Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Von denen Banquen insgemein. Zu der Apostel Zeiten brachten diejenige/ welche gläubig worden undzu dem Evangelio bekehret waren/ ihre reiche Beysteuren freywillig und häuffig ein/ und legten solche zum Unterhalt der armen Brüder und Kirchen-Glieder zu der Apostel Füssen/ erwehlten auch zu deren Austheilung gewisse Diaconos, oder Armen-Vorsteher/ von welchen der erste Christliche Märtyrer/ der heilige Stephanus, einer mit gewe- sen/ wie in der Apostel Geschicht am 7. Capitel zu lesen. Allein von solchen Montibus Pietatis und AErariis sacris, Ar- Was die rechten Geld-Verkehrungs-Wechsel- und Wucher- stande- A 2
Von denen Banquen insgemein. Zu der Apoſtel Zeiten brachten diejenige/ welche glaͤubig worden undzu dem Evangelio bekehret waren/ ihre reiche Beyſteuren freywillig und haͤuffig ein/ und legten ſolche zum Unterhalt der armen Bruͤder und Kirchen-Glieder zu der Apoſtel Fuͤſſen/ erwehlten auch zu deren Austheilung gewiſſe Diaconos, oder Armen-Vorſteher/ von welchen der erſte Chriſtliche Maͤrtyrer/ der heilige Stephanus, einer mit gewe- ſen/ wie in der Apoſtel Geſchicht am 7. Capitel zu leſen. Allein von ſolchen Montibus Pietatis und Ærariis ſacris, Ar- Was die rechten Geld-Verkehrungs-Wechſel- und Wucher- ſtande- A 2
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Von denen Banquen insgemein.
Zu der Apoſtel Zeiten brachten diejenige/ welche glaͤubig worden und
zu dem Evangelio bekehret waren/ ihre reiche Beyſteuren freywillig
und haͤuffig ein/ und legten ſolche zum Unterhalt der armen Bruͤder
und Kirchen-Glieder zu der Apoſtel Fuͤſſen/ erwehlten auch zu deren
Austheilung gewiſſe Diaconos, oder Armen-Vorſteher/ von welchen
der erſte Chriſtliche Maͤrtyrer/ der heilige Stephanus, einer mit gewe-
ſen/ wie in der Apoſtel Geſchicht am 7. Capitel zu leſen.
Allein von ſolchen Montibus Pietatis und Ærariis ſacris, Ar-
men- und Allmoſen-Kaſten/ iſt unſer Vorhaben zu reden dieſes Orts
gantz nicht/ es haben ſolche auch keine Verwandniß mit dem/ was
man eigentlich Banquen nennet/ auſſer nur in ſo weit/ als etwan
durch eine wohl eingerichtete Lehn-Banco manchem/ dem ein unver-
mutheter Geld-Mangel zuſtoͤſſet/ ein groſſes Beneficium geſchiehet/
wann er nicht dem Wucherer darff in die Haͤnde fallen/ ſondern/
auf tuͤchtiges Unterpfand/ einen Geld-Vorſchuß zu einem leidlichen
Zins bekommen kan.
Was die rechten Geld-Verkehrungs-Wechſel- und Wucher-
Banquen betrifft/ finden wir deren Alterthum ſchon in der Juͤdiſchen
Republic, da der Heyland in der Parabel vom Hauß-Vater/ der
uͤber Land verreiſet/ und ſeinen Knechten einige Centner Gelds (umb
mit ſolchem zu ſeinem Nutzen Handlung zu treiben) hinterlaſſen/ von
dem faulen Schalcks-Knecht/ der ſein Pfund vergraben/ und ſolches
nicht wuchern laſſen/ beym Matthæo am 25. Capitel ſaget/ daß er
ſolches haͤtte zu denen Wechslern hinbringen/ und daſelbſt wuchern
laſſen ſollen/ ſo wuͤrde er/ der Hauß-Vater/ ſolches bey ſeiner Zu-
ruͤckkunfft mit einem guten Zugang/ und augmento an aufgeſchwol-
lenen Zinſen/ wieder gefunden haben/ daß alſo ſchon zur ſelben Zeit
ſolche Leute/ welche Geld-Banquen gehalten/ und mit Geld-Umb-
ſetzen ihren Verkehr gehabt/ muͤſſen zu finden geweſen ſeyn.
Woran dann umb ſo viel weniger zu zweiffeln/ als der liebſte Hey-
land ſelbſt/ aus einem gerechten und heiligen Eyfer/ wegen Verun-
ehrung ſeines Bet-Hauſes/ mit Kauffen und Verkauffen/ die Tiſche
der Wechsler umbgeſtoſſen/ und ſelbige aus dem Tempel vertrieben/
wie abermahl bey gedachtem Evangeliſten Matthæo am 21. Capitel
zu leſen iſt/ ſo hat auch die umb die ſelbige Zeit im hoͤchſten Flor ge-
ſtande-
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