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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zwölffte Buch.
Wie sie Apollo lehrt/ wolt aber nichts verfangen;
Versucht auch mit der hand das eysen zuerlangen:
Vergebens! Er griffs an mit einem zängelein;
was halffs? kein mittel ließ das glück ihm dienstlich seyn
Apollo der ihm hat die kunst zu artzeneyen
Gelehret/ kunt ihm nicht zu heilen glück verleyheu/
Und gleichwol nam itzt das getümmel und gelärm/
Das schreckliche geläuff/ geräusch/ gethön/ geschwärm
Nur weiter überhand. Das unglück kam gegangen/
Und war fast für der thür. Wie war es an zu fangen?
Es sahen die/ so ümb Eneen stunden her/
Daß von dem dicken staub die lusst jemehr und mehr
Erfüllet ward/ daraus vernünfftig war zu schliessen/
Es gienge scharff daher mit schlagen/ rennen/ schiessen:
Die reuter flohen zu dem lager allgemach
Und fielen häuffilich die pfeil ins lager nach;
Man höret schrecklich schreyn in dem gewürg und morden
Beyds welche schlugen tod/ und die erschlagen worden;
Da ward die Venus durch das übergrosse leid
Eneen ihres sohns mit weh und bangigkeit
Gerühret und bestürtzt. Als sie nun sorge träget/
Die seine mutter war/ und alles überleget/
Was hierzu dienlich sey/ brach sie das dictam ab
Auff Creten Idensberg und ihm dasselbe gab;
Ist sonst nicht unbekand den hirsch-und wilden ziegen
Wenn sie an einem pfeil/ der an sie hafftet/ ligen;
Diß kraut hat rothe blüth/ des blätter rauch und weich/
Und siehet/ wie man meint/ dem wilden Poley gleich.
Das
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Das Zwoͤlffte Buch.
Wie ſie Apollo lehrt/ wolt aber nichts verfangen;
Verſucht auch mit der hand das eyſen zuerlangen:
Vergebens! Er griffs an mit einem zaͤngelein;
was halffs? kein mittel ließ das gluͤck ihm dienſtlich ſeyn
Apollo der ihm hat die kunſt zu artzeneyen
Gelehret/ kunt ihm nicht zu heilen gluͤck verleyheu/
Und gleichwol nam itzt das getuͤmmel und gelaͤrm/
Das ſchreckliche gelaͤuff/ geraͤuſch/ gethoͤn/ geſchwaͤrm
Nur weiter uͤberhand. Das ungluͤck kam gegangen/
Und war faſt fuͤr der thuͤr. Wie war es an zu fangen?
Es ſahen die/ ſo uͤmb Eneen ſtunden her/
Daß von dem dicken ſtaub die luſſt jemehr und mehr
Erfuͤllet ward/ daraus vernuͤnfftig war zu ſchlieſſen/
Es gienge ſcharff daher mit ſchlagen/ rennen/ ſchieſſen:
Die reuter flohen zu dem lager allgemach
Und fielen haͤuffilich die pfeil ins lager nach;
Man hoͤret ſchrecklich ſchreyn in dem gewuͤrg und mordẽ
Beyds welche ſchlugen tod/ und die erſchlagen worden;
Da ward die Venus durch das uͤbergroſſe leid
Eneen ihres ſohns mit weh und bangigkeit
Geruͤhret und beſtuͤrtzt. Als ſie nun ſorge traͤget/
Die ſeine mutter war/ und alles uͤberleget/
Was hierzu dienlich ſey/ brach ſie das dictam ab
Auff Creten Idensberg und ihm daſſelbe gab;
Iſt ſonſt nicht unbekand den hirſch-und wilden ziegen
Wenn ſie an einem pfeil/ der an ſie hafftet/ ligen;
Diß kraut hat rothe bluͤth/ des blaͤtter rauch und weich/
Und ſiehet/ wie man meint/ dem wilden Poley gleich.
Das
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[629/0651] Das Zwoͤlffte Buch. Wie ſie Apollo lehrt/ wolt aber nichts verfangen; Verſucht auch mit der hand das eyſen zuerlangen: Vergebens! Er griffs an mit einem zaͤngelein; was halffs? kein mittel ließ das gluͤck ihm dienſtlich ſeyn Apollo der ihm hat die kunſt zu artzeneyen Gelehret/ kunt ihm nicht zu heilen gluͤck verleyheu/ Und gleichwol nam itzt das getuͤmmel und gelaͤrm/ Das ſchreckliche gelaͤuff/ geraͤuſch/ gethoͤn/ geſchwaͤrm Nur weiter uͤberhand. Das ungluͤck kam gegangen/ Und war faſt fuͤr der thuͤr. Wie war es an zu fangen? Es ſahen die/ ſo uͤmb Eneen ſtunden her/ Daß von dem dicken ſtaub die luſſt jemehr und mehr Erfuͤllet ward/ daraus vernuͤnfftig war zu ſchlieſſen/ Es gienge ſcharff daher mit ſchlagen/ rennen/ ſchieſſen: Die reuter flohen zu dem lager allgemach Und fielen haͤuffilich die pfeil ins lager nach; Man hoͤret ſchrecklich ſchreyn in dem gewuͤrg und mordẽ Beyds welche ſchlugen tod/ und die erſchlagen worden; Da ward die Venus durch das uͤbergroſſe leid Eneen ihres ſohns mit weh und bangigkeit Geruͤhret und beſtuͤrtzt. Als ſie nun ſorge traͤget/ Die ſeine mutter war/ und alles uͤberleget/ Was hierzu dienlich ſey/ brach ſie das dictam ab Auff Creten Idensberg und ihm daſſelbe gab; Iſt ſonſt nicht unbekand den hirſch-und wilden ziegen Wenn ſie an einem pfeil/ der an ſie hafftet/ ligen; Diß kraut hat rothe bluͤth/ des blaͤtter rauch und weich/ Und ſiehet/ wie man meint/ dem wilden Poley gleich. Das R r 3

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/651>, abgerufen am 22.11.2024.