur den Nächsten das Seine abschweren kan/
gering achtet/ und ohne Gewissen (welches aber zu sei-
ner Zeit aufwachen wird/) seinen Bruder vervor-

theilt

Inſtructions-Ermahnungs/ ꝛc. Schreiben/
lung treiben/ von den ihnen von GOtt verliehenen
Segen/ ſich auf die Reiſe vor ihre ausgeſtandene Fa-
tiqven
etwas zu gut thun/ und was dergleichen Fil-
tzereyen mehr ſeynd/ worzu ihm ſeine unerſaͤttliche Geld
Begierde antreibet; Aber mein Herr ſage mir/ was
hilffts dem Menſchen/ wann er endlich Geld und
Gut genug zuſammen geſcharret/ und ſolches dermahl-
eins lachenden Erben hinterlaſſen muß. Jndeſſen aber
ſeinen Leib maceriret und denſelben vor alle Muͤhe und
Arbeit nichts guͤtliches gethan. Gewißlich iſt es eine
groſſe Narrheit/ wie es der Weiſeſte unter allen Koͤ-
nigen nennet/ ein ſolcher Geitz-Haltz beſitzet nicht
das Geld/ ſondern das Geld hat die Herrſchafft uͤber
ihn; Er iſt gleich/ denen Waſſerſuͤchtigen/ welche je
mehr ſie trincken/ doch immer Durſt haben/ und noch
mehr trincken wollen; er iſt zu vergleichen den Hund
der auf dem Heu lieget/ und doch deſſen nicht genieſſen
kan/ gleichwol aber nicht leiden will/ daß ein ander
Thier hinzu nahe; Wird es denjenigen fuͤr eine
Thorheit ausgeleget/ der der Herberge nahe iſt/ und
ſich gleichwol mit einen groſſen Reiſe-Geld verſehen
will/ ſo ſeynd gewißlich diejenige noch groſſere Narren
welche mit den einen Fuß ſchon in Grabe ſtehen/ und
ſich doch noch groſſe Reichthuͤmer erwerben/ ja gern
arm leben wollen/ damit ſie deſto reicher ſterben moͤgen.
Faͤllet euch Reichthum zu/ ſo haͤnget das Hertz nicht
daran/ ſagt die Schrifft/ und wiederum die da reich
werden wollen/ fallen in Verſuchung und viel thoͤrrig-
ter und ſchaͤdlicher Luͤſte item der Geitz iſt eine Wurtzel
alles Ubels/ er machet daß man den Meyn-Eyd/ wann
man nur den Naͤchſten das Seine abſchweren kan/
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ner Zeit aufwachen wird/) ſeinen Bruder vervor-

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[692/0708] Inſtructions-Ermahnungs/ ꝛc. Schreiben/ lung treiben/ von den ihnen von GOtt verliehenen Segen/ ſich auf die Reiſe vor ihre ausgeſtandene Fa- tiqven etwas zu gut thun/ und was dergleichen Fil- tzereyen mehr ſeynd/ worzu ihm ſeine unerſaͤttliche Geld Begierde antreibet; Aber mein Herr ſage mir/ was hilffts dem Menſchen/ wann er endlich Geld und Gut genug zuſammen geſcharret/ und ſolches dermahl- eins lachenden Erben hinterlaſſen muß. Jndeſſen aber ſeinen Leib maceriret und denſelben vor alle Muͤhe und Arbeit nichts guͤtliches gethan. Gewißlich iſt es eine groſſe Narrheit/ wie es der Weiſeſte unter allen Koͤ- nigen nennet/ ein ſolcher Geitz-Haltz beſitzet nicht das Geld/ ſondern das Geld hat die Herrſchafft uͤber ihn; Er iſt gleich/ denen Waſſerſuͤchtigen/ welche je mehr ſie trincken/ doch immer Durſt haben/ und noch mehr trincken wollen; er iſt zu vergleichen den Hund der auf dem Heu lieget/ und doch deſſen nicht genieſſen kan/ gleichwol aber nicht leiden will/ daß ein ander Thier hinzu nahe; Wird es denjenigen fuͤr eine Thorheit ausgeleget/ der der Herberge nahe iſt/ und ſich gleichwol mit einen groſſen Reiſe-Geld verſehen will/ ſo ſeynd gewißlich diejenige noch groſſere Narren welche mit den einen Fuß ſchon in Grabe ſtehen/ und ſich doch noch groſſe Reichthuͤmer erwerben/ ja gern arm leben wollen/ damit ſie deſto reicher ſterben moͤgen. Faͤllet euch Reichthum zu/ ſo haͤnget das Hertz nicht daran/ ſagt die Schrifft/ und wiederum die da reich werden wollen/ fallen in Verſuchung und viel thoͤrrig- ter und ſchaͤdlicher Luͤſte item der Geitz iſt eine Wurtzel alles Ubels/ er machet daß man den Meyn-Eyd/ wann man nur den Naͤchſten das Seine abſchweren kan/ gering achtet/ und ohne Gewiſſen (welches aber zu ſei- ner Zeit aufwachen wird/) ſeinen Bruder vervor- theilt

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/708>, abgerufen am 22.11.2024.