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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zwölffte Buch.
Juturna aber that ein grösser abendthewer/
Das hatte mehr auf sich/ als opffer/ vieh und fewer/
Und war viel kräfftiger zu regen hertz und sinn:
Sie ließ ein zeichen sehn von hoher hinunels zinn/
Durch welches sie das heer der Italer so kräfftig
Verwirret und verführt/ so sehr sie war geschäfftig/
Und keines besser halff. Ein rohter adeler
Kam aus der hohen lufft an strand geflogen her/
Und triebe vögel auf/ die nemblich schwäne waren
Und welche flogen bey dem strand mit grossen schaaren
Und hefftigem geräusch; Da schoß er aus der höh
Gantz unverdrossen her und schwung sich an die see/
Ergreiffend einen schwan mit seinen krummen klawen/
Der groß und trefflich war und würdig anzuschauen.
Das volck der Italer hub die gemühter hin
Und sah das wunder an mit unverwandtem sinn:
Da wandten sie sich aus der flucht zurücke wieder
(Ein wunder anzusehn!) mit rauschendem gefieder/
Und machten dunckel fast das auge dieser welt/
Die sonne/ da sie sich zusammen dicht gestellt/
Und setzten in der lufft dem feinde zu so lange
Bis ihm durch grosse macht der schwäne wurde bange/
Und durch die schwerigkeit ermüdet liesse nach/
Daß ihm fiel dieser raub hinunter in die bach;
Da schwung er sich hinauff/ da wo die wolcken schweben/
Darob die Rutuler ein groß geschrey erheben
Und nahmen an für gut dis zeichen hocherfreut/
Und griffen wieder an die waffen ungescheut.
Da
Das Zwoͤlffte Buch.
Juturna aber that ein groͤſſer abendthewer/
Das hatte mehr auf ſich/ als opffer/ vieh und fewer/
Und war viel kraͤfftiger zu regen hertz und ſinn:
Sie ließ ein zeichen ſehn von hoher hinunels zinn/
Durch welches ſie das heer der Italer ſo kraͤfftig
Verwirret und verfuͤhrt/ ſo ſehr ſie war geſchaͤfftig/
Und keines beſſer halff. Ein rohter adeler
Kam aus der hohen lufft an ſtrand geflogen her/
Und triebe voͤgel auf/ die nemblich ſchwaͤne waren
Und welche flogen bey dem ſtrand mit groſſen ſchaaren
Und hefftigem geraͤuſch; Da ſchoß er aus der hoͤh
Gantz unverdroſſen her und ſchwung ſich an die ſee/
Ergreiffend einen ſchwan mit ſeinen krummen klawen/
Der groß und trefflich war und wuͤrdig anzuſchauen.
Das volck der Italer hub die gemuͤhter hin
Und ſah das wunder an mit unverwandtem ſinn:
Da wandten ſie ſich aus der flucht zuruͤcke wieder
(Ein wunder anzuſehn!) mit rauſchendem gefieder/
Und machten dunckel faſt das auge dieſer welt/
Die ſonne/ da ſie ſich zuſammen dicht geſtellt/
Und ſetzten in der lufft dem feinde zu ſo lange
Bis ihm durch groſſe macht der ſchwaͤne wurde bange/
Und durch die ſchwerigkeit ermuͤdet lieſſe nach/
Daß ihm fiel dieſer raub hinunter in die bach;
Da ſchwung er ſich hinauff/ da wo die wolcken ſchweben/
Darob die Rutuler ein groß geſchrey erheben
Und nahmen an fuͤr gut dis zeichen hocherfreut/
Und griffen wieder an die waffen ungeſcheut.
Da
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[618/0640] Das Zwoͤlffte Buch. Juturna aber that ein groͤſſer abendthewer/ Das hatte mehr auf ſich/ als opffer/ vieh und fewer/ Und war viel kraͤfftiger zu regen hertz und ſinn: Sie ließ ein zeichen ſehn von hoher hinunels zinn/ Durch welches ſie das heer der Italer ſo kraͤfftig Verwirret und verfuͤhrt/ ſo ſehr ſie war geſchaͤfftig/ Und keines beſſer halff. Ein rohter adeler Kam aus der hohen lufft an ſtrand geflogen her/ Und triebe voͤgel auf/ die nemblich ſchwaͤne waren Und welche flogen bey dem ſtrand mit groſſen ſchaaren Und hefftigem geraͤuſch; Da ſchoß er aus der hoͤh Gantz unverdroſſen her und ſchwung ſich an die ſee/ Ergreiffend einen ſchwan mit ſeinen krummen klawen/ Der groß und trefflich war und wuͤrdig anzuſchauen. Das volck der Italer hub die gemuͤhter hin Und ſah das wunder an mit unverwandtem ſinn: Da wandten ſie ſich aus der flucht zuruͤcke wieder (Ein wunder anzuſehn!) mit rauſchendem gefieder/ Und machten dunckel faſt das auge dieſer welt/ Die ſonne/ da ſie ſich zuſammen dicht geſtellt/ Und ſetzten in der lufft dem feinde zu ſo lange Bis ihm durch groſſe macht der ſchwaͤne wurde bange/ Und durch die ſchwerigkeit ermuͤdet lieſſe nach/ Daß ihm fiel dieſer raub hinunter in die bach; Da ſchwung er ſich hinauff/ da wo die wolcken ſchweben/ Darob die Rutuler ein groß geſchrey erheben Und nahmen an fuͤr gut dis zeichen hocherfreut/ Und griffen wieder an die waffen ungeſcheut. Da

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/640>, abgerufen am 22.11.2024.