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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zwölffte Buch.
Er war ein fischer/ eh er sich in krieg begabe
Bey Lerna see und hat daselbst geringe haabe
Und armes häusselein; Dorfft aber keine pflicht
Noch hoffdienst legen ab/ auch mißgunst schewen nicht;
Sein vater bawete ein stücke feld und acker/
Den er gemiethet hat/ und pflügt ihn frisch und wacker:
Gleich wie zwey feuer angelegt in dürrer heyd
An unterschiednen ort sich strecken weit und breit/
Man hört das knistern fern der dicken Lorbeersträuche/
Doch oder wenn herab von bergen bäch und teiche
Mit schäumenden geräusch abschiessen in das meer/
Da jedes was ihm kömpt in weg/ erschrecklich sehr
Verwüstet und verheert. Nicht minder als die flammen
Und fluthen führen her auf ihren feind zusammen
Die beyden obersten Eneas und der Turn
Im newerregten streit/ und wallete der zorn
In ihrem sinn und muth nicht anders als die wellen/
Die manches fichtenhauß zerbrechen und zerschellen;
Die hertzen/ welche sich erhärteten im streit/
Und keines wolte hier für bittre feindligkeit
Dem andern geben nach/ die musten gleichsam brechen
Von zorn und grimmigkeit/ und suchten fug zu rächen
Ein jeder seinen schimpff: Es ward da krafft/ verstand
Und alle mügligkeit versucht und angewandt
Zu tödten seinen feind/ und wunden anzuhefften/
Daß aus dem leibe fuhr der geist mit allen kräfften
Des lebens: Dannenher traff hier Eneas an
Mit einem grossen stein den trotzigen Murran/
Der
Das Zwoͤlffte Buch.
Er war ein fiſcher/ eh er ſich in krieg begabe
Bey Lerna ſee und hat daſelbſt geringe haabe
Und armes haͤuſſelein; Dorfft aber keine pflicht
Noch hoffdienſt legen ab/ auch mißgunſt ſchewen nicht;
Sein vater bawete ein ſtuͤcke feld und acker/
Den er gemiethet hat/ und pfluͤgt ihn friſch und wacker:
Gleich wie zwey feuer angelegt in duͤrrer heyd
An unterſchiednen ort ſich ſtrecken weit und breit/
Man hoͤrt das kniſtern fern der dicken Lorbeerſtraͤuche/
Doch oder wenn herab von bergen baͤch und teiche
Mit ſchaͤumenden geraͤuſch abſchieſſen in das meer/
Da jedes was ihm koͤmpt in weg/ erſchrecklich ſehr
Verwuͤſtet und verheert. Nicht minder als die flam̃en
Und fluthen fuͤhren her auf ihren feind zuſammen
Die beyden oberſten Eneas und der Turn
Im newerregten ſtreit/ und wallete der zorn
In ihrem ſinn und muth nicht anders als die wellen/
Die manches fichtenhauß zerbrechen und zerſchellen;
Die hertzen/ welche ſich erhaͤrteten im ſtreit/
Und keines wolte hier fuͤr bittre feindligkeit
Dem andern geben nach/ die muſten gleichſam brechen
Von zorn und grimmigkeit/ und ſuchten fug zu raͤchen
Ein jeder ſeinen ſchimpff: Es ward da krafft/ verſtand
Und alle muͤgligkeit verſucht und angewandt
Zu toͤdten ſeinen feind/ und wunden anzuhefften/
Daß aus dem leibe fuhr der geiſt mit allen kraͤfften
Des lebens: Dannenher traff hier Eneas an
Mit einem groſſen ſtein den trotzigen Murran/
Der
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[637/0659] Das Zwoͤlffte Buch. Er war ein fiſcher/ eh er ſich in krieg begabe Bey Lerna ſee und hat daſelbſt geringe haabe Und armes haͤuſſelein; Dorfft aber keine pflicht Noch hoffdienſt legen ab/ auch mißgunſt ſchewen nicht; Sein vater bawete ein ſtuͤcke feld und acker/ Den er gemiethet hat/ und pfluͤgt ihn friſch und wacker: Gleich wie zwey feuer angelegt in duͤrrer heyd An unterſchiednen ort ſich ſtrecken weit und breit/ Man hoͤrt das kniſtern fern der dicken Lorbeerſtraͤuche/ Doch oder wenn herab von bergen baͤch und teiche Mit ſchaͤumenden geraͤuſch abſchieſſen in das meer/ Da jedes was ihm koͤmpt in weg/ erſchrecklich ſehr Verwuͤſtet und verheert. Nicht minder als die flam̃en Und fluthen fuͤhren her auf ihren feind zuſammen Die beyden oberſten Eneas und der Turn Im newerregten ſtreit/ und wallete der zorn In ihrem ſinn und muth nicht anders als die wellen/ Die manches fichtenhauß zerbrechen und zerſchellen; Die hertzen/ welche ſich erhaͤrteten im ſtreit/ Und keines wolte hier fuͤr bittre feindligkeit Dem andern geben nach/ die muſten gleichſam brechen Von zorn und grimmigkeit/ und ſuchten fug zu raͤchen Ein jeder ſeinen ſchimpff: Es ward da krafft/ verſtand Und alle muͤgligkeit verſucht und angewandt Zu toͤdten ſeinen feind/ und wunden anzuhefften/ Daß aus dem leibe fuhr der geiſt mit allen kraͤfften Des lebens: Dannenher traff hier Eneas an Mit einem groſſen ſtein den trotzigen Murran/ Der

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/659>, abgerufen am 22.11.2024.