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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von denen Banco-Agenten.
disponiren behielte/ und dieselbe viel leichter beym Verfall wieder einzie-
hen/ oder/ so man die Prolongation verlangte/ solche gegen den Mäckler
abschlagen könte. Daß also hieraus erhellet/ wann die Disposition der
Gelder/ Wechsel-Brieffe und Zettul durch die Unterhandlung eines
Mäcklers oder Agentens der Banco geschicht/ daß es alsdann den
Handel viel freyer mache. Dann wann die Anerbietungen durch die
Unterhandlung eines Agenten geschehen/ wird offtmahls der Sohn von
dem Vater/ der Bruder von seinem Bruder/ der Vetter von seinem
Vetter/ und der Freund von seinem Freunde/ Geld empfangen/ und nicht
wissen/ daß es von ihnen kömmt/ und dieses verursachet/ daß er hernach
auch einen Frembden zu bezahlen viel fleissiger ist/ als er nicht seyn wür-
de/ wann er wüste/ daß er seinen Eltern oder Freunden schuldig wäre.

Die vierdte Ursache ist/ daß ein Negociant oder Wechsler/ wel-
cher gern sein Geld höher/ als der Preiß des Platzes ist/ disponiren wol-
te/ dasselbige jemand anzubieten/ Scheu trägt/ aus Furcht/ vor einen
Wucherer angesehen zu werden. Hingegen fürchtet sich auch derjenige/
welcher Geld nöthig hat/ und solches gerne über den Preiß-Courrent
zu hoher Interesse auffnehmen wolte/ jemand anzusprechen/ aus Furcht/
wann er solches thäte/ daß er als einer/ der in grossen Nöthen steckte/
angesehen/ und dadurch umb seinen Credit kommen möchte/ welches
auff beyden Seiten/ wenn es durch einen Mäckler geschicht/ nicht zu be-
sorgen ist.

Die fünffte Ursache ist/ daß die Agenten der Banco nicht allein
umb den Handel des Geldes und der Wechsel-Brieffe unter Handels-
Leuten zu facilitiren/ nothwendig seyn/ sondern sie sind es auch vor an-
dere Personen/ wes Standes sie auch seyn mögen. Z. E. wann ein Ober-
Einnehmer/ oder eine Standes-Person baares Geld hat/ und dessen
etwan erst innerhalb 6. Monat oder einem Jahre/ umb ihren Kindern
eine Ehren-Stelle zu kauffen/ oder selbige zu verheyrathen/ benöthiget
ist/ so bedienen sie sich (damit das Geld nicht unfruchtbar bleibe) eines
Agenten der Banco, umb ihr Geld so lang an einen guten Negoci-
ant
en oder Wechsler zu verhandeln/ damit sie davon Nutzen haben/ und
dasselbe bey Verfall-Zeit der darüber ausgestellten Obligation wieder
einziehen können. Dieses ist eben das Mittel/ welches den Uberfluß des
Geldes in dem Gewerb hervorbringet.

Item,
X x 2

Von denen Banco-Agenten.
diſponiren behielte/ und dieſelbe viel leichter beym Verfall wieder einzie-
hen/ oder/ ſo man die Prolongation verlangte/ ſolche gegen den Maͤckler
abſchlagen koͤnte. Daß alſo hieraus erhellet/ wann die Diſpoſition der
Gelder/ Wechſel-Brieffe und Zettul durch die Unterhandlung eines
Maͤcklers oder Agentens der Banco geſchicht/ daß es alsdann den
Handel viel freyer mache. Dann wann die Anerbietungen durch die
Unterhandlung eines Agenten geſchehen/ wird offtmahls der Sohn von
dem Vater/ der Bruder von ſeinem Bruder/ der Vetter von ſeinem
Vetter/ und der Freund von ſeinem Freunde/ Geld empfangen/ und nicht
wiſſen/ daß es von ihnen koͤmmt/ und dieſes verurſachet/ daß er hernach
auch einen Frembden zu bezahlen viel fleiſſiger iſt/ als er nicht ſeyn wuͤr-
de/ wann er wuͤſte/ daß er ſeinen Eltern oder Freunden ſchuldig waͤre.

Die vierdte Urſache iſt/ daß ein Negociant oder Wechsler/ wel-
cher gern ſein Geld hoͤher/ als der Preiß des Platzes iſt/ diſponiren wol-
te/ daſſelbige jemand anzubieten/ Scheu traͤgt/ aus Furcht/ vor einen
Wucherer angeſehen zu werden. Hingegen fuͤrchtet ſich auch derjenige/
welcher Geld noͤthig hat/ und ſolches gerne uͤber den Preiß-Courrent
zu hoher Intereſſe auffnehmen wolte/ jemand anzuſprechen/ aus Furcht/
wann er ſolches thaͤte/ daß er als einer/ der in groſſen Noͤthen ſteckte/
angeſehen/ und dadurch umb ſeinen Credit kommen moͤchte/ welches
auff beyden Seiten/ wenn es durch einen Maͤckler geſchicht/ nicht zu be-
ſorgen iſt.

Die fuͤnffte Urſache iſt/ daß die Agenten der Banco nicht allein
umb den Handel des Geldes und der Wechſel-Brieffe unter Handels-
Leuten zu facilitiren/ nothwendig ſeyn/ ſondern ſie ſind es auch vor an-
dere Perſonen/ wes Standes ſie auch ſeyn moͤgen. Z. E. wann ein Ober-
Einnehmer/ oder eine Standes-Perſon baares Geld hat/ und deſſen
etwan erſt innerhalb 6. Monat oder einem Jahre/ umb ihren Kindern
eine Ehren-Stelle zu kauffen/ oder ſelbige zu verheyrathen/ benoͤthiget
iſt/ ſo bedienen ſie ſich (damit das Geld nicht unfruchtbar bleibe) eines
Agenten der Banco, umb ihr Geld ſo lang an einen guten Negoci-
ant
en oder Wechsler zu verhandeln/ damit ſie davon Nutzen haben/ und
daſſelbe bey Verfall-Zeit der daruͤber ausgeſtellten Obligation wieder
einziehen koͤnnen. Dieſes iſt eben das Mittel/ welches den Uberfluß des
Geldes in dem Gewerb hervorbringet.

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X x 2
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[347/0367] Von denen Banco-Agenten. diſponiren behielte/ und dieſelbe viel leichter beym Verfall wieder einzie- hen/ oder/ ſo man die Prolongation verlangte/ ſolche gegen den Maͤckler abſchlagen koͤnte. Daß alſo hieraus erhellet/ wann die Diſpoſition der Gelder/ Wechſel-Brieffe und Zettul durch die Unterhandlung eines Maͤcklers oder Agentens der Banco geſchicht/ daß es alsdann den Handel viel freyer mache. Dann wann die Anerbietungen durch die Unterhandlung eines Agenten geſchehen/ wird offtmahls der Sohn von dem Vater/ der Bruder von ſeinem Bruder/ der Vetter von ſeinem Vetter/ und der Freund von ſeinem Freunde/ Geld empfangen/ und nicht wiſſen/ daß es von ihnen koͤmmt/ und dieſes verurſachet/ daß er hernach auch einen Frembden zu bezahlen viel fleiſſiger iſt/ als er nicht ſeyn wuͤr- de/ wann er wuͤſte/ daß er ſeinen Eltern oder Freunden ſchuldig waͤre. Die vierdte Urſache iſt/ daß ein Negociant oder Wechsler/ wel- cher gern ſein Geld hoͤher/ als der Preiß des Platzes iſt/ diſponiren wol- te/ daſſelbige jemand anzubieten/ Scheu traͤgt/ aus Furcht/ vor einen Wucherer angeſehen zu werden. Hingegen fuͤrchtet ſich auch derjenige/ welcher Geld noͤthig hat/ und ſolches gerne uͤber den Preiß-Courrent zu hoher Intereſſe auffnehmen wolte/ jemand anzuſprechen/ aus Furcht/ wann er ſolches thaͤte/ daß er als einer/ der in groſſen Noͤthen ſteckte/ angeſehen/ und dadurch umb ſeinen Credit kommen moͤchte/ welches auff beyden Seiten/ wenn es durch einen Maͤckler geſchicht/ nicht zu be- ſorgen iſt. Die fuͤnffte Urſache iſt/ daß die Agenten der Banco nicht allein umb den Handel des Geldes und der Wechſel-Brieffe unter Handels- Leuten zu facilitiren/ nothwendig ſeyn/ ſondern ſie ſind es auch vor an- dere Perſonen/ wes Standes ſie auch ſeyn moͤgen. Z. E. wann ein Ober- Einnehmer/ oder eine Standes-Perſon baares Geld hat/ und deſſen etwan erſt innerhalb 6. Monat oder einem Jahre/ umb ihren Kindern eine Ehren-Stelle zu kauffen/ oder ſelbige zu verheyrathen/ benoͤthiget iſt/ ſo bedienen ſie ſich (damit das Geld nicht unfruchtbar bleibe) eines Agenten der Banco, umb ihr Geld ſo lang an einen guten Negoci- anten oder Wechsler zu verhandeln/ damit ſie davon Nutzen haben/ und daſſelbe bey Verfall-Zeit der daruͤber ausgeſtellten Obligation wieder einziehen koͤnnen. Dieſes iſt eben das Mittel/ welches den Uberfluß des Geldes in dem Gewerb hervorbringet. Item, X x 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/367>, abgerufen am 23.11.2024.