Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Eilffte Buch. Sein röcklein/ und was er zoch über beyde schenckelWar schön mit gold gestickt/ und hatte güldne senckel: Als nun die jungfrau sein in treffen name war/ Folgt sie mit unbedacht in sichtliche gefahr Demselben einig nach/ war/ wie sich weiber tragen/ Begierig einen raub am selbten zu erjagen/ Entweder daß sie henckt die waffen auf zur zier Im tempel/ oder doch nach tragender begier Mit dem geraubtem gold möcht einher prächtig gehen/ Wenn sie zög auf die jagt. Als Aruns nun erschen Zu letzt gelegenheit aus einem hinderhalt/ Schoß er nach dieser frau/ und schwunge mit gewalt Den stahlgeschärfften spieß/ und rieff zuvor die Götter Umb beystand also an als sein in nöthen rerter: Du höchster Jupiter/ und Gott Apollo du/ Der du den heilgen berg Soract in fried und ruh Mit deinem schirm bedeckst/ und wilst ihm schutz gewehren Den wir mit heilgen sinn für allen andern ehren/ Dem wir von sichtenholtz stets halten grosses feur/ Und mitten durch hin gehn/ der wahren treu zu steur/ Auf rothem kohlenherd/ aus brünstigem vertrauen/ Du werdest auf dis werck mit gnadenaugen schauen/ O vater/ dessen macht kein ziel noch gräntzen hat Und unermäßlich ist/ gib mir doch diese gnad Daß diese schmach von uns vermittelst unsrer waffen Werd gäntzlich abgethan. Ich will sonst nirgend gaffen Noch raffen einen raub von dieser jungfrau hin: Kein siegeszeichen wil ich auch in meinem sinn Zu
Das Eilffte Buch. Sein roͤcklein/ und was er zoch uͤber beyde ſchenckelWar ſchoͤn mit gold geſtickt/ und hatte guͤldne ſenckel: Als nun die jungfrau ſein in treffen name war/ Folgt ſie mit unbedacht in ſichtliche gefahr Demſelben einig nach/ war/ wie ſich weiber tragen/ Begierig einen raub am ſelbten zu erjagen/ Entweder daß ſie henckt die waffen auf zur zier Im tempel/ oder doch nach tragender begier Mit dem geraubtem gold moͤcht einher praͤchtig gehen/ Wenn ſie zoͤg auf die jagt. Als Aruns nun erſchen Zu letzt gelegenheit aus einem hinderhalt/ Schoß er nach dieſer frau/ und ſchwunge mit gewalt Den ſtahlgeſchaͤrfften ſpieß/ und rieff zuvor die Goͤtter Umb beyſtand alſo an als ſein in noͤthen rerter: Du hoͤchſter Jupiter/ und Gott Apollo du/ Der du den heilgen berg Soract in fried und ruh Mit deinem ſchirm bedeckſt/ und wilſt ihm ſchutz gewehrẽ Den wir mit heilgen ſinn fuͤr allen andern ehren/ Dem wir von ſichtenholtz ſtets halten groſſes feur/ Und mitten durch hin gehn/ der wahren treu zu ſteur/ Auf rothem kohlenherd/ aus bruͤnſtigem vertrauen/ Du werdeſt auf dis werck mit gnadenaugen ſchauen/ O vater/ deſſen macht kein ziel noch graͤntzen hat Und unermaͤßlich iſt/ gib mir doch dieſe gnad Daß dieſe ſchmach von uns vermittelſt unſrer waffen Werd gaͤntzlich abgethan. Ich will ſonſt nirgend gaffen Noch raffen einen raub von dieſer jungfrau hin: Kein ſiegeszeichen wil ich auch in meinem ſinn Zu
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0612" n="590"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Eilffte Buch.</hi> </fw><lb/> <l><hi rendition="#fr">S</hi>ein roͤcklein/ und was er zoch uͤber beyde ſchenckel</l><lb/> <l>War ſchoͤn mit gold geſtickt/ und hatte guͤldne ſenckel:</l><lb/> <l>Als nun die jungfrau ſein in treffen name war/</l><lb/> <l>Folgt ſie mit unbedacht in ſichtliche gefahr</l><lb/> <l>Demſelben einig nach/ war/ wie ſich weiber tragen/</l><lb/> <l>Begierig einen raub am ſelbten zu erjagen/</l><lb/> <l>Entweder daß ſie henckt die waffen auf zur zier</l><lb/> <l>Im tempel/ oder doch nach tragender begier</l><lb/> <l>Mit dem geraubtem gold moͤcht einher praͤchtig gehen/</l><lb/> <l>Wenn ſie zoͤg auf die jagt. Als Aruns nun erſchen</l><lb/> <l>Zu letzt gelegenheit aus einem hinderhalt/</l><lb/> <l>Schoß er nach dieſer frau/ und ſchwunge mit gewalt</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>en ſtahlgeſchaͤrfften ſpieß/ und rieff zuvor die Goͤtter</l><lb/> <l>Umb beyſtand alſo an als ſein in noͤthen rerter:</l><lb/> <l>Du hoͤchſter Jupiter/ und Gott Apollo du/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er du den heilgen berg Soract in fried und ruh</l><lb/> <l>Mit deinem ſchirm bedeckſt/ und wilſt ihm ſchutz gewehrẽ</l><lb/> <l>Den wir mit heilgen ſinn fuͤr allen andern ehren/</l><lb/> <l>Dem wir von ſichtenholtz ſtets halten groſſes feur/</l><lb/> <l>Und mitten durch hin gehn/ der wahren treu zu ſteur/</l><lb/> <l>Auf rothem kohlenherd/ aus bruͤnſtigem vertrauen/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>u werdeſt auf dis werck mit gnadenaugen ſchauen/</l><lb/> <l>O vater/ deſſen macht kein ziel noch graͤntzen hat</l><lb/> <l>Und unermaͤßlich iſt/ gib mir doch dieſe gnad</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>aß dieſe ſchmach von uns vermittelſt unſrer waffen</l><lb/> <l>Werd gaͤntzlich abgethan. Ich will ſonſt nirgend gaffen</l><lb/> <l>Noch raffen einen raub von dieſer jungfrau hin:</l><lb/> <l>Kein ſiegeszeichen wil ich auch in meinem ſinn</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zu</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [590/0612]
Das Eilffte Buch.
Sein roͤcklein/ und was er zoch uͤber beyde ſchenckel
War ſchoͤn mit gold geſtickt/ und hatte guͤldne ſenckel:
Als nun die jungfrau ſein in treffen name war/
Folgt ſie mit unbedacht in ſichtliche gefahr
Demſelben einig nach/ war/ wie ſich weiber tragen/
Begierig einen raub am ſelbten zu erjagen/
Entweder daß ſie henckt die waffen auf zur zier
Im tempel/ oder doch nach tragender begier
Mit dem geraubtem gold moͤcht einher praͤchtig gehen/
Wenn ſie zoͤg auf die jagt. Als Aruns nun erſchen
Zu letzt gelegenheit aus einem hinderhalt/
Schoß er nach dieſer frau/ und ſchwunge mit gewalt
Den ſtahlgeſchaͤrfften ſpieß/ und rieff zuvor die Goͤtter
Umb beyſtand alſo an als ſein in noͤthen rerter:
Du hoͤchſter Jupiter/ und Gott Apollo du/
Der du den heilgen berg Soract in fried und ruh
Mit deinem ſchirm bedeckſt/ und wilſt ihm ſchutz gewehrẽ
Den wir mit heilgen ſinn fuͤr allen andern ehren/
Dem wir von ſichtenholtz ſtets halten groſſes feur/
Und mitten durch hin gehn/ der wahren treu zu ſteur/
Auf rothem kohlenherd/ aus bruͤnſtigem vertrauen/
Du werdeſt auf dis werck mit gnadenaugen ſchauen/
O vater/ deſſen macht kein ziel noch graͤntzen hat
Und unermaͤßlich iſt/ gib mir doch dieſe gnad
Daß dieſe ſchmach von uns vermittelſt unſrer waffen
Werd gaͤntzlich abgethan. Ich will ſonſt nirgend gaffen
Noch raffen einen raub von dieſer jungfrau hin:
Kein ſiegeszeichen wil ich auch in meinem ſinn
Zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |