Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Von einer Judicatur-Banck. sagt Banco-Gericht/ oder Commercien-Collegium; Jedoch könteauch/ umb diesen die Arbeit zu erleichtern/ denen expressen zu der Banco bestellten deputirten Herren und Bürgern die Judicatur solcher Streit- Sachen/ in erster Instanz zu untersuchen und nach Befinden gar abzu- machen/ gegeben werden/ welche bloß von der Banco dependiren/ und die Banco-Bedienten oder diejenige angehen/ die mit der Banco zu thun gehabt haben. Wobey dann unser Author ferner erinnert/ daß bey solchen Kauffmanns-Arbitragen oder Compromissen die kostbaren Zu- sammenkünffte in denen Herbergen gantz und gar müsten abgeschaffet seyn/ weil manchmahl durch das viele Schmausen/ so dabey vorgienge/ eine Kauffmannische Sache/ die doch kurtz abgethan seyn wolte/ nur län- ger auffgeschoben/ und fast eben so viel Zeit und Unkosten/ als bey einem ordentlichen Process, erfordert würden/ welches er eben vor eine Bewe- gungs-Ursache mit hält/ daß man desto eher zu einem solchen Banco-Ge- richte/ oder nach unserer Meynung/ zu einem ordentlichen Commercien- Collegio schreiten solte/ vor welchem in pleno eine Sache könte ven- tiliret/ und nachdem sie von der Beschaffenheit ist/ auch wohl aus dem Collegio gewisse Deputirte könten ausgezogen werden/ welche zu ge- wissen Stunden die Partheyen vor sich kommen liessen/ Klag und Ex- ception, Zeugen und Beweiß anhörten/ und hernach davon an das Col- legium oder Banco-Gericht referirten. Wegen der Bedienten bey einer solchen Gerichts-Banck redet er in Jn einigen Messen oder Märckten wird nur einer oder wenige No- ge-
Von einer Judicatur-Banck. ſagt Banco-Gericht/ oder Commercien-Collegium; Jedoch koͤnteauch/ umb dieſen die Arbeit zu erleichtern/ denen expreſſen zu der Banco beſtellten deputirten Herren und Buͤrgern die Judicatur ſolcher Streit- Sachen/ in erſter Inſtanz zu unterſuchen und nach Befinden gar abzu- machen/ gegeben werden/ welche bloß von der Banco dependiren/ und die Banco-Bedienten oder diejenige angehen/ die mit der Banco zu thun gehabt haben. Wobey dann unſer Author ferner erinnert/ daß bey ſolchen Kauffmanns-Arbitragen oder Compromiſſen die koſtbaren Zu- ſammenkuͤnffte in denen Herbergen gantz und gar muͤſten abgeſchaffet ſeyn/ weil manchmahl durch das viele Schmauſen/ ſo dabey vorgienge/ eine Kauffmanniſche Sache/ die doch kurtz abgethan ſeyn wolte/ nur laͤn- ger auffgeſchoben/ und faſt eben ſo viel Zeit und Unkoſten/ als bey einem ordentlichen Proceſſ, erfordert wuͤrden/ welches er eben vor eine Bewe- gungs-Urſache mit haͤlt/ daß man deſto eher zu einem ſolchen Banco-Ge- richte/ oder nach unſerer Meynung/ zu einem ordentlichen Commercien- Collegio ſchreiten ſolte/ vor welchem in pleno eine Sache koͤnte ven- tiliret/ und nachdem ſie von der Beſchaffenheit iſt/ auch wohl aus dem Collegio gewiſſe Deputirte koͤnten ausgezogen werden/ welche zu ge- wiſſen Stunden die Partheyen vor ſich kommen lieſſen/ Klag und Ex- ception, Zeugen und Beweiß anhoͤrten/ und hernach davon an das Col- legium oder Banco-Gericht referirten. Wegen der Bedienten bey einer ſolchen Gerichts-Banck redet er in Jn einigen Meſſen oder Maͤrckten wird nur einer oder wenige No- ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0347" n="327"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von einer <hi rendition="#aq">Judicatur-</hi>Banck.</hi></fw><lb/> ſagt <hi rendition="#aq">Banco-</hi>Gericht/ oder <hi rendition="#aq">Commercien-Collegium;</hi> Jedoch koͤnte<lb/> auch/ umb dieſen die Arbeit zu erleichtern/ denen <hi rendition="#aq">expreſſ</hi>en zu der <hi rendition="#aq">Banco</hi><lb/> beſtellten <hi rendition="#aq">deput</hi>irten Herren und Buͤrgern die <hi rendition="#aq">Judicatur</hi> ſolcher Streit-<lb/> Sachen/ in erſter <hi rendition="#aq">Inſtanz</hi> zu unterſuchen und nach Befinden gar abzu-<lb/> machen/ gegeben werden/ welche bloß von der <hi rendition="#aq">Banco depend</hi>iren/ und<lb/> die <hi rendition="#aq">Banco-</hi>Bedienten oder diejenige angehen/ die mit der <hi rendition="#aq">Banco</hi> zu thun<lb/> gehabt haben. Wobey dann unſer <hi rendition="#aq">Author</hi> ferner erinnert/ daß bey<lb/> ſolchen Kauffmanns-<hi rendition="#aq">Arbitragen</hi> oder <hi rendition="#aq">Compromiſſen</hi> die koſtbaren Zu-<lb/> ſammenkuͤnffte in denen Herbergen gantz und gar muͤſten abgeſchaffet<lb/> ſeyn/ weil manchmahl durch das viele Schmauſen/ ſo dabey vorgienge/<lb/> eine Kauffmanniſche Sache/ die doch kurtz abgethan ſeyn wolte/ nur laͤn-<lb/> ger auffgeſchoben/ und faſt eben ſo viel Zeit und Unkoſten/ als bey einem<lb/> ordentlichen <hi rendition="#aq">Proceſſ,</hi> erfordert wuͤrden/ welches er eben vor eine Bewe-<lb/> gungs-Urſache mit haͤlt/ daß man deſto eher zu einem ſolchen <hi rendition="#aq">Banco-</hi>Ge-<lb/> richte/ oder nach unſerer Meynung/ zu einem ordentlichen <hi rendition="#aq">Commercien-<lb/> Collegio</hi> ſchreiten ſolte/ vor welchem <hi rendition="#aq">in pleno</hi> eine Sache koͤnte <hi rendition="#aq">ven-<lb/> til</hi>iret/ und nachdem ſie von der Beſchaffenheit iſt/ auch wohl aus dem<lb/><hi rendition="#aq">Collegio</hi> gewiſſe <hi rendition="#aq">Deput</hi>irte koͤnten ausgezogen werden/ welche zu ge-<lb/> wiſſen Stunden die Partheyen vor ſich kommen lieſſen/ Klag und <hi rendition="#aq">Ex-<lb/> ception,</hi> Zeugen und Beweiß anhoͤrten/ und hernach davon an das <hi rendition="#aq">Col-<lb/> legium</hi> oder <hi rendition="#aq">Banco-</hi>Gericht <hi rendition="#aq">refer</hi>irten.</p><lb/> <p>Wegen der Bedienten bey einer ſolchen Gerichts-Banck redet er in<lb/> dem 4ten <hi rendition="#aq">Art.</hi> des <hi rendition="#aq">II.</hi> Capitels/ folgender maſſen:</p><lb/> <p>Jn einigen Meſſen oder Maͤrckten wird nur einer oder wenige <hi rendition="#aq">No-<lb/> tari</hi>en waͤhrender Marckt-Zeit <hi rendition="#aq">authoriſi</hi>ret/ welche alle Wechſel-<hi rendition="#aq">Pro-<lb/> teſt</hi>en allein machen/ ſelbige auch alle <hi rendition="#aq">regiſtr</hi>iren/ und das Regiſter oder<lb/> Verzeichniß davon dem Meß-Cantzler/ oder Meß-Vorſtehern/ Aelteſten<lb/> und Raͤthen zu Handen ſtellen muͤſſen. Zu Venedig geſchehen alle<lb/> Wechſel-<hi rendition="#aq">Proteſt</hi>en durch die <hi rendition="#aq">Fanti</hi> oder Dieners von dem <hi rendition="#aq">Commer-<lb/> cien-Collegio,</hi> dieſe <hi rendition="#aq">not</hi>iren hernach alle Wechſel/ ſo ſie <hi rendition="#aq">proteſt</hi>iret<lb/> haben/ in ein oͤffentliches Buch/ da ein jeder Kauffmann frey hinzuge-<lb/> hen und ſolches anſehen mag. Dann durch dieſes Mittel werden ſehr viel<lb/> Wechſel-Brieffe/ welche ſonſt mit <hi rendition="#aq">Proteſt</hi> wieder zuruͤck gehen ſolten/<lb/><hi rendition="#aq">ſopra Proteſt</hi> zu Ehren des <hi rendition="#aq">Traſſentis,</hi> oder desjenigen/ der ihn <hi rendition="#aq">en-<lb/> doſſi</hi>ret/ angenommen und bezahlt. Durch dieſes Mittel wird auch viel-<lb/> mahls das Mißtrauen entdecket/ welches die Venetianiſche Kauffleute<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [327/0347]
Von einer Judicatur-Banck.
ſagt Banco-Gericht/ oder Commercien-Collegium; Jedoch koͤnte
auch/ umb dieſen die Arbeit zu erleichtern/ denen expreſſen zu der Banco
beſtellten deputirten Herren und Buͤrgern die Judicatur ſolcher Streit-
Sachen/ in erſter Inſtanz zu unterſuchen und nach Befinden gar abzu-
machen/ gegeben werden/ welche bloß von der Banco dependiren/ und
die Banco-Bedienten oder diejenige angehen/ die mit der Banco zu thun
gehabt haben. Wobey dann unſer Author ferner erinnert/ daß bey
ſolchen Kauffmanns-Arbitragen oder Compromiſſen die koſtbaren Zu-
ſammenkuͤnffte in denen Herbergen gantz und gar muͤſten abgeſchaffet
ſeyn/ weil manchmahl durch das viele Schmauſen/ ſo dabey vorgienge/
eine Kauffmanniſche Sache/ die doch kurtz abgethan ſeyn wolte/ nur laͤn-
ger auffgeſchoben/ und faſt eben ſo viel Zeit und Unkoſten/ als bey einem
ordentlichen Proceſſ, erfordert wuͤrden/ welches er eben vor eine Bewe-
gungs-Urſache mit haͤlt/ daß man deſto eher zu einem ſolchen Banco-Ge-
richte/ oder nach unſerer Meynung/ zu einem ordentlichen Commercien-
Collegio ſchreiten ſolte/ vor welchem in pleno eine Sache koͤnte ven-
tiliret/ und nachdem ſie von der Beſchaffenheit iſt/ auch wohl aus dem
Collegio gewiſſe Deputirte koͤnten ausgezogen werden/ welche zu ge-
wiſſen Stunden die Partheyen vor ſich kommen lieſſen/ Klag und Ex-
ception, Zeugen und Beweiß anhoͤrten/ und hernach davon an das Col-
legium oder Banco-Gericht referirten.
Wegen der Bedienten bey einer ſolchen Gerichts-Banck redet er in
dem 4ten Art. des II. Capitels/ folgender maſſen:
Jn einigen Meſſen oder Maͤrckten wird nur einer oder wenige No-
tarien waͤhrender Marckt-Zeit authoriſiret/ welche alle Wechſel-Pro-
teſten allein machen/ ſelbige auch alle regiſtriren/ und das Regiſter oder
Verzeichniß davon dem Meß-Cantzler/ oder Meß-Vorſtehern/ Aelteſten
und Raͤthen zu Handen ſtellen muͤſſen. Zu Venedig geſchehen alle
Wechſel-Proteſten durch die Fanti oder Dieners von dem Commer-
cien-Collegio, dieſe notiren hernach alle Wechſel/ ſo ſie proteſtiret
haben/ in ein oͤffentliches Buch/ da ein jeder Kauffmann frey hinzuge-
hen und ſolches anſehen mag. Dann durch dieſes Mittel werden ſehr viel
Wechſel-Brieffe/ welche ſonſt mit Proteſt wieder zuruͤck gehen ſolten/
ſopra Proteſt zu Ehren des Traſſentis, oder desjenigen/ der ihn en-
doſſiret/ angenommen und bezahlt. Durch dieſes Mittel wird auch viel-
mahls das Mißtrauen entdecket/ welches die Venetianiſche Kauffleute
ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |