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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das VII. Capitel
viel sicherer/ als in seinem eigenen Hause verwahret zu seyn hält. Es
bezahlt aber die Banco kein Interesse vor solche bey ihr deponirte Gel-
der/ welche noch darzu/ weil sie in lauter harten und groben Sorten
bestehen müssen/ gegen das Courrent-Geld/ welches in täglichen Zah-
lungen in der Stadt und unter den Leuten gangbar ist/ noch umb ein
ziemliches in der Agio differiren. Biß hieher besagter Ritter Temple.

Hier fähret nun unser Author ferner fort/ und sagt/ daß umb
Rechnung in Banco zu bekommen/ es gemeiniglich 10. fl. auff einmahl
koste; Das darinn deponirte Geld bestehet in lauter Ducatons, harten
Reichs-Thalern/ und dergleichen Speciebus; Und da sonsten der Du-
caton
63. Stüver in Courrent-Geld gilt/ wird er in der Banco nur
zu 60. Stüver/ und die andern Species nach Proportion/ angenommen;
Die eingebrachte Gold- und Silber-Bahren schätzet man nach der Tax/
welche der Müntz-Wardein darauff gesetzet hat/ und dieses ist eben die
Ursache/ warumb das Banco-Geld allezeit höher/ als das Courrent-
Geld geachtet wird. Auff solches Geld nun/ welches jemand in Banco
stehend hat/ wird kein Arrest zugelassen; Wann auch jemand sein da-
selbst hinterlegtes Geld baar wieder heraus haben will/ kan er solches
allezeit wieder haben/ wann er nur von 100. vor die gute Verwah-
rung zurück lässet/ oder er kan es auch gegen Courrent-Geld an der
Börß vernegociiren/ und alsdann eine Assignation auff die Banco
geben.

Jn der Banco selbst finden sich vier Buchhalters/ und so viel
Controulleurs, oder Gegen-Schreiber/ welche einer umb den andern
die Banco-Zettels annehmen/ die man in der Banco will ab- und zu-
schreiben lassen/ und solche an die andern/ nach ihrer Numero auszu-
theilen/ z. E. der erste Buchhalter hat ein Buch von Fünffhundert Blät-
tern/ des andern sein Buch gehet von Fünffhundert biß Tausend inclu-
sive,
des dritten von Eilffhundert biß Funffzehenhundert/ und des
vierdten von Sechszehenhundert biß Zweytausend. Jn wessen seine
Numeros nun der eingebrachte Banco-Zettel einlaufft/ der trägt ihn
zu Buch/ weil es sonst unmöglich wäre/ daß ein Buchhalter allein so
viel Posten/ die täglich in Banco einkommen/ und welche ab- und zu-
geschrieben werden müssen/ zu Buch stellen könte; Jndessen werden die-
ser vier Buchhalter ihre vier Bücher zu Ende des Jahres nur vor eines

gehal-

Das VII. Capitel
viel ſicherer/ als in ſeinem eigenen Hauſe verwahret zu ſeyn haͤlt. Es
bezahlt aber die Banco kein Intereſſe vor ſolche bey ihr deponirte Gel-
der/ welche noch darzu/ weil ſie in lauter harten und groben Sorten
beſtehen muͤſſen/ gegen das Courrent-Geld/ welches in taͤglichen Zah-
lungen in der Stadt und unter den Leuten gangbar iſt/ noch umb ein
ziemliches in der Agio differiren. Biß hieher beſagter Ritter Temple.

Hier faͤhret nun unſer Author ferner fort/ und ſagt/ daß umb
Rechnung in Banco zu bekommen/ es gemeiniglich 10. fl. auff einmahl
koſte; Das darinn deponirte Geld beſtehet in lauter Ducatons, harten
Reichs-Thalern/ und dergleichen Speciebus; Und da ſonſten der Du-
caton
63. Stuͤver in Courrent-Geld gilt/ wird er in der Banco nur
zu 60. Stuͤver/ und die andern Species nach Proportion/ angenommen;
Die eingebrachte Gold- und Silber-Bahren ſchaͤtzet man nach der Tax/
welche der Muͤntz-Wardein darauff geſetzet hat/ und dieſes iſt eben die
Urſache/ warumb das Banco-Geld allezeit hoͤher/ als das Courrent-
Geld geachtet wird. Auff ſolches Geld nun/ welches jemand in Banco
ſtehend hat/ wird kein Arreſt zugelaſſen; Wann auch jemand ſein da-
ſelbſt hinterlegtes Geld baar wieder heraus haben will/ kan er ſolches
allezeit wieder haben/ wann er nur von 100. vor die gute Verwah-
rung zuruͤck laͤſſet/ oder er kan es auch gegen Courrent-Geld an der
Boͤrß vernegociiren/ und alsdann eine Aſſignation auff die Banco
geben.

Jn der Banco ſelbſt finden ſich vier Buchhalters/ und ſo viel
Controulleurs, oder Gegen-Schreiber/ welche einer umb den andern
die Banco-Zettels annehmen/ die man in der Banco will ab- und zu-
ſchreiben laſſen/ und ſolche an die andern/ nach ihrer Numero auszu-
theilen/ z. E. der erſte Buchhalter hat ein Buch von Fuͤnffhundert Blaͤt-
tern/ des andern ſein Buch gehet von Fuͤnffhundert biß Tauſend inclu-
ſive,
des dritten von Eilffhundert biß Funffzehenhundert/ und des
vierdten von Sechszehenhundert biß Zweytauſend. Jn weſſen ſeine
Numeros nun der eingebrachte Banco-Zettel einlaufft/ der traͤgt ihn
zu Buch/ weil es ſonſt unmoͤglich waͤre/ daß ein Buchhalter allein ſo
viel Poſten/ die taͤglich in Banco einkommen/ und welche ab- und zu-
geſchrieben werden muͤſſen/ zu Buch ſtellen koͤnte; Jndeſſen werden die-
ſer vier Buchhalter ihre vier Buͤcher zu Ende des Jahres nur vor eines

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[122/0142] Das VII. Capitel viel ſicherer/ als in ſeinem eigenen Hauſe verwahret zu ſeyn haͤlt. Es bezahlt aber die Banco kein Intereſſe vor ſolche bey ihr deponirte Gel- der/ welche noch darzu/ weil ſie in lauter harten und groben Sorten beſtehen muͤſſen/ gegen das Courrent-Geld/ welches in taͤglichen Zah- lungen in der Stadt und unter den Leuten gangbar iſt/ noch umb ein ziemliches in der Agio differiren. Biß hieher beſagter Ritter Temple. Hier faͤhret nun unſer Author ferner fort/ und ſagt/ daß umb Rechnung in Banco zu bekommen/ es gemeiniglich 10. fl. auff einmahl koſte; Das darinn deponirte Geld beſtehet in lauter Ducatons, harten Reichs-Thalern/ und dergleichen Speciebus; Und da ſonſten der Du- caton 63. Stuͤver in Courrent-Geld gilt/ wird er in der Banco nur zu 60. Stuͤver/ und die andern Species nach Proportion/ angenommen; Die eingebrachte Gold- und Silber-Bahren ſchaͤtzet man nach der Tax/ welche der Muͤntz-Wardein darauff geſetzet hat/ und dieſes iſt eben die Urſache/ warumb das Banco-Geld allezeit hoͤher/ als das Courrent- Geld geachtet wird. Auff ſolches Geld nun/ welches jemand in Banco ſtehend hat/ wird kein Arreſt zugelaſſen; Wann auch jemand ſein da- ſelbſt hinterlegtes Geld baar wieder heraus haben will/ kan er ſolches allezeit wieder haben/ wann er nur [FORMEL] von 100. vor die gute Verwah- rung zuruͤck laͤſſet/ oder er kan es auch gegen Courrent-Geld an der Boͤrß vernegociiren/ und alsdann eine Aſſignation auff die Banco geben. Jn der Banco ſelbſt finden ſich vier Buchhalters/ und ſo viel Controulleurs, oder Gegen-Schreiber/ welche einer umb den andern die Banco-Zettels annehmen/ die man in der Banco will ab- und zu- ſchreiben laſſen/ und ſolche an die andern/ nach ihrer Numero auszu- theilen/ z. E. der erſte Buchhalter hat ein Buch von Fuͤnffhundert Blaͤt- tern/ des andern ſein Buch gehet von Fuͤnffhundert biß Tauſend inclu- ſive, des dritten von Eilffhundert biß Funffzehenhundert/ und des vierdten von Sechszehenhundert biß Zweytauſend. Jn weſſen ſeine Numeros nun der eingebrachte Banco-Zettel einlaufft/ der traͤgt ihn zu Buch/ weil es ſonſt unmoͤglich waͤre/ daß ein Buchhalter allein ſo viel Poſten/ die taͤglich in Banco einkommen/ und welche ab- und zu- geſchrieben werden muͤſſen/ zu Buch ſtellen koͤnte; Jndeſſen werden die- ſer vier Buchhalter ihre vier Buͤcher zu Ende des Jahres nur vor eines gehal-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/142>, abgerufen am 22.11.2024.