Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zehende Buch.
Als seines bruders erb des Plutons bey dem schlunde
Des schwartzen schweffel-pfuhs in tieffem höllengrunde:
Und als er winckte/ bebt das gantze Firmament.
Mit diesem hört er auff und bracht sein wort zum end.
Stund auff von seinem thron/ der war vom gold bereitet/
Die zunfft der götter ihn bis in sein schloß begleitet.
Immittelst aber hält das volck der Rutuler
Vor allen pforten an/ die Feinde hin und her
Zu schlagen in die flucht/ und auff die erd zu strecken/
Und rings umbher die stadt mit feuer anzustecken;
Die Troer wurden nun in ihrer festung sehr
Geängstet und bedrängt/ und war kein hoffnung mehr
Dem übel zu entgehn. Die armen leute stehen
Auff hohen thürnen zwar/ und meynen zu entgehen:
Umbsonst! Sie bleiben nicht auff selbtem unverletzt;
Sie hatten auch die maur/ doch dünne gnug/ besetzt.
Der feind schoß starck hinauff: die Troer aber wehren
Sich wie sie können nur mit steinen ab zu kehren
Die hefftige gewalt/ Sie nehmen feur zur hand/
Und werffen auff den feind kien/ fackeln/ bech und brand.
Der junge fürst Ascan/ dorfft selber sich erkühnen/
Und war mit schönem haupt entblösset unter ihnen/
Für welchen billig trug die Venus sorg und pein.
Er leuchtete so schön/ gleich wie ein edelstein/
Der eingefasset ist mit gold den halß zu zieren/
Doch oder auff dem haupt in einer kron zuführen.
Ja wie auch gläntzet schön das weisse helffenbein
In Bux und Terebinth mit kunst geleget ein.
Das
Das Zehende Buch.
Als ſeines bruders erb des Plutons bey dem ſchlunde
Des ſchwartzen ſchweffel-pfuhs in tieffem hoͤllengrunde:
Und als er winckte/ bebt das gantze Firmament.
Mit dieſem hoͤrt er auff und bracht ſein wort zum end.
Stund auff von ſeinem thron/ der war vom gold bereitet/
Die zunfft der goͤtter ihn bis in ſein ſchloß begleitet.
Immittelſt aber haͤlt das volck der Rutuler
Vor allen pforten an/ die Feinde hin und her
Zu ſchlagen in die flucht/ und auff die erd zu ſtrecken/
Und rings umbher die ſtadt mit feuer anzuſtecken;
Die Troer wurden nun in ihrer feſtung ſehr
Geaͤngſtet und bedraͤngt/ und war kein hoffnung mehr
Dem uͤbel zu entgehn. Die armen leute ſtehen
Auff hohen thuͤrnen zwar/ und meynen zu entgehen:
Umbſonſt! Sie bleiben nicht auff ſelbtem unverletzt;
Sie hatten auch die maur/ doch duͤnne gnug/ beſetzt.
Der feind ſchoß ſtarck hinauff: die Troer aber wehren
Sich wie ſie koͤnnen nur mit ſteinen ab zu kehren
Die hefftige gewalt/ Sie nehmen feur zur hand/
Und werffen auff den feind kien/ fackeln/ bech und brand.
Der junge fuͤrſt Aſcan/ dorfft ſelber ſich erkuͤhnen/
Und war mit ſchoͤnem haupt entbloͤſſet unter ihnen/
Fuͤr welchen billig trug die Venus ſorg und pein.
Er leuchtete ſo ſchoͤn/ gleich wie ein edelſtein/
Der eingefaſſet iſt mit gold den halß zu zieren/
Doch oder auff dem haupt in einer kron zufuͤhren.
Ja wie auch glaͤntzet ſchoͤn das weiſſe helffenbein
In Bux und Terebinth mit kunſt geleget ein.
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0501" n="479"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zehende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Als &#x017F;eines bruders erb des Plutons bey dem &#x017F;chlunde</l><lb/>
          <l>Des &#x017F;chwartzen &#x017F;chweffel-pfuhs in tieffem ho&#x0364;llengrunde:</l><lb/>
          <l>Und als er winckte/ bebt das gantze Firmament.</l><lb/>
          <l>Mit die&#x017F;em ho&#x0364;rt er auff und bracht &#x017F;ein wort zum end.</l><lb/>
          <l>Stund auff von &#x017F;einem thron/ der war vom gold bereitet/</l><lb/>
          <l>Die zunfft der go&#x0364;tter ihn bis in &#x017F;ein &#x017F;chloß begleitet.</l><lb/>
          <l>Immittel&#x017F;t aber ha&#x0364;lt das volck der Rutuler</l><lb/>
          <l>Vor allen pforten an/ die Feinde hin und her</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;chlagen in die flucht/ und auff die erd zu &#x017F;trecken/</l><lb/>
          <l>Und rings umbher die &#x017F;tadt mit feuer anzu&#x017F;tecken;</l><lb/>
          <l>Die Troer wurden nun in ihrer fe&#x017F;tung &#x017F;ehr</l><lb/>
          <l>Gea&#x0364;ng&#x017F;tet und bedra&#x0364;ngt/ und war kein hoffnung mehr</l><lb/>
          <l>Dem u&#x0364;bel zu entgehn. Die armen leute &#x017F;tehen</l><lb/>
          <l>Auff hohen thu&#x0364;rnen zwar/ und meynen zu entgehen:</l><lb/>
          <l>Umb&#x017F;on&#x017F;t! Sie bleiben nicht auff &#x017F;elbtem unverletzt<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Sie hatten auch die maur/ doch du&#x0364;nne gnug/ be&#x017F;etzt.</l><lb/>
          <l>Der feind &#x017F;choß &#x017F;tarck hinauff: die Troer aber wehren</l><lb/>
          <l>Sich wie &#x017F;ie ko&#x0364;nnen nur mit &#x017F;teinen ab zu kehren</l><lb/>
          <l>Die hefftige gewalt/ Sie nehmen feur zur hand/</l><lb/>
          <l>Und werffen auff den feind kien/ fackeln/ bech und brand.</l><lb/>
          <l>Der junge fu&#x0364;r&#x017F;t A&#x017F;can/ dorfft &#x017F;elber &#x017F;ich erku&#x0364;hnen/</l><lb/>
          <l>Und war mit &#x017F;cho&#x0364;nem haupt entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et unter ihnen/</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r welchen billig trug die Venus &#x017F;org und pein.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>r leuchtete &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n/ gleich wie ein edel&#x017F;tein/</l><lb/>
          <l>Der eingefa&#x017F;&#x017F;et i&#x017F;t mit gold den halß zu zieren/</l><lb/>
          <l>Doch oder auff dem haupt in einer kron zufu&#x0364;hren.</l><lb/>
          <l>Ja wie auch gla&#x0364;ntzet &#x017F;cho&#x0364;n das wei&#x017F;&#x017F;e helffenbein</l><lb/>
          <l>In Bux und Terebinth mit kun&#x017F;t geleget ein.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[479/0501] Das Zehende Buch. Als ſeines bruders erb des Plutons bey dem ſchlunde Des ſchwartzen ſchweffel-pfuhs in tieffem hoͤllengrunde: Und als er winckte/ bebt das gantze Firmament. Mit dieſem hoͤrt er auff und bracht ſein wort zum end. Stund auff von ſeinem thron/ der war vom gold bereitet/ Die zunfft der goͤtter ihn bis in ſein ſchloß begleitet. Immittelſt aber haͤlt das volck der Rutuler Vor allen pforten an/ die Feinde hin und her Zu ſchlagen in die flucht/ und auff die erd zu ſtrecken/ Und rings umbher die ſtadt mit feuer anzuſtecken; Die Troer wurden nun in ihrer feſtung ſehr Geaͤngſtet und bedraͤngt/ und war kein hoffnung mehr Dem uͤbel zu entgehn. Die armen leute ſtehen Auff hohen thuͤrnen zwar/ und meynen zu entgehen: Umbſonſt! Sie bleiben nicht auff ſelbtem unverletzt; Sie hatten auch die maur/ doch duͤnne gnug/ beſetzt. Der feind ſchoß ſtarck hinauff: die Troer aber wehren Sich wie ſie koͤnnen nur mit ſteinen ab zu kehren Die hefftige gewalt/ Sie nehmen feur zur hand/ Und werffen auff den feind kien/ fackeln/ bech und brand. Der junge fuͤrſt Aſcan/ dorfft ſelber ſich erkuͤhnen/ Und war mit ſchoͤnem haupt entbloͤſſet unter ihnen/ Fuͤr welchen billig trug die Venus ſorg und pein. Er leuchtete ſo ſchoͤn/ gleich wie ein edelſtein/ Der eingefaſſet iſt mit gold den halß zu zieren/ Doch oder auff dem haupt in einer kron zufuͤhren. Ja wie auch glaͤntzet ſchoͤn das weiſſe helffenbein In Bux und Terebinth mit kunſt geleget ein. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/501
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/501>, abgerufen am 22.11.2024.