Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Eilffte Buch. Mit ritterlicher faust gehalten und verschoben:Sie waren alle beid an stärck und muht zu loben; Sie kunten beyde wol umbgehn mit dem gewehr. Eneas aber hat das erste lob und ehr/ Was frömmigkeit betrifft. Ihr möget friede machen/ Und rahten/ wie man kan/ das beste zu den sachen; Doch aber hütet euch/ daß es nicht komm zum streit/ Und machet euch nicht selbst beschwer und hertzeleid/ Was/ grosser könig/ nun uns Diomed gegeben Für antwort und bescheid/ das hast du kurtz und eben Von uns gehöret an/ auch seinen sinn und raht/ Den über diesen krieg er uns eröffnet hat. Der abgesandte hat dis kaumlich außgesprochen/ Und sein wort/ das er kurtz gefasset/ abgebrochen; Da war mit blödem muht erschrocken männiglich/ Und hatten mit gebrauß viel redens unter sich/ Gleich wie das rauschen ist/ wen strenge ströme schiessen/ Und ihnen stein und fels den freyen paß verschliessen: Es macht auch ein geräusch der nechstgelegne strand Vom wasser/ wenn es schlägt mit ungestüm amrand. So bald sie hatten nun den muht gestillt ein wenig/ Und liessen vom gespräch/ da setzet sich der könig Auff seinen hohen thron/ und redet sie so an: Ihr lieben Latier/ es wäre baß/ daß man Hätt vorhin ernst gebraucht in diesen hauptes sachen/ Und einen rechten schluß darinnen wollen machen/ Und hielte keinen raht zu eben solcher zeit/ Da man belägert ist von feinden allbereit. Zur
Das Eilffte Buch. Mit ritterlicher fauſt gehalten und verſchoben:Sie waren alle beid an ſtaͤrck und muht zu loben; Sie kunten beyde wol umbgehn mit dem gewehr. Eneas aber hat das erſte lob und ehr/ Was froͤmmigkeit betrifft. Ihr moͤget friede machen/ Und rahten/ wie man kan/ das beſte zu den ſachen; Doch aber huͤtet euch/ daß es nicht komm zum ſtreit/ Und machet euch nicht ſelbſt beſchwer und hertzeleid/ Was/ groſſer koͤnig/ nun uns Diomed gegeben Fuͤr antwort und beſcheid/ das haſt du kurtz und eben Von uns gehoͤret an/ auch ſeinen ſinn und raht/ Den uͤber dieſen krieg er uns eroͤffnet hat. Der abgeſandte hat dis kaumlich außgeſprochen/ Und ſein wort/ das er kurtz gefaſſet/ abgebrochen; Da war mit bloͤdem muht erſchrocken maͤnniglich/ Und hatten mit gebrauß viel redens unter ſich/ Gleich wie das rauſchen iſt/ wen ſtrenge ſtroͤme ſchieſſen/ Und ihnen ſtein und fels den freyen paß verſchlieſſen: Es macht auch ein geraͤuſch der nechſtgelegne ſtrand Vom waſſer/ wenn es ſchlaͤgt mit ungeſtuͤm amrand. So bald ſie hatten nun den muht geſtillt ein wenig/ Und lieſſen vom geſpraͤch/ da ſetzet ſich der koͤnig Auff ſeinen hohen thron/ und redet ſie ſo an: Ihr lieben Latier/ es waͤre baß/ daß man Haͤtt vorhin ernſt gebraucht in dieſen hauptes ſachen/ Und einen rechten ſchluß darinnen wollen machen/ Und hielte keinen raht zu eben ſolcher zeit/ Da man belaͤgert iſt von feinden allbereit. Zur
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Das Eilffte Buch.
Mit ritterlicher fauſt gehalten und verſchoben:
Sie waren alle beid an ſtaͤrck und muht zu loben;
Sie kunten beyde wol umbgehn mit dem gewehr.
Eneas aber hat das erſte lob und ehr/
Was froͤmmigkeit betrifft. Ihr moͤget friede machen/
Und rahten/ wie man kan/ das beſte zu den ſachen;
Doch aber huͤtet euch/ daß es nicht komm zum ſtreit/
Und machet euch nicht ſelbſt beſchwer und hertzeleid/
Was/ groſſer koͤnig/ nun uns Diomed gegeben
Fuͤr antwort und beſcheid/ das haſt du kurtz und eben
Von uns gehoͤret an/ auch ſeinen ſinn und raht/
Den uͤber dieſen krieg er uns eroͤffnet hat.
Der abgeſandte hat dis kaumlich außgeſprochen/
Und ſein wort/ das er kurtz gefaſſet/ abgebrochen;
Da war mit bloͤdem muht erſchrocken maͤnniglich/
Und hatten mit gebrauß viel redens unter ſich/
Gleich wie das rauſchen iſt/ wen ſtrenge ſtroͤme ſchieſſen/
Und ihnen ſtein und fels den freyen paß verſchlieſſen:
Es macht auch ein geraͤuſch der nechſtgelegne ſtrand
Vom waſſer/ wenn es ſchlaͤgt mit ungeſtuͤm amrand.
So bald ſie hatten nun den muht geſtillt ein wenig/
Und lieſſen vom geſpraͤch/ da ſetzet ſich der koͤnig
Auff ſeinen hohen thron/ und redet ſie ſo an:
Ihr lieben Latier/ es waͤre baß/ daß man
Haͤtt vorhin ernſt gebraucht in dieſen hauptes ſachen/
Und einen rechten ſchluß darinnen wollen machen/
Und hielte keinen raht zu eben ſolcher zeit/
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/577>, abgerufen am 28.07.2024. |