Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das XX. Capitel

der Commercien könte eingeführet/ und dem Lande viel Nu-
tzen dadurch geschaffet werden/ sampt einigen Anmer-
ckungen über dasselbe.

Der Landes-Fürstliche Wechsel/ spricht er/ müste bestehen in einer
Art einer Banco, in welcher gegen Pfand und Versicherung gewisse
Wechsel-Zettel gegen 6. pro Centum müsten ausgegeben/ besagte
Wechsel-Zettel aber auff dem darinn bestimmten Termin von der Ban-
co wieder eingelöset werden/ inzwischen könte derjenige/ welcher einen
solchen Wechsel-Zettel von der Banco an sich gebracht/ damit als mit
baarem Gelde durch das gantze Land handeln/ und müste sich Niemand
weigern/ weil Fides publica darunter versirte/ denselben anzunehmen.

Hierdurch vermeynt der Author seiner Banco diesen Nutzen zu
schaffen/ daß sie vor ihre also ausgegebene Papierne Wechsel-Zettel baare
Interesse bekommen könte/ und gleichwohl kein baares Capital weglei-
hen dörffte.

Allein wir halten davor/ daß dergleichen Papiernes Negocium
grossen Residenz- und Handels-Städten nicht reputirlich/ und auch
der Kauffmannschafft nicht zuträglich seyn könne. Dann/ wer ein an-
nehmliches und genugsames Pfand zu versetzen hat/ der bekommt erst-
lich von einer Lehn-Banco oder einem Privato wohl baares Geld darauff/
mit welchem er füglicher und bequemer/ als mit einem blossen Papier han-
deln/ und so er Waaren einzukauffen hat/ solche wohlfeiler bekommen
kan/ als wann er den Verkäuffer mit einem blossen Papier bezahlen wol-
te/ der hernach solches sogleich nicht wieder anzubringen weiß/ indessen aber
sein baares Geld anderwärts wieder zu verkehren hat. Und was solte
es nicht vor eine Confusion und hin und her lauffen bey einer solchen
Banco machen/ wann auff einen solchen Banco-Schein wohl 30. mahl
(wie unser Author schreibet) solte können abgeschrieben/ und selbiger
transportiret werden/ zumahl wann die Summen nicht gleich auff-
giengen/ und bald der Käuffer dem Verkäuffer/ bald dieser jenem noch
etwas heraus geben müste/ da man an vornehmen Handels-Plätzen
auch nur vor zwey oder dreymahl girirten Wechsel-Brieffen/ die doch
grosse und baar zu entrichtende Summen in sich gehalten/ schon einen
Abscheu gehabt/ und dieselbe durch öffentliche Statuta abgeschaffet. Vide
Botzner-Wechsel-Ordnung §. 8. Nürnbergische §. 10. Braunschweigi-
sche §. 20. Breßlauische §. 3. &c.

Zwey-

Das XX. Capitel

der Commercien koͤnte eingefuͤhret/ und dem Lande viel Nu-
tzen dadurch geſchaffet werden/ ſampt einigen Anmer-
ckungen uͤber daſſelbe.

Der Landes-Fuͤrſtliche Wechſel/ ſpricht er/ muͤſte beſtehen in einer
Art einer Banco, in welcher gegen Pfand und Verſicherung gewiſſe
Wechſel-Zettel gegen 6. pro Centum muͤſten ausgegeben/ beſagte
Wechſel-Zettel aber auff dem darinn beſtimmten Termin von der Ban-
co wieder eingeloͤſet werden/ inzwiſchen koͤnte derjenige/ welcher einen
ſolchen Wechſel-Zettel von der Banco an ſich gebracht/ damit als mit
baarem Gelde durch das gantze Land handeln/ und muͤſte ſich Niemand
weigern/ weil Fides publica darunter verſirte/ denſelben anzunehmen.

Hierdurch vermeynt der Author ſeiner Banco dieſen Nutzen zu
ſchaffen/ daß ſie vor ihre alſo ausgegebene Papierne Wechſel-Zettel baare
Intereſſe bekommen koͤnte/ und gleichwohl kein baares Capital weglei-
hen doͤrffte.

Allein wir halten davor/ daß dergleichen Papiernes Negocium
groſſen Reſidenz- und Handels-Staͤdten nicht reputirlich/ und auch
der Kauffmannſchafft nicht zutraͤglich ſeyn koͤnne. Dann/ wer ein an-
nehmliches und genugſames Pfand zu verſetzen hat/ der bekommt erſt-
lich von einer Lehn-Banco oder einem Privato wohl baares Geld darauff/
mit welchem er fuͤglicher und bequemer/ als mit einem bloſſen Papier han-
deln/ und ſo er Waaren einzukauffen hat/ ſolche wohlfeiler bekommen
kan/ als wann er den Verkaͤuffer mit einem bloſſen Papier bezahlen wol-
te/ der hernach ſolches ſogleich nicht wieder anzubringen weiß/ indeſſen aber
ſein baares Geld anderwaͤrts wieder zu verkehren hat. Und was ſolte
es nicht vor eine Confuſion und hin und her lauffen bey einer ſolchen
Banco machen/ wann auff einen ſolchen Banco-Schein wohl 30. mahl
(wie unſer Author ſchreibet) ſolte koͤnnen abgeſchrieben/ und ſelbiger
transportiret werden/ zumahl wann die Summen nicht gleich auff-
giengen/ und bald der Kaͤuffer dem Verkaͤuffer/ bald dieſer jenem noch
etwas heraus geben muͤſte/ da man an vornehmen Handels-Plaͤtzen
auch nur vor zwey oder dreymahl girirten Wechſel-Brieffen/ die doch
groſſe und baar zu entrichtende Summen in ſich gehalten/ ſchon einen
Abſcheu gehabt/ und dieſelbe durch oͤffentliche Statuta abgeſchaffet. Vide
Botzner-Wechſel-Ordnung §. 8. Nuͤrnbergiſche §. 10. Braunſchweigi-
ſche §. 20. Breßlauiſche §. 3. &c.

Zwey-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <head>
            <pb facs="#f0396" n="376"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XX.</hi> Capitel</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#b">der <hi rendition="#aq">Commercien</hi> ko&#x0364;nte eingefu&#x0364;hret/ und dem Lande viel Nu-<lb/>
tzen dadurch ge&#x017F;chaffet werden/ &#x017F;ampt einigen Anmer-<lb/>
ckungen u&#x0364;ber da&#x017F;&#x017F;elbe.</hi> </head><lb/>
          <p>Der Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Wech&#x017F;el/ &#x017F;pricht er/ mu&#x0364;&#x017F;te be&#x017F;tehen in einer<lb/>
Art einer <hi rendition="#aq">Banco,</hi> in welcher gegen Pfand und Ver&#x017F;icherung gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Wech&#x017F;el-Zettel gegen 6. <hi rendition="#aq">pro Centum</hi> mu&#x0364;&#x017F;ten ausgegeben/ be&#x017F;agte<lb/>
Wech&#x017F;el-Zettel aber auff dem darinn be&#x017F;timmten <hi rendition="#aq">Termin</hi> von der <hi rendition="#aq">Ban-<lb/>
co</hi> wieder eingelo&#x0364;&#x017F;et werden/ inzwi&#x017F;chen ko&#x0364;nte derjenige/ welcher einen<lb/>
&#x017F;olchen Wech&#x017F;el-Zettel von der <hi rendition="#aq">Banco</hi> an &#x017F;ich gebracht/ damit als mit<lb/>
baarem Gelde durch das gantze Land handeln/ und mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich Niemand<lb/>
weigern/ weil <hi rendition="#aq">Fides publica</hi> darunter <hi rendition="#aq">ver&#x017F;i</hi>rte/ den&#x017F;elben anzunehmen.</p><lb/>
          <p>Hierdurch vermeynt der <hi rendition="#aq">Author</hi> &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Banco</hi> die&#x017F;en Nutzen zu<lb/>
&#x017F;chaffen/ daß &#x017F;ie vor ihre al&#x017F;o ausgegebene Papierne Wech&#x017F;el-Zettel baare<lb/><hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> bekommen ko&#x0364;nte/ und gleichwohl kein baares <hi rendition="#aq">Capital</hi> weglei-<lb/>
hen do&#x0364;rffte.</p><lb/>
          <p>Allein wir halten davor/ daß dergleichen Papiernes <hi rendition="#aq">Negocium</hi><lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Re&#x017F;idenz-</hi> und Handels-Sta&#x0364;dten nicht <hi rendition="#aq">reput</hi>irlich/ und auch<lb/>
der Kauffmann&#x017F;chafft nicht zutra&#x0364;glich &#x017F;eyn ko&#x0364;nne. Dann/ wer ein an-<lb/>
nehmliches und genug&#x017F;ames Pfand zu ver&#x017F;etzen hat/ der bekommt er&#x017F;t-<lb/>
lich von einer Lehn-<hi rendition="#aq">Banco</hi> oder einem <hi rendition="#aq">Privato</hi> wohl baares Geld darauff/<lb/>
mit welchem er fu&#x0364;glicher und bequemer/ als mit einem blo&#x017F;&#x017F;en Papier han-<lb/>
deln/ und &#x017F;o er Waaren einzukauffen hat/ &#x017F;olche wohlfeiler bekommen<lb/>
kan/ als wann er den Verka&#x0364;uffer mit einem blo&#x017F;&#x017F;en Papier bezahlen wol-<lb/>
te/ der hernach &#x017F;olches &#x017F;ogleich nicht wieder anzubringen weiß/ inde&#x017F;&#x017F;en aber<lb/>
&#x017F;ein baares Geld anderwa&#x0364;rts wieder zu verkehren hat. Und was &#x017F;olte<lb/>
es nicht vor eine <hi rendition="#aq">Confu&#x017F;ion</hi> und hin und her lauffen bey einer &#x017F;olchen<lb/><hi rendition="#aq">Banco</hi> machen/ wann auff einen &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Banco-</hi>Schein wohl 30. mahl<lb/>
(wie un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Author</hi> &#x017F;chreibet) &#x017F;olte ko&#x0364;nnen abge&#x017F;chrieben/ und &#x017F;elbiger<lb/><hi rendition="#aq">transport</hi>iret werden/ zumahl wann die Summen nicht gleich auff-<lb/>
giengen/ und bald der Ka&#x0364;uffer dem Verka&#x0364;uffer/ bald die&#x017F;er jenem noch<lb/>
etwas heraus geben mu&#x0364;&#x017F;te/ da man an vornehmen Handels-Pla&#x0364;tzen<lb/>
auch nur vor zwey oder dreymahl <hi rendition="#aq">gir</hi>irten Wech&#x017F;el-Brieffen/ die doch<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e und baar zu entrichtende Summen in &#x017F;ich gehalten/ &#x017F;chon einen<lb/>
Ab&#x017F;cheu gehabt/ und die&#x017F;elbe durch o&#x0364;ffentliche <hi rendition="#aq">Statuta</hi> abge&#x017F;chaffet. <hi rendition="#aq">Vide</hi><lb/>
Botzner-Wech&#x017F;el-Ordnung §. 8. Nu&#x0364;rnbergi&#x017F;che §. 10. Braun&#x017F;chweigi-<lb/>
&#x017F;che §. 20. Breßlaui&#x017F;che §. 3. <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Zwey-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[376/0396] Das XX. Capitel der Commercien koͤnte eingefuͤhret/ und dem Lande viel Nu- tzen dadurch geſchaffet werden/ ſampt einigen Anmer- ckungen uͤber daſſelbe. Der Landes-Fuͤrſtliche Wechſel/ ſpricht er/ muͤſte beſtehen in einer Art einer Banco, in welcher gegen Pfand und Verſicherung gewiſſe Wechſel-Zettel gegen 6. pro Centum muͤſten ausgegeben/ beſagte Wechſel-Zettel aber auff dem darinn beſtimmten Termin von der Ban- co wieder eingeloͤſet werden/ inzwiſchen koͤnte derjenige/ welcher einen ſolchen Wechſel-Zettel von der Banco an ſich gebracht/ damit als mit baarem Gelde durch das gantze Land handeln/ und muͤſte ſich Niemand weigern/ weil Fides publica darunter verſirte/ denſelben anzunehmen. Hierdurch vermeynt der Author ſeiner Banco dieſen Nutzen zu ſchaffen/ daß ſie vor ihre alſo ausgegebene Papierne Wechſel-Zettel baare Intereſſe bekommen koͤnte/ und gleichwohl kein baares Capital weglei- hen doͤrffte. Allein wir halten davor/ daß dergleichen Papiernes Negocium groſſen Reſidenz- und Handels-Staͤdten nicht reputirlich/ und auch der Kauffmannſchafft nicht zutraͤglich ſeyn koͤnne. Dann/ wer ein an- nehmliches und genugſames Pfand zu verſetzen hat/ der bekommt erſt- lich von einer Lehn-Banco oder einem Privato wohl baares Geld darauff/ mit welchem er fuͤglicher und bequemer/ als mit einem bloſſen Papier han- deln/ und ſo er Waaren einzukauffen hat/ ſolche wohlfeiler bekommen kan/ als wann er den Verkaͤuffer mit einem bloſſen Papier bezahlen wol- te/ der hernach ſolches ſogleich nicht wieder anzubringen weiß/ indeſſen aber ſein baares Geld anderwaͤrts wieder zu verkehren hat. Und was ſolte es nicht vor eine Confuſion und hin und her lauffen bey einer ſolchen Banco machen/ wann auff einen ſolchen Banco-Schein wohl 30. mahl (wie unſer Author ſchreibet) ſolte koͤnnen abgeſchrieben/ und ſelbiger transportiret werden/ zumahl wann die Summen nicht gleich auff- giengen/ und bald der Kaͤuffer dem Verkaͤuffer/ bald dieſer jenem noch etwas heraus geben muͤſte/ da man an vornehmen Handels-Plaͤtzen auch nur vor zwey oder dreymahl girirten Wechſel-Brieffen/ die doch groſſe und baar zu entrichtende Summen in ſich gehalten/ ſchon einen Abſcheu gehabt/ und dieſelbe durch oͤffentliche Statuta abgeſchaffet. Vide Botzner-Wechſel-Ordnung §. 8. Nuͤrnbergiſche §. 10. Braunſchweigi- ſche §. 20. Breßlauiſche §. 3. &c. Zwey-

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/396
Zitationshilfe:	Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/396>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.