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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
Da kommen von Tened durchs stille meer (mir grauet
Wenn ichs erzehlen sol) zwo schlangen/ die man schauet
Mit über grossen schling und zügen auff dem meer
Zugleich bis ans gestad geschossen schrecklich her.
Man sahe/ wie sie sich mit gantzem leibe reckten
Wie sie her aus der fluht die langen hälse streckten
Die krönlein funckelten/ her-aus dem wasser-für/
Und gleichten dem rubin an seiner rohten zier.
Das andre theil wird nach geschlepptin meeres saltze/
Sie krümmen ihren balck mit gräßliehem gewaltze/
Man höret ein geplatsch in saltz geschaumten meer/
Sie hatten itzt das feld erlängt und krachen her.
Die Augen roht wie blut und feuer gleichsam plitzten/
Sie machten ein gezisch/ und gifftschaum von sich sprützten;
Sie fipperten zu gleich mit drey gespitzter zung:
Wir raffen uus alsbald davon mit einem schwung
Erstaunet und erstarrt durch diese beyde drachen/
Die uns das hertze bang/ die füsse lauffen machen/
Sie fahren grausam her und drehn sich in die krümm
Auff den Laocoon zu mit grossem ungeftüm/
Und winden sich vorerst umb seine beyde kinder/
Die beissen sie zu tod und schlingen sie dahinder
Nach diesen machen sie sich an den vater risch/
Der seinen helffen wolt und sich eezeigte frisch.
Mit seinem schild und schwerd; ihn aber doch ergreiffen
Und dichte schlingen ein mit ihren grossen schweiffen;
Sie flechten sich umb leib/ sie fallen umb die kehl/
Und ängsten ihn so hart bis auff den grund der seel/
Stehn
E 4
Das Andere Buch.
Da kommen von Tened durchs ſtille meer (mir grauet
Wenn ichs erzehlen ſol) zwo ſchlangen/ die man ſchauet
Mit uͤber groſſen ſchling und zuͤgen auff dem meer
Zugleich bis ans geſtad geſchoſſen ſchrecklich her.
Man ſahe/ wie ſie ſich mit gantzem leibe reckten
Wie ſie her aus der fluht die langen haͤlſe ſtreckten
Die kroͤnlein funckelten/ her-aus dem waſſer-fuͤr/
Und gleichten dem rubin an ſeiner rohten zier.
Das andre theil wird nach geſchlepptin meeres ſaltze/
Sie kruͤmmen ihren balck mit graͤßliehem gewaltze/
Man hoͤret ein geplatſch in ſaltz geſchaumten meer/
Sie hatten itzt das feld erlaͤngt und krachen her.
Die Augen roht wie blut und feuer gleichſam plitzten/
Sie machtẽ ein geziſch/ und gifftſchaum von ſich ſpruͤtztẽ;
Sie fipperten zu gleich mit drey geſpitzter zung:
Wir raffen uus alsbald davon mit einem ſchwung
Erſtaunet und erſtarrt durch dieſe beyde drachen/
Die uns das hertze bang/ die fuͤſſe lauffen machen/
Sie fahren grauſam her und drehn ſich in die kruͤmm
Auff den Laocoon zu mit groſſem ungeftuͤm/
Und winden ſich vorerſt umb ſeine beyde kinder/
Die beiſſen ſie zu tod und ſchlingen ſie dahinder
Nach dieſen machen ſie ſich an den vater riſch/
Der ſeinen helffen wolt und ſich eezeigte friſch.
Mit ſeinem ſchild und ſchwerd; ihn aber doch ergreiffen
Und dichte ſchlingen ein mit ihren groſſen ſchweiffen;
Sie flechten ſich umb leib/ ſie fallen umb die kehl/
Und aͤngſten ihn ſo hart bis auff den grund der ſeel/
Stehn
E 4
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[70/0092] Das Andere Buch. Da kommen von Tened durchs ſtille meer (mir grauet Wenn ichs erzehlen ſol) zwo ſchlangen/ die man ſchauet Mit uͤber groſſen ſchling und zuͤgen auff dem meer Zugleich bis ans geſtad geſchoſſen ſchrecklich her. Man ſahe/ wie ſie ſich mit gantzem leibe reckten Wie ſie her aus der fluht die langen haͤlſe ſtreckten Die kroͤnlein funckelten/ her-aus dem waſſer-fuͤr/ Und gleichten dem rubin an ſeiner rohten zier. Das andre theil wird nach geſchlepptin meeres ſaltze/ Sie kruͤmmen ihren balck mit graͤßliehem gewaltze/ Man hoͤret ein geplatſch in ſaltz geſchaumten meer/ Sie hatten itzt das feld erlaͤngt und krachen her. Die Augen roht wie blut und feuer gleichſam plitzten/ Sie machtẽ ein geziſch/ und gifftſchaum von ſich ſpruͤtztẽ; Sie fipperten zu gleich mit drey geſpitzter zung: Wir raffen uus alsbald davon mit einem ſchwung Erſtaunet und erſtarrt durch dieſe beyde drachen/ Die uns das hertze bang/ die fuͤſſe lauffen machen/ Sie fahren grauſam her und drehn ſich in die kruͤmm Auff den Laocoon zu mit groſſem ungeftuͤm/ Und winden ſich vorerſt umb ſeine beyde kinder/ Die beiſſen ſie zu tod und ſchlingen ſie dahinder Nach dieſen machen ſie ſich an den vater riſch/ Der ſeinen helffen wolt und ſich eezeigte friſch. Mit ſeinem ſchild und ſchwerd; ihn aber doch ergreiffen Und dichte ſchlingen ein mit ihren groſſen ſchweiffen; Sie flechten ſich umb leib/ ſie fallen umb die kehl/ Und aͤngſten ihn ſo hart bis auff den grund der ſeel/ Stehn E 4

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/92>, abgerufen am 25.11.2024.