Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Eilffte Buch.
An schultern gleichfals bloß/ und scheut sich nit für stösse:
Weil er so groß nun war/ und stund in solcher blösse/
So kunte man ihn auch verwunden desto baß/
Und fällen/ daß er biss/ wie andre/ in das graß/
Demnach so fuhr ein spieß mit solcher krafft und poltern/
Daß er gantz bebete/ durch seine breite schultern:
Es krümmte sich der mann für schmertzen und das blut
Floß allenthalben mild/ wie eine rohte fluth.
Sie machten beyderseits viel leichen durch das schiessen
mit allerhand gewehr/ mit schwerdtern und mit spießen/
Und starben einen tod/ der schön und rühmlich war/
Und giengen freudiglich durch schiessen und gefahr.
So ließ Camilla sich als ein' Amazon sehen
Sehr muhtig mitten in dem streit und kampff zu stehen:
Die ihre lincke seit hat immer frey und bloß/
Wenn sie legt auff den pfeil und wolte schiessen loß/
Sie warff auch untern feind bald viel und grosse spiesse/
Bald mit der hellepart viel feinde niederstiesse/
Die führte sie behertzt mit unermüdter faust
Der köcher und geschoß Dianen klingt und saust/
Der umb die schultern hieng: Auch wenn sie je bißweilen
Aus noht den rücken wandt/ braucht sie sich doch der pfeilen
Und bogens so behend/ daß sie unfehlbarlich
In fliehen ab-ließ-gehn den bogen hinter sich;
Allein der nimpffen zunfft/ die sich an ihrer seite
Befunden/ wo sie gieng/ mit stattlichem geleite/
Larina/ Tulla und Tarpeja/ welche führt
Ein axt in kühner hand/ und deren ankunfft rührt
Von
Das Eilffte Buch.
An ſchultern gleichfals bloß/ uñ ſcheut ſich nit fuͤr ſtoͤſſe:
Weil er ſo groß nun war/ und ſtund in ſolcher bloͤſſe/
So kunte man ihn auch verwunden deſto baß/
Und faͤllen/ daß er biſſ/ wie andre/ in das graß/
Demnach ſo fuhr ein ſpieß mit ſolcher krafft und poltern/
Daß er gantz bebete/ durch ſeine breite ſchultern:
Es kruͤmmte ſich der mann fuͤr ſchmertzen und das blut
Floß allenthalben mild/ wie eine rohte fluth.
Sie machten beyderſeits viel leichen durch das ſchieſſen
mit allerhand gewehr/ mit ſchwerdtern und mit ſpießen/
Und ſtarben einen tod/ der ſchoͤn und ruͤhmlich war/
Und giengen freudiglich durch ſchieſſen und gefahr.
So ließ Camilla ſich als ein’ Amazon ſehen
Sehr muhtig mitten in dem ſtreit und kampff zu ſtehen:
Die ihre lincke ſeit hat immer frey und bloß/
Wenn ſie legt auff den pfeil und wolte ſchieſſen loß/
Sie warff auch untern feind bald viel und groſſe ſpieſſe/
Bald mit der hellepart viel feinde niederſtieſſe/
Die fuͤhrte ſie behertzt mit unermuͤdter fauſt
Der koͤcher und geſchoß Dianen klingt und ſauſt/
Der umb die ſchultern hieng: Auch wenn ſie je bißweilẽ
Aus noht den ruͤckẽ wandt/ braucht ſie ſich doch der pfeilẽ
Und bogens ſo behend/ daß ſie unfehlbarlich
In fliehen ab-ließ-gehn den bogen hinter ſich;
Allein der nimpffen zunfft/ die ſich an ihrer ſeite
Befunden/ wo ſie gieng/ mit ſtattlichem geleite/
Larina/ Tulla und Tarpeja/ welche fuͤhrt
Ein axt in kuͤhner hand/ und deren ankunfft ruͤhrt
Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0602" n="580"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Eilffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">A</hi>n &#x017F;chultern gleichfals bloß/ un&#x0303; &#x017F;cheut &#x017F;ich nit fu&#x0364;r &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;e:</l><lb/>
          <l>Weil er &#x017F;o groß nun war/ und &#x017F;tund in &#x017F;olcher blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>So kunte man ihn auch verwunden de&#x017F;to baß/</l><lb/>
          <l>Und fa&#x0364;llen/ daß er bi&#x017F;&#x017F;/ wie andre/ in das graß/</l><lb/>
          <l>Demnach &#x017F;o fuhr ein &#x017F;pieß mit &#x017F;olcher krafft und poltern/</l><lb/>
          <l>Daß er gantz bebete/ durch &#x017F;eine breite &#x017F;chultern:</l><lb/>
          <l>Es kru&#x0364;mmte &#x017F;ich der mann fu&#x0364;r &#x017F;chmertzen und das blut</l><lb/>
          <l>Floß allenthalben mild/ wie eine rohte fluth.</l><lb/>
          <l>Sie machten beyder&#x017F;eits viel leichen durch das &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>mit allerhand gewehr/ mit &#x017F;chwerdtern und mit &#x017F;pießen/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;tarben einen tod/ der &#x017F;cho&#x0364;n und ru&#x0364;hmlich war/</l><lb/>
          <l>Und giengen freudiglich durch &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en und gefahr.</l><lb/>
          <l>So ließ Camilla &#x017F;ich als ein&#x2019; Amazon &#x017F;ehen</l><lb/>
          <l>Sehr muhtig mitten in dem &#x017F;treit und kampff zu &#x017F;tehen:</l><lb/>
          <l>Die ihre lincke &#x017F;eit hat immer frey und bloß/</l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ie legt auff den pfeil und wolte &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en loß/</l><lb/>
          <l>Sie warff auch untern feind bald viel und gro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;pie&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Bald mit der hellepart viel feinde nieder&#x017F;tie&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Die fu&#x0364;hrte &#x017F;ie behertzt mit unermu&#x0364;dter fau&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Der ko&#x0364;cher und ge&#x017F;choß <hi rendition="#fr">D</hi>ianen klingt und &#x017F;au&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Der umb die &#x017F;chultern hieng: Auch wenn &#x017F;ie je bißweile&#x0303;</l><lb/>
          <l>Aus noht den ru&#x0364;cke&#x0303; wandt/ braucht &#x017F;ie &#x017F;ich doch der pfeile&#x0303;</l><lb/>
          <l>Und bogens &#x017F;o behend/ daß &#x017F;ie unfehlbarlich</l><lb/>
          <l>In fliehen ab-ließ-gehn den bogen hinter &#x017F;ich;</l><lb/>
          <l>Allein der nimpffen zunfft/ die &#x017F;ich an ihrer &#x017F;eite</l><lb/>
          <l>Befunden/ wo &#x017F;ie gieng/ mit &#x017F;tattlichem geleite/</l><lb/>
          <l>Larina/ Tulla und Tarpeja/ welche fu&#x0364;hrt</l><lb/>
          <l>Ein axt in ku&#x0364;hner hand/ und deren ankunfft ru&#x0364;hrt</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[580/0602] Das Eilffte Buch. An ſchultern gleichfals bloß/ uñ ſcheut ſich nit fuͤr ſtoͤſſe: Weil er ſo groß nun war/ und ſtund in ſolcher bloͤſſe/ So kunte man ihn auch verwunden deſto baß/ Und faͤllen/ daß er biſſ/ wie andre/ in das graß/ Demnach ſo fuhr ein ſpieß mit ſolcher krafft und poltern/ Daß er gantz bebete/ durch ſeine breite ſchultern: Es kruͤmmte ſich der mann fuͤr ſchmertzen und das blut Floß allenthalben mild/ wie eine rohte fluth. Sie machten beyderſeits viel leichen durch das ſchieſſen mit allerhand gewehr/ mit ſchwerdtern und mit ſpießen/ Und ſtarben einen tod/ der ſchoͤn und ruͤhmlich war/ Und giengen freudiglich durch ſchieſſen und gefahr. So ließ Camilla ſich als ein’ Amazon ſehen Sehr muhtig mitten in dem ſtreit und kampff zu ſtehen: Die ihre lincke ſeit hat immer frey und bloß/ Wenn ſie legt auff den pfeil und wolte ſchieſſen loß/ Sie warff auch untern feind bald viel und groſſe ſpieſſe/ Bald mit der hellepart viel feinde niederſtieſſe/ Die fuͤhrte ſie behertzt mit unermuͤdter fauſt Der koͤcher und geſchoß Dianen klingt und ſauſt/ Der umb die ſchultern hieng: Auch wenn ſie je bißweilẽ Aus noht den ruͤckẽ wandt/ braucht ſie ſich doch der pfeilẽ Und bogens ſo behend/ daß ſie unfehlbarlich In fliehen ab-ließ-gehn den bogen hinter ſich; Allein der nimpffen zunfft/ die ſich an ihrer ſeite Befunden/ wo ſie gieng/ mit ſtattlichem geleite/ Larina/ Tulla und Tarpeja/ welche fuͤhrt Ein axt in kuͤhner hand/ und deren ankunfft ruͤhrt Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/602
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/602>, abgerufen am 22.11.2024.