Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Erste Buch. Die Dido aber ließ der Juno zum exempelDer heilgen ehr und pracht da bauen einen tempel; Der war sehr groß und schön/ an gaben reich/ an macht Und hoher majestät der Götter gleich geacht. Die stuffen waren ertz/ darauff man muste steigen/ Von ertz auch kunte man die schönen balcken zeigen/ Die thüren knarreten von ertz: In diesem wald Hat unvermuhtet sich ereignet die gestalt/ Die sorg und kümmer nuß vom hertzen kunte jagen. Hier hat Eneas erst sich kühnlich dörffen wagen Zu hoffen sein gelück mit guter zuversicht/ Da er in seiner noht fast hatte hoffnung nicht/ Denn da er wartend auff die königin fast alles Im tempel schauet an/ und wahrnimt gleichesfalles Das glück und wolergehn der stadt/ und hefftiglich Ob ihren schönen fleiß der künstler wundert sich; Sieht er auch ohn gefehr in schöner Otdnung stehen Die schlachten/ welche jüngst vor Troja sind geschehen/ Ja den so langen krieg/ der weit und breit bekand/ Wo man nur kömmet hin zu wasser und zu land. Er stehet still und sieht mit weinen die gebrüder Den Agamemnon und Menelnas/ die wieder Sein Troja zogen aus: Er sieht den Priamus/ Und endlich den Achill/ der wider beyde goß Den grimmen zorren aus. Was kan (sagt er) auff erden Achat/ mein freund/ wol für ein land gefunden werden Das nicht erfüllet ist von unsrer mmüh und leid? Schau! hier steht Priamus. Man sieht/ daß redligkeit Auch
Das Erſte Buch. Die Dido aber ließ der Juno zum exempelDer heilgen ehr und pracht da bauen einen tempel; Der war ſehr groß und ſchoͤn/ an gaben reich/ an macht Und hoher majeſtaͤt der Goͤtter gleich geacht. Die ſtuffen waren ertz/ darauff man muſte ſteigen/ Von ertz auch kunte man die ſchoͤnen balcken zeigen/ Die thuͤren knarreten von ertz: In dieſem wald Hat unvermuhtet ſich ereignet die geſtalt/ Die ſorg und kuͤmmer nuß vom hertzen kunte jagen. Hier hat Eneas erſt ſich kuͤhnlich doͤrffen wagen Zu hoffen ſein geluͤck mit guter zuverſicht/ Da er in ſeiner noht faſt hatte hoffnung nicht/ Denn da er wartend auff die koͤnigin faſt alles Im tempel ſchauet an/ und wahrnimt gleichesfalles Das gluͤck und wolergehn der ſtadt/ und hefftiglich Ob ihren ſchoͤnen fleiß der kuͤnſtler wundert ſich; Sieht er auch ohn gefehr in ſchoͤner Otdnung ſtehen Die ſchlachten/ welche juͤngſt vor Troja ſind geſchehen/ Ja den ſo langen krieg/ der weit und breit bekand/ Wo man nur koͤmmet hin zu waſſer und zu land. Er ſtehet ſtill und ſieht mit weinen die gebruͤder Den Agamemnon und Menelnas/ die wieder Sein Troja zogen aus: Er ſieht den Priamus/ Und endlich den Achill/ der wider beyde goß Den grimmen zorren aus. Was kan (ſagt er) auff erden Achat/ mein freund/ wol fuͤr ein land gefunden werden Das nicht erfuͤllet iſt von unſrer m̃uͤh und leid? Schau! hier ſteht Priamus. Man ſieht/ daß redligkeit Auch
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Das Erſte Buch.
Die Dido aber ließ der Juno zum exempel
Der heilgen ehr und pracht da bauen einen tempel;
Der war ſehr groß und ſchoͤn/ an gaben reich/ an macht
Und hoher majeſtaͤt der Goͤtter gleich geacht.
Die ſtuffen waren ertz/ darauff man muſte ſteigen/
Von ertz auch kunte man die ſchoͤnen balcken zeigen/
Die thuͤren knarreten von ertz: In dieſem wald
Hat unvermuhtet ſich ereignet die geſtalt/
Die ſorg und kuͤmmer nuß vom hertzen kunte jagen.
Hier hat Eneas erſt ſich kuͤhnlich doͤrffen wagen
Zu hoffen ſein geluͤck mit guter zuverſicht/
Da er in ſeiner noht faſt hatte hoffnung nicht/
Denn da er wartend auff die koͤnigin faſt alles
Im tempel ſchauet an/ und wahrnimt gleichesfalles
Das gluͤck und wolergehn der ſtadt/ und hefftiglich
Ob ihren ſchoͤnen fleiß der kuͤnſtler wundert ſich;
Sieht er auch ohn gefehr in ſchoͤner Otdnung ſtehen
Die ſchlachten/ welche juͤngſt vor Troja ſind geſchehen/
Ja den ſo langen krieg/ der weit und breit bekand/
Wo man nur koͤmmet hin zu waſſer und zu land.
Er ſtehet ſtill und ſieht mit weinen die gebruͤder
Den Agamemnon und Menelnas/ die wieder
Sein Troja zogen aus: Er ſieht den Priamus/
Und endlich den Achill/ der wider beyde goß
Den grimmen zorren aus. Was kan (ſagt er) auff erden
Achat/ mein freund/ wol fuͤr ein land gefunden werden
Das nicht erfuͤllet iſt von unſrer m̃uͤh und leid?
Schau! hier ſteht Priamus. Man ſieht/ daß redligkeit
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/54>, abgerufen am 16.07.2024. |