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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
Das aber Calchas hat das werck erbauen lassen
So hoch und ungeheur fast über alle massen/
Das hat er drumb gethan/ dz mans nicht durch die pfort
Könt führen in die stadt und weiter rücken fort/
Noch daß das volck zu ihm sich möchte schutz versehen/
Wie ehmals war mit glück nach ihren wahn geschehen;
Sonst so ihr ans geschenck der Pallas legtet hand
So würd es schrecklich stehn umb euer heil und land;
(Die Götter wollen diß auff Calchas selber wenden;)
Nähmt ihr es aber an mit angenehmen händen/
So würdet ihr mit glück und siegesreicher pracht
Selbst Argos überziehen und brechen ihre macht/
Und dieses ungelück und gäntzliche verheeren
Würd unseres geschlecht und kindeskind beschweren.
So überschwatzte sie der schlimme bösewicht
Mit listigem betrug und falschen threngeticht.
Es kamen tausent schiff aus Griechenland gefahren
Und kunten dennoch nicht bey zehen gantzer jahren
Bezwingen diese stadt: Tydides und Achill
Sind kämpff- und schlachtens müd und müssen halten still.
Der Sinon nur allein ein eintzler man hat können
Durch wunder arge list dieselbige gewinnen/
Schau! hierbey siehet man ein grosses schreckebild
Und ungeheuer ding/ das sinn und augen füllt
Mit unvorsehner scheu. Laocoon/ den man wehlte
Zum priester dem Neptun durchs loß und heilig zehlte/
Schlug einen ochsen tod/ der groß und schrecklich war/
Nach jährlichem gebrauch und sätzung beym altar;
Da
E 3
Das Andere Buch.
Das aber Calchas hat das werck erbauen laſſen
So hoch und ungeheur faſt uͤber alle maſſen/
Das hat er drumb gethan/ dz mans nicht durch die pfort
Koͤnt fuͤhren in die ſtadt und weiter ruͤcken fort/
Noch daß das volck zu ihm ſich moͤchte ſchutz verſehen/
Wie ehmals war mit gluͤck nach ihren wahn geſchehen;
Sonſt ſo ihr ans geſchenck der Pallas legtet hand
So wuͤrd es ſchrecklich ſtehn umb euer heil und land;
(Die Goͤtter wollen diß auff Calchas ſelber wenden;)
Naͤhmt ihr es aber an mit angenehmen haͤnden/
So wuͤrdet ihr mit gluͤck und ſiegesreicher pracht
Selbſt Argos uͤberziehen und brechen ihre macht/
Und dieſes ungeluͤck und gaͤntzliche verheeren
Wuͤrd unſeres geſchlecht und kindeskind beſchweren.
So uͤberſchwatzte ſie der ſchlimme boͤſewicht
Mit liſtigem betrug und falſchen threngeticht.
Es kamen tauſent ſchiff aus Griechenland gefahren
Und kunten dennoch nicht bey zehen gantzer jahren
Bezwingen dieſe ſtadt: Tydides und Achill
Sind kaͤmpff- und ſchlachtẽs muͤd und muͤſſen haltẽ ſtill.
Der Sinon nur allein ein eintzler man hat koͤnnen
Durch wunder arge liſt dieſelbige gewinnen/
Schau! hierbey ſiehet man ein groſſes ſchreckebild
Und ungeheuer ding/ das ſinn und augen fuͤllt
Mit unvorſehner ſcheu. Laocoon/ den man wehlte
Zum prieſter dem Neptun durchs loß und heilig zehlte/
Schlug einen ochſen tod/ der groß und ſchrecklich war/
Nach jaͤhrlichem gebrauch und ſaͤtzung beym altar;
Da
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[69/0091] Das Andere Buch. Das aber Calchas hat das werck erbauen laſſen So hoch und ungeheur faſt uͤber alle maſſen/ Das hat er drumb gethan/ dz mans nicht durch die pfort Koͤnt fuͤhren in die ſtadt und weiter ruͤcken fort/ Noch daß das volck zu ihm ſich moͤchte ſchutz verſehen/ Wie ehmals war mit gluͤck nach ihren wahn geſchehen; Sonſt ſo ihr ans geſchenck der Pallas legtet hand So wuͤrd es ſchrecklich ſtehn umb euer heil und land; (Die Goͤtter wollen diß auff Calchas ſelber wenden;) Naͤhmt ihr es aber an mit angenehmen haͤnden/ So wuͤrdet ihr mit gluͤck und ſiegesreicher pracht Selbſt Argos uͤberziehen und brechen ihre macht/ Und dieſes ungeluͤck und gaͤntzliche verheeren Wuͤrd unſeres geſchlecht und kindeskind beſchweren. So uͤberſchwatzte ſie der ſchlimme boͤſewicht Mit liſtigem betrug und falſchen threngeticht. Es kamen tauſent ſchiff aus Griechenland gefahren Und kunten dennoch nicht bey zehen gantzer jahren Bezwingen dieſe ſtadt: Tydides und Achill Sind kaͤmpff- und ſchlachtẽs muͤd und muͤſſen haltẽ ſtill. Der Sinon nur allein ein eintzler man hat koͤnnen Durch wunder arge liſt dieſelbige gewinnen/ Schau! hierbey ſiehet man ein groſſes ſchreckebild Und ungeheuer ding/ das ſinn und augen fuͤllt Mit unvorſehner ſcheu. Laocoon/ den man wehlte Zum prieſter dem Neptun durchs loß und heilig zehlte/ Schlug einen ochſen tod/ der groß und ſchrecklich war/ Nach jaͤhrlichem gebrauch und ſaͤtzung beym altar; Da E 3

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/91>, abgerufen am 25.11.2024.