Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Eilffte Buch.
Demselben kommet nun Camilla im geleite
Der Volscer in dem weg/ mit denen sie zum streite
Als ihrem kriegsheer zog/ da stieg die fürstin ab
Vom gaul gleich in dem thor und ihm die ehre gab.
Ihr volck machts eben so und sprungen auff die erde
Mit ehrerbietigkeit ein jeder von dem pferde;
Darauff/ so fienge sie mit diesen worten an:
O Turnus/ so ein mensch selbst für sich sol und kan
Vertrauen seiner stärck/ so darff ichs kühnlich wagen/
Verheisse dir hiemit/ daß ich mich tapffer schlagen
Mit den Trojanern wil/ gestalt ich bin bedacht
Zu ziehen wider sie mit meiner heeres macht
Und zwar für mich allein. Ich wil den rentereyen
Des lands Hetrurien mich keines weges scheuen
Zu gehen ins gesicht: Laß mich im freyen feld
Den ersten angriff thun/ dieweil mirs so gefällt/
Bleib du nur hier zu fuß mit deinen kriegesschaaren
Die königliche stadt und festung zu verwahren.
Es sahe Turnus an die kriegerische Dam
Mit unverwandtem aug/ und ihr entgegen kam
Mit diesem ehrenwort: O jungfrau/ pracht der zeiten
O zierde dieses lands! Was sol ich dir bereiten
Für unvergänglich lob? Was sol ich bringen dir
Für danck/ für ehrenthumb nach meiner schuld gebühr?
Nun aber weil dein muth und tugend höher gehet
Als mein verstand begreifft und mein gehirn verstehet
So theile nur mit mir des kriegesbürd und last:
Ich geh es ein! wie du mir fürgeschlagen hast.
Eneas
Das Eilffte Buch.
Demſelben kommet nun Camilla im geleite
Der Volſcer in dem weg/ mit denen ſie zum ſtreite
Als ihrem kriegsheer zog/ da ſtieg die fuͤrſtin ab
Vom gaul gleich in dem thor und ihm die ehre gab.
Ihr volck machts eben ſo und ſprungen auff die erde
Mit ehrerbietigkeit ein jeder von dem pferde;
Darauff/ ſo fienge ſie mit dieſen worten an:
O Turnus/ ſo ein menſch ſelbſt fuͤr ſich ſol und kan
Vertrauen ſeiner ſtaͤrck/ ſo darff ichs kuͤhnlich wagen/
Verheiſſe dir hiemit/ daß ich mich tapffer ſchlagen
Mit den Trojanern wil/ geſtalt ich bin bedacht
Zu ziehen wider ſie mit meiner heeres macht
Und zwar fuͤr mich allein. Ich wil den rentereyen
Des lands Hetrurien mich keines weges ſcheuen
Zu gehen ins geſicht: Laß mich im freyen feld
Den erſten angriff thun/ dieweil mirs ſo gefaͤllt/
Bleib du nur hier zu fuß mit deinen kriegesſchaaren
Die koͤnigliche ſtadt und feſtung zu verwahren.
Es ſahe Turnus an die kriegeriſche Dam
Mit unverwandtem aug/ und ihr entgegen kam
Mit dieſem ehrenwort: O jungfrau/ pracht der zeiten
O zierde dieſes lands! Was ſol ich dir bereiten
Fuͤr unvergaͤnglich lob? Was ſol ich bringen dir
Fuͤr danck/ fuͤr ehrenthumb nach meiner ſchuld gebuͤhr?
Nun aber weil dein muth und tugend hoͤher gehet
Als mein verſtand begreifft und mein gehirn verſtehet
So theile nur mit mir des kriegesbuͤrd und laſt:
Ich geh es ein! wie du mir fuͤrgeſchlagen haſt.
Eneas
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0592" n="570"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Eilffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Dem&#x017F;elben kommet nun Camilla im geleite</l><lb/>
          <l>Der Vol&#x017F;cer in dem weg/ mit denen &#x017F;ie zum &#x017F;treite</l><lb/>
          <l>Als ihrem kriegsheer zog/ da &#x017F;tieg die fu&#x0364;r&#x017F;tin ab</l><lb/>
          <l>Vom gaul gleich in dem thor und ihm die ehre gab.</l><lb/>
          <l>Ihr volck machts eben &#x017F;o und &#x017F;prungen auff die erde</l><lb/>
          <l>Mit ehrerbietigkeit ein jeder von dem pferde;</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>arauff/ &#x017F;o fienge &#x017F;ie mit die&#x017F;en worten an:</l><lb/>
          <l>O Turnus/ &#x017F;o ein men&#x017F;ch &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;ol und kan</l><lb/>
          <l>Vertrauen &#x017F;einer &#x017F;ta&#x0364;rck/ &#x017F;o darff ichs ku&#x0364;hnlich wagen/</l><lb/>
          <l>Verhei&#x017F;&#x017F;e dir hiemit/ daß ich mich tapffer &#x017F;chlagen</l><lb/>
          <l>Mit den Trojanern wil/ ge&#x017F;talt ich bin bedacht</l><lb/>
          <l>Zu ziehen wider &#x017F;ie mit meiner heeres macht</l><lb/>
          <l>Und zwar fu&#x0364;r mich allein. Ich wil den rentereyen</l><lb/>
          <l>Des lands Hetrurien mich keines weges &#x017F;cheuen</l><lb/>
          <l>Zu gehen ins ge&#x017F;icht: Laß mich im freyen feld</l><lb/>
          <l>Den er&#x017F;ten angriff thun/ dieweil mirs &#x017F;o gefa&#x0364;llt/</l><lb/>
          <l>Bleib du nur hier zu fuß mit deinen krieges&#x017F;chaaren</l><lb/>
          <l>Die ko&#x0364;nigliche &#x017F;tadt und fe&#x017F;tung zu verwahren.</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;ahe Turnus an die kriegeri&#x017F;che <hi rendition="#fr">D</hi>am</l><lb/>
          <l>Mit unverwandtem aug/ und ihr entgegen kam</l><lb/>
          <l>Mit die&#x017F;em ehrenwort: O jungfrau/ pracht der zeiten</l><lb/>
          <l>O zierde die&#x017F;es lands! Was &#x017F;ol ich dir bereiten</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r unverga&#x0364;nglich lob? Was &#x017F;ol ich bringen dir</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r danck/ fu&#x0364;r ehrenthumb nach meiner &#x017F;chuld gebu&#x0364;hr?</l><lb/>
          <l>Nun aber weil dein muth und tugend ho&#x0364;her gehet</l><lb/>
          <l>Als mein ver&#x017F;tand begreifft und mein gehirn ver&#x017F;tehet</l><lb/>
          <l>So theile nur mit mir des kriegesbu&#x0364;rd und la&#x017F;t:</l><lb/>
          <l>Ich geh es ein<hi rendition="#i">!</hi> wie du mir fu&#x0364;rge&#x017F;chlagen ha&#x017F;t.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Eneas</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[570/0592] Das Eilffte Buch. Demſelben kommet nun Camilla im geleite Der Volſcer in dem weg/ mit denen ſie zum ſtreite Als ihrem kriegsheer zog/ da ſtieg die fuͤrſtin ab Vom gaul gleich in dem thor und ihm die ehre gab. Ihr volck machts eben ſo und ſprungen auff die erde Mit ehrerbietigkeit ein jeder von dem pferde; Darauff/ ſo fienge ſie mit dieſen worten an: O Turnus/ ſo ein menſch ſelbſt fuͤr ſich ſol und kan Vertrauen ſeiner ſtaͤrck/ ſo darff ichs kuͤhnlich wagen/ Verheiſſe dir hiemit/ daß ich mich tapffer ſchlagen Mit den Trojanern wil/ geſtalt ich bin bedacht Zu ziehen wider ſie mit meiner heeres macht Und zwar fuͤr mich allein. Ich wil den rentereyen Des lands Hetrurien mich keines weges ſcheuen Zu gehen ins geſicht: Laß mich im freyen feld Den erſten angriff thun/ dieweil mirs ſo gefaͤllt/ Bleib du nur hier zu fuß mit deinen kriegesſchaaren Die koͤnigliche ſtadt und feſtung zu verwahren. Es ſahe Turnus an die kriegeriſche Dam Mit unverwandtem aug/ und ihr entgegen kam Mit dieſem ehrenwort: O jungfrau/ pracht der zeiten O zierde dieſes lands! Was ſol ich dir bereiten Fuͤr unvergaͤnglich lob? Was ſol ich bringen dir Fuͤr danck/ fuͤr ehrenthumb nach meiner ſchuld gebuͤhr? Nun aber weil dein muth und tugend hoͤher gehet Als mein verſtand begreifft und mein gehirn verſtehet So theile nur mit mir des kriegesbuͤrd und laſt: Ich geh es ein! wie du mir fuͤrgeſchlagen haſt. Eneas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/592
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/592>, abgerufen am 22.11.2024.