Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Zwölffte Buch. Der lichten sonne war; Der Turnus kam gefahrenAuf einem wagen her/ daran gespannet waren Zwey schöne weisse roß/ und truge zweene spieß/ Die er mit eisen forn sehr breit beschlagen ließ. Der theure Troerfürst kam gleichfalls angezogen/ Und hatte mit dem heer zur seite sich gebogen/ Der als ein stammherr hat des Römschen reichs verdient/ Daß sein gedächtnüß stets mit ruhm und ehren grünt. Derselbe hatte sich gerüstet aus mit waffen/ Die seine mutter ihm die Venus kunte schaffen (schön/ Durch des Vulcani hand: Der schild blinckt gleich so Als Titans heller schein/ wenn man ihn sichet stehn Am heitern firmament. Iülus/ welcher neben Dem frommen vater gieng/ die andre hoffnung eben Des grossen Römer reichs: Da kam ein priester auch/ Mit einem leinen rock bekleidet nach gebrauch/ Darbringend eine brut von einem borstgem schweine/ Deßgleichen auch ein schaaff/ das unbeschoren/ reine Und ohne mangel war/ und führten beyde sie Zum brennendem altar/ als gutes opffervich. Sie wandten ihr gesicht/ da wo sich Titan zeiget Des morgens wiederumb/ und aus dem meere steiget; Sie sprengten selber ein das saltzmehl nach gebrauch/ Und strichen überhin die stirn und schnitten auch Die haare darauff ab/ und gossen aus der schale Den wein auff den altar zum heilgen opffermahle; Da hielt der fromme fürst Eneas in der hand Sein blosses schwerdt und sich zum hohen himmel wandt/ Und
Das Zwoͤlffte Buch. Der lichten ſonne war; Der Turnus kam gefahrenAuf einem wagen her/ daran geſpannet waren Zwey ſchoͤne weiſſe roß/ und truge zweene ſpieß/ Die er mit eiſen forn ſehr breit beſchlagen ließ. Der theure Troerfuͤrſt kam gleichfalls angezogen/ Und hatte mit dem heer zur ſeite ſich gebogen/ Der als ein ſtammherr hat des Roͤmſchẽ reichs verdient/ Daß ſein gedaͤchtnuͤß ſtets mit ruhm und ehren gruͤnt. Derſelbe hatte ſich geruͤſtet aus mit waffen/ Die ſeine mutter ihm die Venus kunte ſchaffen (ſchoͤn/ Durch des Vulcani hand: Der ſchild blinckt gleich ſo Als Titans heller ſchein/ wenn man ihn ſichet ſtehn Am heitern firmament. Iuͤlus/ welcher neben Dem frommen vater gieng/ die andre hoffnung eben Des groſſen Roͤmer reichs: Da kam ein prieſter auch/ Mit einem leinen rock bekleidet nach gebrauch/ Darbringend eine brut von einem borſtgem ſchweine/ Deßgleichen auch ein ſchaaff/ das unbeſchoren/ reine Und ohne mangel war/ und fuͤhrten beyde ſie Zum brennendem altar/ als gutes opffervich. Sie wandten ihr geſicht/ da wo ſich Titan zeiget Des morgens wiederumb/ und aus dem meere ſteiget; Sie ſprengten ſelber ein das ſaltzmehl nach gebrauch/ Und ſtrichen uͤberhin die ſtirn und ſchnitten auch Die haare darauff ab/ und goſſen aus der ſchale Den wein auff den altar zum heilgen opffermahle; Da hielt der fromme fuͤrſt Eneas in der hand Sein bloſſes ſchwerdt und ſich zum hohen him̃el wandt/ Und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0634" n="612"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zwoͤlffte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Der lichten ſonne war; Der Turnus kam gefahren</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">A</hi>uf einem wagen her/ daran geſpannet waren</l><lb/> <l>Zwey ſchoͤne weiſſe roß/ und truge zweene ſpieß/</l><lb/> <l>Die er mit eiſen forn ſehr breit beſchlagen ließ.</l><lb/> <l>Der theure Troerfuͤrſt kam gleichfalls angezogen/</l><lb/> <l>Und hatte mit dem heer zur ſeite ſich gebogen/</l><lb/> <l>Der als ein ſtammherr hat des Roͤmſchẽ reichs verdient/</l><lb/> <l>Daß ſein gedaͤchtnuͤß ſtets mit ruhm und ehren gruͤnt.</l><lb/> <l>Derſelbe hatte ſich geruͤſtet aus mit waffen/</l><lb/> <l>Die ſeine mutter ihm die Venus kunte ſchaffen <hi rendition="#et">(ſchoͤn/</hi></l><lb/> <l>Durch des Vulcani hand: Der ſchild blinckt gleich ſo</l><lb/> <l>Als Titans heller ſchein/ wenn man ihn ſichet ſtehn</l><lb/> <l>Am heitern firmament. Iuͤlus/ welcher neben</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>em frommen vater gieng/ die andre hoffnung eben</l><lb/> <l>Des groſſen Roͤmer reichs: <hi rendition="#fr">D</hi>a kam ein prieſter auch/</l><lb/> <l>Mit einem leinen rock bekleidet nach gebrauch/</l><lb/> <l>Darbringend eine brut von einem borſtgem ſchweine/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>eßgleichen auch ein ſchaaff/ das unbeſchoren/ reine</l><lb/> <l>Und ohne mangel war/ und fuͤhrten beyde ſie</l><lb/> <l>Zum brennendem altar/ als gutes opffervich.</l><lb/> <l>Sie wandten ihr geſicht/ da wo ſich Titan zeiget</l><lb/> <l>Des morgens wiederumb/ und aus dem meere ſteiget;</l><lb/> <l>Sie ſprengten ſelber ein das ſaltzmehl nach gebrauch/</l><lb/> <l>Und ſtrichen uͤberhin die ſtirn und ſchnitten auch</l><lb/> <l>Die haare darauff ab/ und goſſen aus der ſchale</l><lb/> <l>Den wein auff den altar zum heilgen opffermahle<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l>Da hielt der fromme fuͤrſt Eneas in der hand</l><lb/> <l>Sein bloſſes ſchwerdt und ſich zum hohen him̃el wandt/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [612/0634]
Das Zwoͤlffte Buch.
Der lichten ſonne war; Der Turnus kam gefahren
Auf einem wagen her/ daran geſpannet waren
Zwey ſchoͤne weiſſe roß/ und truge zweene ſpieß/
Die er mit eiſen forn ſehr breit beſchlagen ließ.
Der theure Troerfuͤrſt kam gleichfalls angezogen/
Und hatte mit dem heer zur ſeite ſich gebogen/
Der als ein ſtammherr hat des Roͤmſchẽ reichs verdient/
Daß ſein gedaͤchtnuͤß ſtets mit ruhm und ehren gruͤnt.
Derſelbe hatte ſich geruͤſtet aus mit waffen/
Die ſeine mutter ihm die Venus kunte ſchaffen (ſchoͤn/
Durch des Vulcani hand: Der ſchild blinckt gleich ſo
Als Titans heller ſchein/ wenn man ihn ſichet ſtehn
Am heitern firmament. Iuͤlus/ welcher neben
Dem frommen vater gieng/ die andre hoffnung eben
Des groſſen Roͤmer reichs: Da kam ein prieſter auch/
Mit einem leinen rock bekleidet nach gebrauch/
Darbringend eine brut von einem borſtgem ſchweine/
Deßgleichen auch ein ſchaaff/ das unbeſchoren/ reine
Und ohne mangel war/ und fuͤhrten beyde ſie
Zum brennendem altar/ als gutes opffervich.
Sie wandten ihr geſicht/ da wo ſich Titan zeiget
Des morgens wiederumb/ und aus dem meere ſteiget;
Sie ſprengten ſelber ein das ſaltzmehl nach gebrauch/
Und ſtrichen uͤberhin die ſtirn und ſchnitten auch
Die haare darauff ab/ und goſſen aus der ſchale
Den wein auff den altar zum heilgen opffermahle;
Da hielt der fromme fuͤrſt Eneas in der hand
Sein bloſſes ſchwerdt und ſich zum hohen him̃el wandt/
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |