Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Das I. Capitel
sondern gewinnen müsse. Wann dann die Jnländische depositarii vor-
an gehen/ so folgen die Frembden nach/ und hat man alsdenn mehr
Credit und Geld/ als man anwenden kan.

Was nun vor ein fundus, und wie er zu etabiliren sey/ ist auch
nöthig zu erörtern. Es können aber in einer Banck alle Leute/ inson-
derheit die Kauffleut und Wechsler/ so von Credit seyn/ Geld haben/
zumahlen die Compagnien und Verleger/ davon oben gemeldet. Und
wann gleich in einem Lande der fundus sich nicht so hoch erstrecken thäte/
daß man grosse Capitalia in die Banck auffnehmen könte/ so finden sich
doch herrliche/ andere und sichere Mittel/ ein Stück Geld/ wann es
gleich viel Millionen wäre/ mit gutem Nutzen der Banck und der In-
teressenten
anzulegen/ zumalen da man allezeit Meister derselben blei-
bet/ und entweder solches in natura, oder sonst an guten Effecten in
der Hand hat. Jch übergehe allhier ein grosses und dem gemeinen
Wesen hoch-nützliches arcanum politicum, und solches darumb/ die-
weil ich nicht zugleich den Unwürdigen und Würdigen einerley Brey
einstreichen will/ denn vor die ersten gehöret was anders. Was eine
wohl fundirte Banck einem Lande vor Nutzen bringe/ ist an sich selbsten
am Tage/ & sic vino vendibili non opus est suspensa haedera.
Wann manchen Obrigkeiten/ Fürsten und Herren so viel an ihres Lan-
des/ ihrer Unterthanen/ ja ihrer selbst eigenen Wohlfarth gelegen wä-
re/ würden sie sich schon umb dergleichen Mittel und Anschläge bewer-
ben/ und einen ehrlichen Mann anhören/ aber sie trauen lieber einem
hergeloffenen Goldmacher/ oder verdorbenen Kauffmann/ da es dann
heißt: Sicut credidistis, ita accepistis. Nachdem nun durch dieses
vorhergehende Mittel der Banck den Reichen geholffen/ ihr Geld darinn
anzulegen; (welches einem vermöglichen Mann ein grosses beneficium
ist/ und ihn persvadirt/ daß er sein Geld im Land behält/ und solches
demselben zum Besten anwendet/ da er sonsten solches aus dem Lande
schleppet/ indem er darinnen nichts mit anzufangen weiß. Denn läßt
er es liegen/ so trägt es ihm nichts/ lehnt er es seinem Herrn/ so be-
kommt ers nicht wieder/ bauet er Häuser/ so stehet das Capital in täg-
licher Gefahr des Brands/ und trägt darzu wenig Interesse. Kaufft
er Land-Güter/ so wird er alsobald darnach angelegt/ und mit einem
Wort/ er mache es/ wie er will/ so ist er in Gefahr/ oder leidet Scha-
den. Nachdem er aber also durch die Banck versichert ist/ welche mit

einigen

Das I. Capitel
ſondern gewinnen muͤſſe. Wann dann die Jnlaͤndiſche depoſitarii vor-
an gehen/ ſo folgen die Frembden nach/ und hat man alsdenn mehr
Credit und Geld/ als man anwenden kan.

Was nun vor ein fundus, und wie er zu etabiliren ſey/ iſt auch
noͤthig zu eroͤrtern. Es koͤnnen aber in einer Banck alle Leute/ inſon-
derheit die Kauffleut und Wechsler/ ſo von Credit ſeyn/ Geld haben/
zumahlen die Compagnien und Verleger/ davon oben gemeldet. Und
wann gleich in einem Lande der fundus ſich nicht ſo hoch erſtrecken thaͤte/
daß man groſſe Capitalia in die Banck auffnehmen koͤnte/ ſo finden ſich
doch herrliche/ andere und ſichere Mittel/ ein Stuͤck Geld/ wann es
gleich viel Millionen waͤre/ mit gutem Nutzen der Banck und der In-
tereſſenten
anzulegen/ zumalen da man allezeit Meiſter derſelben blei-
bet/ und entweder ſolches in natura, oder ſonſt an guten Effecten in
der Hand hat. Jch uͤbergehe allhier ein groſſes und dem gemeinen
Weſen hoch-nuͤtzliches arcanum politicum, und ſolches darumb/ die-
weil ich nicht zugleich den Unwuͤrdigen und Wuͤrdigen einerley Brey
einſtreichen will/ denn vor die erſten gehoͤret was anders. Was eine
wohl fundirte Banck einem Lande vor Nutzen bringe/ iſt an ſich ſelbſten
am Tage/ & ſic vino vendibili non opus eſt ſuſpenſa hædera.
Wann manchen Obrigkeiten/ Fuͤrſten und Herren ſo viel an ihres Lan-
des/ ihrer Unterthanen/ ja ihrer ſelbſt eigenen Wohlfarth gelegen waͤ-
re/ wuͤrden ſie ſich ſchon umb dergleichen Mittel und Anſchlaͤge bewer-
ben/ und einen ehrlichen Mann anhoͤren/ aber ſie trauen lieber einem
hergeloffenen Goldmacher/ oder verdorbenen Kauffmann/ da es dann
heißt: Sicut credidiſtis, ita accepiſtis. Nachdem nun durch dieſes
vorhergehende Mittel der Banck den Reichen geholffen/ ihr Geld darinn
anzulegen; (welches einem vermoͤglichen Mann ein groſſes beneficium
iſt/ und ihn perſvadirt/ daß er ſein Geld im Land behaͤlt/ und ſolches
demſelben zum Beſten anwendet/ da er ſonſten ſolches aus dem Lande
ſchleppet/ indem er darinnen nichts mit anzufangen weiß. Denn laͤßt
er es liegen/ ſo traͤgt es ihm nichts/ lehnt er es ſeinem Herrn/ ſo be-
kommt ers nicht wieder/ bauet er Haͤuſer/ ſo ſtehet das Capital in taͤg-
licher Gefahr des Brands/ und traͤgt darzu wenig Intereſſe. Kaufft
er Land-Guͤter/ ſo wird er alſobald darnach angelegt/ und mit einem
Wort/ er mache es/ wie er will/ ſo iſt er in Gefahr/ oder leidet Scha-
den. Nachdem er aber alſo durch die Banck verſichert iſt/ welche mit

einigen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">I.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
&#x017F;ondern gewinnen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Wann dann die Jnla&#x0364;ndi&#x017F;che <hi rendition="#aq">depo&#x017F;itarii</hi> vor-<lb/>
an gehen/ &#x017F;o folgen die Frembden nach/ und hat man alsdenn mehr<lb/><hi rendition="#aq">Credit</hi> und Geld/ als man anwenden kan.</p><lb/>
        <p>Was nun vor ein <hi rendition="#aq">fundus,</hi> und wie er zu <hi rendition="#aq">etabil</hi>iren &#x017F;ey/ i&#x017F;t auch<lb/>
no&#x0364;thig zu ero&#x0364;rtern. Es ko&#x0364;nnen aber in einer Banck alle Leute/ in&#x017F;on-<lb/>
derheit die Kauffleut und Wechsler/ &#x017F;o von <hi rendition="#aq">Credit</hi> &#x017F;eyn/ Geld haben/<lb/>
zumahlen die <hi rendition="#aq">Compagnien</hi> und Verleger/ davon oben gemeldet. Und<lb/>
wann gleich in einem Lande der <hi rendition="#aq">fundus</hi> &#x017F;ich nicht &#x017F;o hoch er&#x017F;trecken tha&#x0364;te/<lb/>
daß man gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Capitalia</hi> in die Banck auffnehmen ko&#x0364;nte/ &#x017F;o finden &#x017F;ich<lb/>
doch herrliche/ andere und &#x017F;ichere Mittel/ ein Stu&#x0364;ck Geld/ wann es<lb/>
gleich viel Millionen wa&#x0364;re/ mit gutem Nutzen der Banck und der <hi rendition="#aq">In-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;enten</hi> anzulegen/ zumalen da man allezeit Mei&#x017F;ter der&#x017F;elben blei-<lb/>
bet/ und entweder &#x017F;olches <hi rendition="#aq">in natura,</hi> oder &#x017F;on&#x017F;t an guten <hi rendition="#aq">Effecten</hi> in<lb/>
der Hand hat. Jch u&#x0364;bergehe allhier ein gro&#x017F;&#x017F;es und dem gemeinen<lb/>
We&#x017F;en hoch-nu&#x0364;tzliches <hi rendition="#aq">arcanum politicum,</hi> und &#x017F;olches darumb/ die-<lb/>
weil ich nicht zugleich den Unwu&#x0364;rdigen und Wu&#x0364;rdigen einerley Brey<lb/>
ein&#x017F;treichen will/ denn vor die er&#x017F;ten geho&#x0364;ret was anders. Was eine<lb/>
wohl <hi rendition="#aq">fund</hi>irte Banck einem Lande vor Nutzen bringe/ i&#x017F;t an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
am Tage/ <hi rendition="#aq">&amp; &#x017F;ic vino vendibili non opus e&#x017F;t &#x017F;u&#x017F;pen&#x017F;a hædera.</hi><lb/>
Wann manchen Obrigkeiten/ Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Herren &#x017F;o viel an ihres Lan-<lb/>
des/ ihrer Unterthanen/ ja ihrer &#x017F;elb&#x017F;t eigenen Wohlfarth gelegen wa&#x0364;-<lb/>
re/ wu&#x0364;rden &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;chon umb dergleichen Mittel und An&#x017F;chla&#x0364;ge bewer-<lb/>
ben/ und einen ehrlichen Mann anho&#x0364;ren/ aber &#x017F;ie trauen lieber einem<lb/>
hergeloffenen Goldmacher/ oder verdorbenen Kauffmann/ da es dann<lb/>
heißt: <hi rendition="#aq">Sicut credidi&#x017F;tis, ita accepi&#x017F;tis.</hi> Nachdem nun durch die&#x017F;es<lb/>
vorhergehende Mittel der Banck den Reichen geholffen/ ihr Geld darinn<lb/>
anzulegen; (welches einem vermo&#x0364;glichen Mann ein gro&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">beneficium</hi><lb/>
i&#x017F;t/ und ihn <hi rendition="#aq">per&#x017F;vad</hi>irt/ daß er &#x017F;ein Geld im Land beha&#x0364;lt/ und &#x017F;olches<lb/>
dem&#x017F;elben zum Be&#x017F;ten anwendet/ da er &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;olches aus dem Lande<lb/>
&#x017F;chleppet/ indem er darinnen nichts mit anzufangen weiß. Denn la&#x0364;ßt<lb/>
er es liegen/ &#x017F;o tra&#x0364;gt es ihm nichts/ lehnt er es &#x017F;einem Herrn/ &#x017F;o be-<lb/>
kommt ers nicht wieder/ bauet er Ha&#x0364;u&#x017F;er/ &#x017F;o &#x017F;tehet das <hi rendition="#aq">Capital</hi> in ta&#x0364;g-<lb/>
licher Gefahr des Brands/ und tra&#x0364;gt darzu wenig <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e.</hi> Kaufft<lb/>
er Land-Gu&#x0364;ter/ &#x017F;o wird er al&#x017F;obald darnach angelegt/ und mit einem<lb/>
Wort/ er mache es/ wie er will/ &#x017F;o i&#x017F;t er in Gefahr/ oder leidet Scha-<lb/>
den. Nachdem er aber al&#x017F;o durch die Banck ver&#x017F;ichert i&#x017F;t/ welche mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einigen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0034] Das I. Capitel ſondern gewinnen muͤſſe. Wann dann die Jnlaͤndiſche depoſitarii vor- an gehen/ ſo folgen die Frembden nach/ und hat man alsdenn mehr Credit und Geld/ als man anwenden kan. Was nun vor ein fundus, und wie er zu etabiliren ſey/ iſt auch noͤthig zu eroͤrtern. Es koͤnnen aber in einer Banck alle Leute/ inſon- derheit die Kauffleut und Wechsler/ ſo von Credit ſeyn/ Geld haben/ zumahlen die Compagnien und Verleger/ davon oben gemeldet. Und wann gleich in einem Lande der fundus ſich nicht ſo hoch erſtrecken thaͤte/ daß man groſſe Capitalia in die Banck auffnehmen koͤnte/ ſo finden ſich doch herrliche/ andere und ſichere Mittel/ ein Stuͤck Geld/ wann es gleich viel Millionen waͤre/ mit gutem Nutzen der Banck und der In- tereſſenten anzulegen/ zumalen da man allezeit Meiſter derſelben blei- bet/ und entweder ſolches in natura, oder ſonſt an guten Effecten in der Hand hat. Jch uͤbergehe allhier ein groſſes und dem gemeinen Weſen hoch-nuͤtzliches arcanum politicum, und ſolches darumb/ die- weil ich nicht zugleich den Unwuͤrdigen und Wuͤrdigen einerley Brey einſtreichen will/ denn vor die erſten gehoͤret was anders. Was eine wohl fundirte Banck einem Lande vor Nutzen bringe/ iſt an ſich ſelbſten am Tage/ & ſic vino vendibili non opus eſt ſuſpenſa hædera. Wann manchen Obrigkeiten/ Fuͤrſten und Herren ſo viel an ihres Lan- des/ ihrer Unterthanen/ ja ihrer ſelbſt eigenen Wohlfarth gelegen waͤ- re/ wuͤrden ſie ſich ſchon umb dergleichen Mittel und Anſchlaͤge bewer- ben/ und einen ehrlichen Mann anhoͤren/ aber ſie trauen lieber einem hergeloffenen Goldmacher/ oder verdorbenen Kauffmann/ da es dann heißt: Sicut credidiſtis, ita accepiſtis. Nachdem nun durch dieſes vorhergehende Mittel der Banck den Reichen geholffen/ ihr Geld darinn anzulegen; (welches einem vermoͤglichen Mann ein groſſes beneficium iſt/ und ihn perſvadirt/ daß er ſein Geld im Land behaͤlt/ und ſolches demſelben zum Beſten anwendet/ da er ſonſten ſolches aus dem Lande ſchleppet/ indem er darinnen nichts mit anzufangen weiß. Denn laͤßt er es liegen/ ſo traͤgt es ihm nichts/ lehnt er es ſeinem Herrn/ ſo be- kommt ers nicht wieder/ bauet er Haͤuſer/ ſo ſtehet das Capital in taͤg- licher Gefahr des Brands/ und traͤgt darzu wenig Intereſſe. Kaufft er Land-Guͤter/ ſo wird er alſobald darnach angelegt/ und mit einem Wort/ er mache es/ wie er will/ ſo iſt er in Gefahr/ oder leidet Scha- den. Nachdem er aber alſo durch die Banck verſichert iſt/ welche mit einigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/34
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/34>, abgerufen am 22.11.2024.