Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.Berahtfragungs-Schreiben. menden Lebens-Zustand/ folgender massen eröffnen.Es wird demselben nicht unwissend seyn/ daß bey der Vielheit der Städte und Professionen, absonderlich der 3. Haupt-Stände/ des Lehr-Wehr- und Nähr- Standes/ einige so beschaffen/ daß es nicht von un- sern Willen dependiret/ solche ohne Unterscheid an- zunehmen oder zu verwerffen: Alle sind wir zwar in den Weinberg beruffen/ der eine aber um diese/ der an- dere um jene Zeit/ der eine zu dieser/ der andere zu jener Arbeit/ diesem gibt GOtt ein voll gerütteltes Maaß seiner Gaben/ jenem aus seinen heiligen Ursachen et- was sparsamer. Die Vögel sollen in den Lüfften flie- gen/ die Fische schwimmen/ die Thiere aber sich auf der Erden halten. Wann ein nach dem Willen GOttes geheiligter David zum Scepter erkohren wird/ blei- ben seinen Brüdern die Hirten-Stäbe in den Hän- den. Moses muß ein grosser General, Regent und Heerführer/ sein Bruder Aaron ein Hoherpriester seyn. Alles ist von dem GOtt der Ordnung/ unter Zahl/ Maaß und Gewicht gesetzet/ welches nicht darff umgestossen werden/ so wenig als ein Vogel des Schwimmens/ ein Fisch hergegen des Fliegens/ sich anmassen darff. Ob auch schon ein träger Ochs viel- fältig für das Pflügen geritten zu werden/ ein muhti- ger Hengst hergegen für den Sattel das Acker-Joch wünschet/ ist doch beyder Beginnen ungereimt/ und rahtsamer/ daß jeder mit seiner Function vergnüget bleibe. Die aber mit unserm Zustande/ Leibs-Ge- mühts- und Glücks-Kräfften am besten übereinstim- mende zu erwählen und zu beurtheilen/ ist eben dasjeni- gen/ was mein Herr/ als welcher keine unnützliche Last der Erden seyn/ sondern/ damit er essen dürffe/ auch arbeiten/ und mit seinen Händen (um zu haben davon man P 5
Berahtfragungs-Schreiben. menden Lebens-Zuſtand/ folgender maſſen eroͤffnen.Es wird demſelben nicht unwiſſend ſeyn/ daß bey der Vielheit der Staͤdte und Profeſſionen, abſonderlich der 3. Haupt-Staͤnde/ des Lehr-Wehr- und Naͤhr- Standes/ einige ſo beſchaffen/ daß es nicht von un- ſern Willen dependiret/ ſolche ohne Unterſcheid an- zunehmen oder zu verwerffen: Alle ſind wir zwar in den Weinberg beruffen/ der eine aber um dieſe/ der an- dere um jene Zeit/ der eine zu dieſer/ der andere zu jener Arbeit/ dieſem gibt GOtt ein voll geruͤtteltes Maaß ſeiner Gaben/ jenem aus ſeinen heiligen Urſachen et- was ſparſamer. Die Voͤgel ſollen in den Luͤfften flie- gen/ die Fiſche ſchwimmen/ die Thiere aber ſich auf der Erden halten. Wann ein nach dem Willen GOttes geheiligter David zum Scepter erkohren wird/ blei- ben ſeinen Bruͤdern die Hirten-Staͤbe in den Haͤn- den. Moſes muß ein groſſer General, Regent und Heerfuͤhrer/ ſein Bruder Aaron ein Hoherprieſter ſeyn. Alles iſt von dem GOtt der Ordnung/ unter Zahl/ Maaß und Gewicht geſetzet/ welches nicht darff umgeſtoſſen werden/ ſo wenig als ein Vogel des Schwimmens/ ein Fiſch hergegen des Fliegens/ ſich anmaſſen darff. Ob auch ſchon ein traͤger Ochs viel- faͤltig fuͤr das Pfluͤgen geritten zu werden/ ein muhti- ger Hengſt hergegen fuͤr den Sattel das Acker-Joch wuͤnſchet/ iſt doch beyder Beginnen ungereimt/ und rahtſamer/ daß jeder mit ſeiner Function vergnuͤget bleibe. Die aber mit unſerm Zuſtande/ Leibs-Ge- muͤhts- und Gluͤcks-Kraͤfften am beſten uͤbereinſtim- mende zu erwaͤhlen und zu beuꝛtheilen/ iſt eben dasjeni- gẽ/ was mein Herr/ als welcher keine unnuͤtzliche Laſt der Erden ſeyn/ ſondern/ damit er eſſen duͤrffe/ auch arbeiten/ und mit ſeinen Haͤnden (um zu haben davon man P 5
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Berahtfragungs-Schreiben.
menden Lebens-Zuſtand/ folgender maſſen eroͤffnen.
Es wird demſelben nicht unwiſſend ſeyn/ daß bey der
Vielheit der Staͤdte und Profeſſionen, abſonderlich
der 3. Haupt-Staͤnde/ des Lehr-Wehr- und Naͤhr-
Standes/ einige ſo beſchaffen/ daß es nicht von un-
ſern Willen dependiret/ ſolche ohne Unterſcheid an-
zunehmen oder zu verwerffen: Alle ſind wir zwar in
den Weinberg beruffen/ der eine aber um dieſe/ der an-
dere um jene Zeit/ der eine zu dieſer/ der andere zu jener
Arbeit/ dieſem gibt GOtt ein voll geruͤtteltes Maaß
ſeiner Gaben/ jenem aus ſeinen heiligen Urſachen et-
was ſparſamer. Die Voͤgel ſollen in den Luͤfften flie-
gen/ die Fiſche ſchwimmen/ die Thiere aber ſich auf der
Erden halten. Wann ein nach dem Willen GOttes
geheiligter David zum Scepter erkohren wird/ blei-
ben ſeinen Bruͤdern die Hirten-Staͤbe in den Haͤn-
den. Moſes muß ein groſſer General, Regent und
Heerfuͤhrer/ ſein Bruder Aaron ein Hoherprieſter
ſeyn. Alles iſt von dem GOtt der Ordnung/ unter
Zahl/ Maaß und Gewicht geſetzet/ welches nicht darff
umgeſtoſſen werden/ ſo wenig als ein Vogel des
Schwimmens/ ein Fiſch hergegen des Fliegens/ ſich
anmaſſen darff. Ob auch ſchon ein traͤger Ochs viel-
faͤltig fuͤr das Pfluͤgen geritten zu werden/ ein muhti-
ger Hengſt hergegen fuͤr den Sattel das Acker-Joch
wuͤnſchet/ iſt doch beyder Beginnen ungereimt/ und
rahtſamer/ daß jeder mit ſeiner Function vergnuͤget
bleibe. Die aber mit unſerm Zuſtande/ Leibs-Ge-
muͤhts- und Gluͤcks-Kraͤfften am beſten uͤbereinſtim-
mende zu erwaͤhlen und zu beuꝛtheilen/ iſt eben dasjeni-
gẽ/ was mein Herr/ als welcher keine unnuͤtzliche Laſt
der Erden ſeyn/ ſondern/ damit er eſſen duͤrffe/ auch
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