Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.der Zwölff Bücher Virgilius. gefehrten wol gehalten. Dem Anchises des E-neens verstorbenen vater wird zu ehren und ge- dächtnüß ein opffer und allerley ritterspiele ge- halten/ und werden/ die das beste gethan/ mit stattlichen gewinsten und Praesenten angesehen und verehret. Hier ist insonderheit zu beobach- ten des jungen Dares vermessene verwegenheit/ der den alten und versuchten fechter Entellen zum kolbenstreit heraus fodert/ aber von demsel- ben überwunden/ schimpff und schande einleget. Nach diesem befiehlet Eneas seinem Sohn As- canio sein Knabenheer auffzuführen/ und eben- mäßig seine hurtigkeit in spielstreit und ehren- kampffe erscheinen zu lassen. Hernach werden die weiber für liebe in diesem lande zu bleiben/ und für verdruß weiter zu reisen toll und unsinnig/ und stecken vier schiffe in brand. Da hebet E- neas seine hände auff gen himmel und betet; Darauff fället ein grosser platzregen und leschet die fewersbrunst. Gleichwol aber wancket er in seinem gemühte/ und weiß nicht ob er in Si- cilien bleiben sol oder weiter ziehen/ da wird ihm gerahten von seines vaters geiste er sol mit der frischen und freudigen mannschafft fort nach Italien ziehen/ die weiber aber und das unbe- wehrte furcht a me völcklein in Sicilien lassen/ daß s U u 3
der Zwoͤlff Buͤcher Virgilius. gefehrten wol gehalten. Dem Anchiſes des E-neens verſtorbenen vater wird zu ehren und ge- daͤchtnuͤß ein opffer und allerley ritterſpiele ge- halten/ und werden/ die das beſte gethan/ mit ſtattlichen gewinſten und Præſenten angeſehen und verehret. Hier iſt inſonderheit zu beobach- ten des jungen Dares vermeſſene verwegenheit/ der den alten und verſuchten fechter Entellen zum kolbenſtreit heraus fodert/ aber von demſel- ben uͤberwunden/ ſchimpff und ſchande einleget. Nach dieſem befiehlet Eneas ſeinem Sohn Aſ- canio ſein Knabenheer auffzufuͤhren/ und eben- maͤßig ſeine hurtigkeit in ſpielſtreit und ehren- kampffe erſcheinen zu laſſen. Hernach werden die weiber fuͤr liebe in dieſem lande zu bleiben/ und fuͤr verdruß weiter zu reiſen toll und unſinnig/ und ſtecken vier ſchiffe in brand. Da hebet E- neas ſeine haͤnde auff gen himmel und betet; Darauff faͤllet ein groſſer platzregen und leſchet die fewersbrunſt. Gleichwol aber wancket er in ſeinem gemuͤhte/ und weiß nicht ob er in Si- cilien bleiben ſol oder weiter ziehen/ da wird ihm gerahten von ſeines vaters geiſte er ſol mit der friſchen und freudigen mannſchafft fort nach Italien ziehen/ die weiber aber und das unbe- wehrte furcht a me voͤlcklein in Sicilien laſſen/ daß ſ U u 3
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neens verſtorbenen vater wird zu ehren und ge-
daͤchtnuͤß ein opffer und allerley ritterſpiele ge-
halten/ und werden/ die das beſte gethan/ mit
ſtattlichen gewinſten und Præſenten angeſehen
und verehret. Hier iſt inſonderheit zu beobach-
ten des jungen Dares vermeſſene verwegenheit/
der den alten und verſuchten fechter Entellen
zum kolbenſtreit heraus fodert/ aber von demſel-
ben uͤberwunden/ ſchimpff und ſchande einleget.
Nach dieſem befiehlet Eneas ſeinem Sohn Aſ-
canio ſein Knabenheer auffzufuͤhren/ und eben-
maͤßig ſeine hurtigkeit in ſpielſtreit und ehren-
kampffe erſcheinen zu laſſen. Hernach werden
die weiber fuͤr liebe in dieſem lande zu bleiben/ und
fuͤr verdruß weiter zu reiſen toll und unſinnig/
und ſtecken vier ſchiffe in brand. Da hebet E-
neas ſeine haͤnde auff gen himmel und betet;
Darauff faͤllet ein groſſer platzregen und leſchet
die fewersbrunſt. Gleichwol aber wancket er
in ſeinem gemuͤhte/ und weiß nicht ob er in Si-
cilien bleiben ſol oder weiter ziehen/ da wird ihm
gerahten von ſeines vaters geiſte er ſol mit der
friſchen und freudigen mannſchafft fort nach
Italien ziehen/ die weiber aber und das unbe-
wehrte furcht a me voͤlcklein in Sicilien laſſen/
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