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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das XVII. Capitel
Häupter und Aeltesten der Kauffmannschafft zugleich mit seyn/ umb so
viel mehr sich bemühen solten/ daß ihres Orts dergleichen Banquen auff-
gerichtet würden.

Die Klugheit und Erfahrenheit wird darumb an ihnen erfordert/
weil ein Steuer-Mann auff einem Schiff allezeit mehr Wissenschafft und
Erfahrenheit/ als ein gemeiner Matrose haben muß/ und also auch ein
Kauffmanns-Aeltester oder Vorsteher/ der seines Orts das Schiff der
Kauffmannschafft regieren/ und sonderlich bey diesen windigen und stür-
mischen Zeiten wohl führen soll/ sich durch seine Erfahrenheit/ Groß-
muth und Tapfferkeit billig vor andern Kauffleuten distinguiren muß/
weil er sonsten der importanten Charge, welche ihm auff dem Halse
lieget/ und der Hoffnung/ die das Publicum von ihm geschöpffet hat/
kein Gnügen leisten würde/ zumahl wann in dem Collegio, in welchem
er sitzet/ ingleichen bey Commissionibus, Arbitragen, zu gebenden Pa-
reres
und dergleichen/ solche Sachen vorfallen/ welche aus denen beschrie-
benen und unbeschriebenen Kauffmanns- und Wechsel-Rechten/ oder
Gewohnheiten/ sowohl desselbigen Orts/ als zuweilen auch anderer Län-
der/ müssen entschieden werden.

Bey welchen die Liebe zur Gerechtigkeit gleichfalls eine seiner vor-
nehmsten Qualitäten seyn muß/ also/ daß bey ihm kein Ansehn der Person
sey/ und der arme Handwercks- oder Fuhrmann/ der geringste Träger o-
der Taglöhner/ wann er wieder den grösten Hansen unter denen Kauff-
leuten Klage vor seinem Richter-Stuhl anzubringen hätte/ auch das
Recht erlange/ welches ihme zukommen kan.

Wie dann auch ein solcher Kauffmanns-Aeltester/ Banco-Herr
oder Vorsteher an etlichen Orten nicht nur der Kauffmannschafft selbi-
ges Orts/ sondern auch der gantzen Bürgerschafft/ ihr Mund und Vor-
sprecher/ (sonderlich wann es eine gerechte Sache antrifft) seyn/ und in
solchen Fall der Stadt und Gemeine ihre Gravamina, und wie solchen
abzuhelffen seyn/ geziemend bey der Land- oder Stadt-Obrigkeit vorzu-
tragen kein Blat vors Maul nehmen muß.

Wann hernachmahls ein solches/ umb die Kauffmannschafft seines
Orts etliche Jahr lang wohlmeritirtes Haupt/ gemeiniglich in denen
Städten/ wo es recipiret ist/ in die Zahl der Väter des Vaterlandes
auffgenommen/ und zum Raths-Herrn erwehlet wird/ als erinnern wir
uns/ daß in der ersten Abtheilung unsers Kauffmanns-Secretarii wir ei-

ne

Das XVII. Capitel
Haͤupter und Aelteſten der Kauffmannſchafft zugleich mit ſeyn/ umb ſo
viel mehr ſich bemuͤhen ſolten/ daß ihres Orts dergleichen Banquen auff-
gerichtet wuͤrden.

Die Klugheit und Erfahrenheit wird darumb an ihnen erfordert/
weil ein Steuer-Mann auff einem Schiff allezeit mehr Wiſſenſchafft und
Erfahrenheit/ als ein gemeiner Matroſe haben muß/ und alſo auch ein
Kauffmanns-Aelteſter oder Vorſteher/ der ſeines Orts das Schiff der
Kauffmannſchafft regieren/ und ſonderlich bey dieſen windigen und ſtuͤr-
miſchen Zeiten wohl fuͤhren ſoll/ ſich durch ſeine Erfahrenheit/ Groß-
muth und Tapfferkeit billig vor andern Kauffleuten diſtinguiren muß/
weil er ſonſten der importanten Charge, welche ihm auff dem Halſe
lieget/ und der Hoffnung/ die das Publicum von ihm geſchoͤpffet hat/
kein Gnuͤgen leiſten wuͤrde/ zumahl wann in dem Collegio, in welchem
er ſitzet/ ingleichen bey Commiſſionibus, Arbitragen, zu gebenden Pa-
reres
und dergleichen/ ſolche Sachen vorfallen/ welche aus denen beſchrie-
benen und unbeſchriebenen Kauffmanns- und Wechſel-Rechten/ oder
Gewohnheiten/ ſowohl deſſelbigen Orts/ als zuweilen auch anderer Laͤn-
der/ muͤſſen entſchieden werden.

Bey welchen die Liebe zur Gerechtigkeit gleichfalls eine ſeiner vor-
nehmſten Qualitaͤten ſeyn muß/ alſo/ daß bey ihm kein Anſehn der Perſon
ſey/ und der arme Handwercks- oder Fuhrmann/ der geringſte Traͤger o-
der Tagloͤhner/ wann er wieder den groͤſten Hanſen unter denen Kauff-
leuten Klage vor ſeinem Richter-Stuhl anzubringen haͤtte/ auch das
Recht erlange/ welches ihme zukommen kan.

Wie dann auch ein ſolcher Kauffmanns-Aelteſter/ Banco-Herr
oder Vorſteher an etlichen Orten nicht nur der Kauffmannſchafft ſelbi-
ges Orts/ ſondern auch der gantzen Buͤrgerſchafft/ ihr Mund und Vor-
ſprecher/ (ſonderlich wann es eine gerechte Sache antrifft) ſeyn/ und in
ſolchen Fall der Stadt und Gemeine ihre Gravamina, und wie ſolchen
abzuhelffen ſeyn/ geziemend bey der Land- oder Stadt-Obrigkeit vorzu-
tragen kein Blat vors Maul nehmen muß.

Wann hernachmahls ein ſolches/ umb die Kauffmannſchafft ſeines
Orts etliche Jahr lang wohlmeritirtes Haupt/ gemeiniglich in denen
Staͤdten/ wo es recipiret iſt/ in die Zahl der Vaͤter des Vaterlandes
auffgenommen/ und zum Raths-Herrn erwehlet wird/ als erinnern wir
uns/ daß in der erſten Abtheilung unſers Kauffmanns-Secretarii wir ei-

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[334/0354] Das XVII. Capitel Haͤupter und Aelteſten der Kauffmannſchafft zugleich mit ſeyn/ umb ſo viel mehr ſich bemuͤhen ſolten/ daß ihres Orts dergleichen Banquen auff- gerichtet wuͤrden. Die Klugheit und Erfahrenheit wird darumb an ihnen erfordert/ weil ein Steuer-Mann auff einem Schiff allezeit mehr Wiſſenſchafft und Erfahrenheit/ als ein gemeiner Matroſe haben muß/ und alſo auch ein Kauffmanns-Aelteſter oder Vorſteher/ der ſeines Orts das Schiff der Kauffmannſchafft regieren/ und ſonderlich bey dieſen windigen und ſtuͤr- miſchen Zeiten wohl fuͤhren ſoll/ ſich durch ſeine Erfahrenheit/ Groß- muth und Tapfferkeit billig vor andern Kauffleuten diſtinguiren muß/ weil er ſonſten der importanten Charge, welche ihm auff dem Halſe lieget/ und der Hoffnung/ die das Publicum von ihm geſchoͤpffet hat/ kein Gnuͤgen leiſten wuͤrde/ zumahl wann in dem Collegio, in welchem er ſitzet/ ingleichen bey Commiſſionibus, Arbitragen, zu gebenden Pa- reres und dergleichen/ ſolche Sachen vorfallen/ welche aus denen beſchrie- benen und unbeſchriebenen Kauffmanns- und Wechſel-Rechten/ oder Gewohnheiten/ ſowohl deſſelbigen Orts/ als zuweilen auch anderer Laͤn- der/ muͤſſen entſchieden werden. Bey welchen die Liebe zur Gerechtigkeit gleichfalls eine ſeiner vor- nehmſten Qualitaͤten ſeyn muß/ alſo/ daß bey ihm kein Anſehn der Perſon ſey/ und der arme Handwercks- oder Fuhrmann/ der geringſte Traͤger o- der Tagloͤhner/ wann er wieder den groͤſten Hanſen unter denen Kauff- leuten Klage vor ſeinem Richter-Stuhl anzubringen haͤtte/ auch das Recht erlange/ welches ihme zukommen kan. Wie dann auch ein ſolcher Kauffmanns-Aelteſter/ Banco-Herr oder Vorſteher an etlichen Orten nicht nur der Kauffmannſchafft ſelbi- ges Orts/ ſondern auch der gantzen Buͤrgerſchafft/ ihr Mund und Vor- ſprecher/ (ſonderlich wann es eine gerechte Sache antrifft) ſeyn/ und in ſolchen Fall der Stadt und Gemeine ihre Gravamina, und wie ſolchen abzuhelffen ſeyn/ geziemend bey der Land- oder Stadt-Obrigkeit vorzu- tragen kein Blat vors Maul nehmen muß. Wann hernachmahls ein ſolches/ umb die Kauffmannſchafft ſeines Orts etliche Jahr lang wohlmeritirtes Haupt/ gemeiniglich in denen Staͤdten/ wo es recipiret iſt/ in die Zahl der Vaͤter des Vaterlandes auffgenommen/ und zum Raths-Herrn erwehlet wird/ als erinnern wir uns/ daß in der erſten Abtheilung unſers Kauffmanns-Secretarii wir ei- ne

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/354>, abgerufen am 25.11.2024.