Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Andere Buch. Und daß der griechen heer ermüdet muste weichenDer götter schluß und raht/ und kundte nicht erreichen Das ziel gehabter müh nach abfluß vieler Jahr; Da zimmern sie ein pferd/ das wie ein berg groß war Vermittelst pallas kunst: Die rippen sind geschnitten Aus einem tannenbaum. Als sie nun außgestritten Sich liessen sehen an/ da stellen sie sich auch Den Göttern ein gelübd zu leisten nach gebrauch. Mit angemasstem schein für glücklich wiederkommen Anheim in Griechenland. Als sie nun das genommen In ihrem sinne für; Wird stracks die sache laut/ Und daß ein grosses pferd zum abzug währ erbaut/ In selbtes schliessen sie die allerkühnsten helden/ Die man von tugend/ glück und muht muß herrlich melden/ Und stellen es auffs loß/ weil jeder held ohn scheu In diesen zug und kampff wolt gerne seyn darbey. Die lassen sich nur ein-in finstern bauch-verschliessen Mit grosser fährligkeit/ ohn weichliches verdriessen/ Und füllen der gestalt das ungeheure pferd Mit mancherley gewehr mit spiessen schild und schwerd. Ein Eyland ligt nicht weit/ wird Tenedos genennet/ Das man in Griechenland und andern orten kennet An macht und reichthumb groß/ so lange Troja noch Bey Priams lebezeit wuchs schön und mächtig hoch. Nun aber ist es nur ein anfurt für die schiffe/ Nicht aber sicher gnug; Weil manches zwar hin lieffe/ Wurd aber bald zutheil den winden/ bald dem sand/ Auff den es bliebe stehn/ bald mancher räuber hand. Da- D 5
Das Andere Buch. Und daß der griechen heer ermuͤdet muſte weichenDer goͤtter ſchluß und raht/ und kundte nicht erreichen Das ziel gehabter muͤh nach abfluß vieler Jahr; Da zimmern ſie ein pferd/ das wie ein berg groß war Vermittelſt pallas kunſt: Die rippen ſind geſchnitten Aus einem tannenbaum. Als ſie nun außgeſtritten Sich lieſſen ſehen an/ da ſtellen ſie ſich auch Den Goͤttern ein geluͤbd zu leiſten nach gebrauch. Mit angemaſſtem ſchein fuͤr gluͤcklich wiederkommen Anheim in Gꝛiechenland. Als ſie nun das genommen In ihrem ſinne fuͤr; Wird ſtracks die ſache laut/ Und daß ein groſſes pferd zum abzug waͤhr erbaut/ In ſelbtes ſchlieſſen ſie die allerkuͤhnſten helden/ Die man von tugẽd/ gluͤck und muht muß herrlich meldẽ/ Und ſtellen es auffs loß/ weil jeder held ohn ſcheu In dieſen zug und kampff wolt gerne ſeyn darbey. Die laſſen ſich nur ein-in finſtern bauch-verſchlieſſen Mit groſſer faͤhrligkeit/ ohn weichliches verdrieſſen/ Und fuͤllen der geſtalt das ungeheure pferd Mit mancherley gewehr mit ſpieſſen ſchild und ſchwerd. Ein Eyland ligt nicht weit/ wird Tenedos genennet/ Das man in Griechenland und andern orten kennet An macht und reichthumb groß/ ſo lange Troja noch Bey Priams lebezeit wuchs ſchoͤn und maͤchtig hoch. Nun aber iſt es nur ein anfurt fuͤr die ſchiffe/ Nicht aber ſicher gnug; Weil manches zwar hin lieffe/ Wurd aber bald zutheil den winden/ bald dem ſand/ Auff den es bliebe ſtehn/ bald mancher raͤuber hand. Da- D 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0079" n="57"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Andere Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Und daß der griechen heer ermuͤdet muſte weichen</l><lb/> <l>Der goͤtter ſchluß und raht/ und kundte nicht erreichen</l><lb/> <l>Das ziel gehabter muͤh nach abfluß vieler Jahr;</l><lb/> <l>Da zimmern ſie ein pferd/ das wie ein berg groß war</l><lb/> <l>Vermittelſt pallas kunſt: Die rippen ſind geſchnitten</l><lb/> <l>Aus einem tannenbaum. Als ſie nun außgeſtritten</l><lb/> <l>Sich lieſſen ſehen an/ da ſtellen ſie ſich auch</l><lb/> <l>Den Goͤttern ein geluͤbd zu leiſten nach gebrauch.</l><lb/> <l>Mit angemaſſtem ſchein fuͤr gluͤcklich wiederkommen</l><lb/> <l>Anheim in Gꝛiechenland. Als ſie nun das genommen</l><lb/> <l>In ihrem ſinne fuͤr; Wird ſtracks die ſache laut/</l><lb/> <l>Und daß ein groſſes pferd zum abzug waͤhr erbaut/</l><lb/> <l>In ſelbtes ſchlieſſen ſie die allerkuͤhnſten helden/</l><lb/> <l>Die man von tugẽd/ gluͤck und muht muß herrlich meldẽ/</l><lb/> <l>Und ſtellen es auffs loß/ weil jeder held ohn ſcheu</l><lb/> <l>In dieſen zug und kampff wolt gerne ſeyn darbey.</l><lb/> <l>Die laſſen ſich nur ein-in finſtern bauch-verſchlieſſen</l><lb/> <l>Mit groſſer faͤhrligkeit/ ohn weichliches verdrieſſen/</l><lb/> <l>Und fuͤllen der geſtalt das ungeheure pferd</l><lb/> <l>Mit mancherley gewehr mit ſpieſſen ſchild und ſchwerd.</l><lb/> <l>Ein Eyland ligt nicht weit/ wird Tenedos genennet/</l><lb/> <l>Das man in Griechenland und andern orten kennet</l><lb/> <l>An macht und reichthumb groß/ ſo lange Troja noch</l><lb/> <l>Bey Priams lebezeit wuchs ſchoͤn und maͤchtig hoch.</l><lb/> <l>Nun aber iſt es nur ein anfurt fuͤr die ſchiffe/</l><lb/> <l>Nicht aber ſicher gnug; Weil manches zwar hin lieffe/</l><lb/> <l>Wurd aber bald zutheil den winden/ bald dem ſand/</l><lb/> <l>Auff den es bliebe ſtehn/ bald mancher raͤuber hand.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Da-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [57/0079]
Das Andere Buch.
Und daß der griechen heer ermuͤdet muſte weichen
Der goͤtter ſchluß und raht/ und kundte nicht erreichen
Das ziel gehabter muͤh nach abfluß vieler Jahr;
Da zimmern ſie ein pferd/ das wie ein berg groß war
Vermittelſt pallas kunſt: Die rippen ſind geſchnitten
Aus einem tannenbaum. Als ſie nun außgeſtritten
Sich lieſſen ſehen an/ da ſtellen ſie ſich auch
Den Goͤttern ein geluͤbd zu leiſten nach gebrauch.
Mit angemaſſtem ſchein fuͤr gluͤcklich wiederkommen
Anheim in Gꝛiechenland. Als ſie nun das genommen
In ihrem ſinne fuͤr; Wird ſtracks die ſache laut/
Und daß ein groſſes pferd zum abzug waͤhr erbaut/
In ſelbtes ſchlieſſen ſie die allerkuͤhnſten helden/
Die man von tugẽd/ gluͤck und muht muß herrlich meldẽ/
Und ſtellen es auffs loß/ weil jeder held ohn ſcheu
In dieſen zug und kampff wolt gerne ſeyn darbey.
Die laſſen ſich nur ein-in finſtern bauch-verſchlieſſen
Mit groſſer faͤhrligkeit/ ohn weichliches verdrieſſen/
Und fuͤllen der geſtalt das ungeheure pferd
Mit mancherley gewehr mit ſpieſſen ſchild und ſchwerd.
Ein Eyland ligt nicht weit/ wird Tenedos genennet/
Das man in Griechenland und andern orten kennet
An macht und reichthumb groß/ ſo lange Troja noch
Bey Priams lebezeit wuchs ſchoͤn und maͤchtig hoch.
Nun aber iſt es nur ein anfurt fuͤr die ſchiffe/
Nicht aber ſicher gnug; Weil manches zwar hin lieffe/
Wurd aber bald zutheil den winden/ bald dem ſand/
Auff den es bliebe ſtehn/ bald mancher raͤuber hand.
Da-
D 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/79 |
Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/79>, abgerufen am 06.07.2024. |