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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zwölffte Buch.
Vom Gyas/ es bleibt selbst der schlimme zeichendeuter
Tolumaius/ der erst sich sehen ließ/ als streiter/
Und schoß den ersten pfeil auf der Trojaner heer/
Es wurd ein groß geschrey/ es fliehn die Rutuler/
Und nehmen übers feld die flucht/ das alles stäubet/
Und sind für schneller furcht geblendet und betäubet/
Eneas aber hält sie nicht der ehrenwerth
Zuschlagen selbst und sie verfolgen mit dem schwerdt.
Und mögen gleich zu fuß seyn oder roß bedienet/
Auch keinen/ der sich mit dem spieß und pfeil erkühnet
Zu schiessen in seyn heer. Er suchet nur allein
Den Turnus/ wie er bald sein möchte mächtig seyn.
Und sahe sich nach ihm umb in dem dicken staube/
Mit ihm wil er den streit angehn/ an seinen raube
Ergetzen seinen sinn: Das macht dem fräuelein
Juturnen ungemach/ furcht/ knmmer/ sorg und streit;
Doch mahnte sie sich an und stieß den kutscher abe/
Der Turnum führen solt/ und ihm so eines gabe/
Daß von der deistel er hinweg fiel ziemlich weit/
Und ließ ihn ligen da: Sie aber war bereit
An seiner stell und ort den zügel zu regieren/
Und ihren bruder so/ wie ihr recht düncket/ führen;
War allerdinges gleich Metisco an der sprach
An leibs gestalt/ manier/ wie auch den waffen nach.
wie eine schwartze schwalb/ wenn sie fleugt hin und wieder
In eines reicheu hauß/ und schwebt bald auf/ bald nieder/
In dem sie sammelet ein wenig nahrung ein
Für ihre zwitzerend und junge schwälbelein.
Bald
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Das Zwoͤlffte Buch.
Vom Gyas/ es bleibt ſelbſt der ſchlimme zeichendeuter
Tolumaius/ der erſt ſich ſehen ließ/ als ſtreiter/
Und ſchoß den erſten pfeil auf der Trojaner heer/
Es wurd ein groß geſchrey/ es fliehn die Rutuler/
Und nehmen uͤbers feld die flucht/ das alles ſtaͤubet/
Und ſind fuͤr ſchneller furcht geblendet und betaͤubet/
Eneas aber haͤlt ſie nicht der ehrenwerth
Zuſchlagen ſelbſt und ſie verfolgen mit dem ſchwerdt.
Und moͤgen gleich zu fuß ſeyn oder roß bedienet/
Auch keinen/ der ſich mit dem ſpieß und pfeil erkuͤhnet
Zu ſchieſſen in ſeyn heer. Er ſuchet nur allein
Den Turnus/ wie er bald ſein moͤchte maͤchtig ſeyn.
Und ſahe ſich nach ihm umb in dem dicken ſtaube/
Mit ihm wil er den ſtreit angehn/ an ſeinen raube
Ergetzen ſeinen ſinn: Das macht dem fraͤuelein
Juturnen ungemach/ furcht/ knmmer/ ſorg und ſtreit;
Doch mahnte ſie ſich an und ſtieß den kutſcher abe/
Der Turnum fuͤhren ſolt/ und ihm ſo eines gabe/
Daß von der deiſtel er hinweg fiel ziemlich weit/
Und ließ ihn ligen da: Sie aber war bereit
An ſeiner ſtell und ort den zuͤgel zu regieren/
Und ihren bruder ſo/ wie ihr recht duͤncket/ fuͤhren;
War allerdinges gleich Metiſco an der ſprach
An leibs geſtalt/ manier/ wie auch den waffen nach.
wie eine ſchwartze ſchwalb/ weñ ſie fleugt hin und wieder
In eines reicheu hauß/ und ſchwebt bald auf/ bald nieder/
In dem ſie ſammelet ein wenig nahrung ein
Fuͤr ihre zwitzerend und junge ſchwaͤlbelein.
Bald
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[633/0655] Das Zwoͤlffte Buch. Vom Gyas/ es bleibt ſelbſt der ſchlimme zeichendeuter Tolumaius/ der erſt ſich ſehen ließ/ als ſtreiter/ Und ſchoß den erſten pfeil auf der Trojaner heer/ Es wurd ein groß geſchrey/ es fliehn die Rutuler/ Und nehmen uͤbers feld die flucht/ das alles ſtaͤubet/ Und ſind fuͤr ſchneller furcht geblendet und betaͤubet/ Eneas aber haͤlt ſie nicht der ehrenwerth Zuſchlagen ſelbſt und ſie verfolgen mit dem ſchwerdt. Und moͤgen gleich zu fuß ſeyn oder roß bedienet/ Auch keinen/ der ſich mit dem ſpieß und pfeil erkuͤhnet Zu ſchieſſen in ſeyn heer. Er ſuchet nur allein Den Turnus/ wie er bald ſein moͤchte maͤchtig ſeyn. Und ſahe ſich nach ihm umb in dem dicken ſtaube/ Mit ihm wil er den ſtreit angehn/ an ſeinen raube Ergetzen ſeinen ſinn: Das macht dem fraͤuelein Juturnen ungemach/ furcht/ knmmer/ ſorg und ſtreit; Doch mahnte ſie ſich an und ſtieß den kutſcher abe/ Der Turnum fuͤhren ſolt/ und ihm ſo eines gabe/ Daß von der deiſtel er hinweg fiel ziemlich weit/ Und ließ ihn ligen da: Sie aber war bereit An ſeiner ſtell und ort den zuͤgel zu regieren/ Und ihren bruder ſo/ wie ihr recht duͤncket/ fuͤhren; War allerdinges gleich Metiſco an der ſprach An leibs geſtalt/ manier/ wie auch den waffen nach. wie eine ſchwartze ſchwalb/ weñ ſie fleugt hin und wieder In eines reicheu hauß/ und ſchwebt bald auf/ bald nieder/ In dem ſie ſammelet ein wenig nahrung ein Fuͤr ihre zwitzerend und junge ſchwaͤlbelein. Bald R r 5

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/655>, abgerufen am 22.11.2024.