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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das XI. Capitel
und Eiß; die Banco von St. Johannis von Saltz/ item von dem auff-
gerichteten neuen Kauff-Hauß-Zoll/ und von dem Wein; die von dem
neuen Molo erhebt das Ancker-Geld und den Pacht von den Kräutern/
die auf den Marckt kommen. Und welches das vornehmste/ so stehet
die Republic vor den Credit dieser drey Montium, oder Arten von
Lehn-Banquen, sie geben aber nur 3. pro Centum des Jahrs Inter-
esse,
seynd aber ihrer guten Ordnung und Richtigkeit wegen sehr ge-
sucht und aestimirt. Nun stehet zwar nicht zu läugnen/ daß zur Zeit
ihrer Fundation sie mehr als 3. pro Centum Interesse bezahlt/ es ist
aber solches hernach bey allgemeiner Uberlegung wieder herunter gesetzet
worden/ weil der Mons sich in dem Stande befunden/ einem jeden sein
Capital, der es verlanget hat/ wieder zu bezahlen. Welches dann/ wie
unser Author meldet/ die rechte Art und Weise ist/ welche Fürsten und
Republiquen in ihren Rent-Cammern observiren solten/ nehmlich ihre
Sachen so einzurichten/ daß derjenige/ der nicht mit geringerer Inter-
esse
verlieb nehmen wolte/ sein Capital wieder heraus bekommen könte.
Und ist dieses das beste Mittel/ den Credit zu erhalten/ und derjenige/
welcher sein Geld an solche Oerter giebet/ hat zum wenigsten die Ver-
gnügung davon/ daß/ ob er gleich weniger Interesse bekommt/ sein
Capital doch in Sicherheit lieget/ und er desselben allezeit wieder/ wann
er will/ habhafftig werden kan.

Hier fährt unser Author ferner fort zu raisoniren/ und sagt/ daß
einiger Rechts-Gelehrten ihre Meynung dahin gienge/ als ob ein Lan-
des-Herr de plenitudine potestatis, aus habender Macht/ wohl be-
fugt wäre/ die mit seinen Unterthanen/ oder andern Privat-Personen
geschlossene Contractus zu verändern/ und solche nach seiner Bequem-
lichkeit einzurichten/ indem ein Landes-Fürst Niemande von seinem Thun
und Lassen Red und Antwort zu geben hätte/ vielweniger an des Lan-
des Gesetze gebunden wäre/ sondern sein Will allein wäre das höchste
Gesetz/ Stat pro ratione Voluntas, ex text. in l. prima de Constit.
Princ.
und dieses darumb/ weil ein Princeps Dominus Orbis genen-
net würde/ l. deprecatio ad legem Rhodiam de jactu l. Bene Ze-
none C de quadr. praescript.
Allein diese Meynung/ spricht er/ wird
von vielen andern Rechts-Lehrern verworffen; Dann obgleich nicht zu
läugnen stehet/ daß im höchsten Noth-Fall/ in welchem periculum in
mora
ist/ und da einem Landes-Herrn alle andere Hülffs-Mittel und

Aus-

Das XI. Capitel
und Eiß; die Banco von St. Johannis von Saltz/ item von dem auff-
gerichteten neuen Kauff-Hauß-Zoll/ und von dem Wein; die von dem
neuen Molo erhebt das Ancker-Geld und den Pacht von den Kraͤutern/
die auf den Marckt kommen. Und welches das vornehmſte/ ſo ſtehet
die Republic vor den Credit dieſer drey Montium, oder Arten von
Lehn-Banquen, ſie geben aber nur 3. pro Centum des Jahrs Inter-
eſſe,
ſeynd aber ihrer guten Ordnung und Richtigkeit wegen ſehr ge-
ſucht und æſtimirt. Nun ſtehet zwar nicht zu laͤugnen/ daß zur Zeit
ihrer Fundation ſie mehr als 3. pro Centum Intereſſe bezahlt/ es iſt
aber ſolches hernach bey allgemeiner Uberlegung wieder herunter geſetzet
worden/ weil der Mons ſich in dem Stande befunden/ einem jeden ſein
Capital, der es verlanget hat/ wieder zu bezahlen. Welches dann/ wie
unſer Author meldet/ die rechte Art und Weiſe iſt/ welche Fuͤrſten und
Republiquen in ihren Rent-Cammern obſerviren ſolten/ nehmlich ihre
Sachen ſo einzurichten/ daß derjenige/ der nicht mit geringerer Inter-
eſſe
verlieb nehmen wolte/ ſein Capital wieder heraus bekommen koͤnte.
Und iſt dieſes das beſte Mittel/ den Credit zu erhalten/ und derjenige/
welcher ſein Geld an ſolche Oerter giebet/ hat zum wenigſten die Ver-
gnuͤgung davon/ daß/ ob er gleich weniger Intereſſe bekommt/ ſein
Capital doch in Sicherheit lieget/ und er deſſelben allezeit wieder/ wann
er will/ habhafftig werden kan.

Hier faͤhrt unſer Author ferner fort zu raiſoniren/ und ſagt/ daß
einiger Rechts-Gelehrten ihre Meynung dahin gienge/ als ob ein Lan-
des-Herr de plenitudine poteſtatis, aus habender Macht/ wohl be-
fugt waͤre/ die mit ſeinen Unterthanen/ oder andern Privat-Perſonen
geſchloſſene Contractus zu veraͤndern/ und ſolche nach ſeiner Bequem-
lichkeit einzurichten/ indem ein Landes-Fuͤrſt Niemande von ſeinem Thun
und Laſſen Red und Antwort zu geben haͤtte/ vielweniger an des Lan-
des Geſetze gebunden waͤre/ ſondern ſein Will allein waͤre das hoͤchſte
Geſetz/ Stat pro ratione Voluntas, ex text. in l. prima de Conſtit.
Princ.
und dieſes darumb/ weil ein Princeps Dominus Orbis genen-
net wuͤrde/ l. deprecatio ad legem Rhodiam de jactu l. Bene Ze-
none C de quadr. præſcript.
Allein dieſe Meynung/ ſpricht er/ wird
von vielen andern Rechts-Lehrern verworffen; Dann obgleich nicht zu
laͤugnen ſtehet/ daß im hoͤchſten Noth-Fall/ in welchem periculum in
mora
iſt/ und da einem Landes-Herrn alle andere Huͤlffs-Mittel und

Aus-
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[218/0238] Das XI. Capitel und Eiß; die Banco von St. Johannis von Saltz/ item von dem auff- gerichteten neuen Kauff-Hauß-Zoll/ und von dem Wein; die von dem neuen Molo erhebt das Ancker-Geld und den Pacht von den Kraͤutern/ die auf den Marckt kommen. Und welches das vornehmſte/ ſo ſtehet die Republic vor den Credit dieſer drey Montium, oder Arten von Lehn-Banquen, ſie geben aber nur 3. pro Centum des Jahrs Inter- eſſe, ſeynd aber ihrer guten Ordnung und Richtigkeit wegen ſehr ge- ſucht und æſtimirt. Nun ſtehet zwar nicht zu laͤugnen/ daß zur Zeit ihrer Fundation ſie mehr als 3. pro Centum Intereſſe bezahlt/ es iſt aber ſolches hernach bey allgemeiner Uberlegung wieder herunter geſetzet worden/ weil der Mons ſich in dem Stande befunden/ einem jeden ſein Capital, der es verlanget hat/ wieder zu bezahlen. Welches dann/ wie unſer Author meldet/ die rechte Art und Weiſe iſt/ welche Fuͤrſten und Republiquen in ihren Rent-Cammern obſerviren ſolten/ nehmlich ihre Sachen ſo einzurichten/ daß derjenige/ der nicht mit geringerer Inter- eſſe verlieb nehmen wolte/ ſein Capital wieder heraus bekommen koͤnte. Und iſt dieſes das beſte Mittel/ den Credit zu erhalten/ und derjenige/ welcher ſein Geld an ſolche Oerter giebet/ hat zum wenigſten die Ver- gnuͤgung davon/ daß/ ob er gleich weniger Intereſſe bekommt/ ſein Capital doch in Sicherheit lieget/ und er deſſelben allezeit wieder/ wann er will/ habhafftig werden kan. Hier faͤhrt unſer Author ferner fort zu raiſoniren/ und ſagt/ daß einiger Rechts-Gelehrten ihre Meynung dahin gienge/ als ob ein Lan- des-Herr de plenitudine poteſtatis, aus habender Macht/ wohl be- fugt waͤre/ die mit ſeinen Unterthanen/ oder andern Privat-Perſonen geſchloſſene Contractus zu veraͤndern/ und ſolche nach ſeiner Bequem- lichkeit einzurichten/ indem ein Landes-Fuͤrſt Niemande von ſeinem Thun und Laſſen Red und Antwort zu geben haͤtte/ vielweniger an des Lan- des Geſetze gebunden waͤre/ ſondern ſein Will allein waͤre das hoͤchſte Geſetz/ Stat pro ratione Voluntas, ex text. in l. prima de Conſtit. Princ. und dieſes darumb/ weil ein Princeps Dominus Orbis genen- net wuͤrde/ l. deprecatio ad legem Rhodiam de jactu l. Bene Ze- none C de quadr. præſcript. Allein dieſe Meynung/ ſpricht er/ wird von vielen andern Rechts-Lehrern verworffen; Dann obgleich nicht zu laͤugnen ſtehet/ daß im hoͤchſten Noth-Fall/ in welchem periculum in mora iſt/ und da einem Landes-Herrn alle andere Huͤlffs-Mittel und Aus-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/238>, abgerufen am 25.11.2024.