Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zehende Buch.
Wenn sich wird dermaleins der Hannibal erregen/
Und eure Römerburg und heer zugrunde legen/
Wenn er wird kommen an von hoheu Alpen her
Mit grossem ungestümm: Da mögt ihr eur gewehr
Gebrauchen/ wie ihr könnt/ da mögt ihr nach gelüsten
Euch gegenander aus zu felde grimmig rüsten/
Da mögt ihr vhed und haß mit offnem raub und mord
Verüben thurstiglich und streiten immerfort.
Nun aber stehet ab/ und lasset friede wallen/
Vertragt euch frölich doch nach meinem wolgefallen.
Dis war der Jupiterß kurtz fürgebrachte red
Zu stellen gäntzlich ab die angefangne vhed.
Die Venus aber/ die in schöner zier und glantze
gieng prächtiglich einher/ doch nicht/ wie sonst/ zum tantze;
Bracht ihre noth und leyd mit mehrern worten für:
O vater/ grosser Gott (sagt sie) was haben wir
Sonst ohne dich anitzt/ daß wir in unglück können
Umb beystand ruffen an? Du siehest das beginnen/
Der Rutuler/ wie sie sehr trotzig fahren her
Zu legen meinem volck den Troern an beschwer/
Du siehst wie Turnus stoltz mit seinen roß und knechten
Einher zencht/ und des glücks und siegeshand in fechten
Sich prächtig überhebt. Ist doch der Troer heer
In seiner vestung nicht fürm feind gesichert mehr.
Ja müssen noch darzu in ihren maureu streiten/
Und sehn die graben voll von blut auff allen seiten:
Eneas ist nicht da/ und weiß nicht ihren stand
Noch wie diß/ oder das sey in der stadt bewand.
Wilst
G g 4
Das Zehende Buch.
Wenn ſich wird dermaleins der Hannibal erregen/
Und eure Roͤmerburg und heer zugrunde legen/
Wenn er wird kommen an von hoheu Alpen her
Mit groſſem ungeſtuͤmm: Da moͤgt ihr eur gewehr
Gebrauchen/ wie ihr koͤnnt/ da moͤgt ihr nach geluͤſten
Euch gegenander aus zu felde grimmig ruͤſten/
Da moͤgt ihr vhed und haß mit offnem raub und mord
Veruͤben thurſtiglich und ſtreiten immerfort.
Nun aber ſtehet ab/ und laſſet friede wallen/
Vertragt euch froͤlich doch nach meinem wolgefallen.
Dis war der Jupiterß kurtz fuͤrgebrachte red
Zu ſtellen gaͤntzlich ab die angefangne vhed.
Die Venus aber/ die in ſchoͤner zier und glantze
gieng praͤchtiglich einher/ doch nicht/ wie ſonſt/ zum tantze;
Bracht ihre noth und leyd mit mehrern worten fuͤr:
O vater/ groſſer Gott (ſagt ſie) was haben wir
Sonſt ohne dich anitzt/ daß wir in ungluͤck koͤnnen
Umb beyſtand ruffen an? Du ſieheſt das beginnen/
Der Rutuler/ wie ſie ſehr trotzig fahren her
Zu legen meinem volck den Troern an beſchwer/
Du ſiehſt wie Turnus ſtoltz mit ſeinen roß und knechten
Einher zencht/ und des gluͤcks und ſiegeshand in fechten
Sich praͤchtig uͤberhebt. Iſt doch der Troer heer
In ſeiner veſtung nicht fuͤrm feind geſichert mehr.
Ja muͤſſen noch darzu in ihren maureu ſtreiten/
Und ſehn die graben voll von blut auff allen ſeiten:
Eneas iſt nicht da/ und weiß nicht ihren ſtand
Noch wie diß/ oder das ſey in der ſtadt bewand.
Wilſt
G g 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0493" n="471"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zehende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ich wird dermaleins der Hannibal erregen/</l><lb/>
          <l>Und eure Ro&#x0364;merburg und heer zugrunde legen/</l><lb/>
          <l>Wenn er wird kommen an von hoheu Alpen her</l><lb/>
          <l>Mit gro&#x017F;&#x017F;em unge&#x017F;tu&#x0364;mm: <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">D</hi>a</hi> mo&#x0364;gt ihr eur gewehr</l><lb/>
          <l>Gebrauchen/ wie ihr ko&#x0364;nnt/ da mo&#x0364;gt ihr nach gelu&#x0364;&#x017F;ten</l><lb/>
          <l>Euch gegenander aus zu felde grimmig ru&#x0364;&#x017F;ten/</l><lb/>
          <l>Da mo&#x0364;gt ihr vhed und haß mit offnem raub und mord</l><lb/>
          <l>Veru&#x0364;ben thur&#x017F;tiglich und &#x017F;treiten immerfort.</l><lb/>
          <l>Nun aber &#x017F;tehet ab/ und la&#x017F;&#x017F;et friede wallen/</l><lb/>
          <l>Vertragt euch fro&#x0364;lich doch nach meinem wolgefallen.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>is war der Jupiterß kurtz fu&#x0364;rgebrachte red</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;tellen ga&#x0364;ntzlich ab die angefangne vhed.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie Venus aber/ die in &#x017F;cho&#x0364;ner zier und glantze</l><lb/>
          <l>gieng pra&#x0364;chtiglich einher/ doch nicht/ wie &#x017F;on&#x017F;t/ zum tantze;</l><lb/>
          <l>Bracht ihre noth und leyd mit mehrern worten fu&#x0364;r:</l><lb/>
          <l>O vater/ gro&#x017F;&#x017F;er Gott (&#x017F;agt &#x017F;ie) was haben wir</l><lb/>
          <l>Son&#x017F;t ohne dich anitzt/ daß wir in unglu&#x0364;ck ko&#x0364;nnen</l><lb/>
          <l>Umb bey&#x017F;tand ruffen an? <hi rendition="#fr">D</hi>u &#x017F;iehe&#x017F;t das beginnen/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er Rutuler/ wie &#x017F;ie &#x017F;ehr trotzig fahren her</l><lb/>
          <l>Zu legen meinem volck den Troern an be&#x017F;chwer/</l><lb/>
          <l>Du &#x017F;ieh&#x017F;t wie Turnus &#x017F;toltz mit &#x017F;einen roß und knechten</l><lb/>
          <l>Einher zencht/ und des glu&#x0364;cks und &#x017F;iegeshand in fechten</l><lb/>
          <l>Sich pra&#x0364;chtig u&#x0364;berhebt. I&#x017F;t doch der Troer heer</l><lb/>
          <l>In &#x017F;einer ve&#x017F;tung nicht fu&#x0364;rm feind ge&#x017F;ichert mehr.</l><lb/>
          <l>Ja mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en noch darzu in ihren maureu &#x017F;treiten/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ehn die graben voll von blut auff allen &#x017F;eiten:</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>neas i&#x017F;t nicht da/ und weiß nicht ihren &#x017F;tand</l><lb/>
          <l>Noch wie diß/ oder das &#x017F;ey in der &#x017F;tadt bewand.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G g 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Wil&#x017F;t</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0493] Das Zehende Buch. Wenn ſich wird dermaleins der Hannibal erregen/ Und eure Roͤmerburg und heer zugrunde legen/ Wenn er wird kommen an von hoheu Alpen her Mit groſſem ungeſtuͤmm: Da moͤgt ihr eur gewehr Gebrauchen/ wie ihr koͤnnt/ da moͤgt ihr nach geluͤſten Euch gegenander aus zu felde grimmig ruͤſten/ Da moͤgt ihr vhed und haß mit offnem raub und mord Veruͤben thurſtiglich und ſtreiten immerfort. Nun aber ſtehet ab/ und laſſet friede wallen/ Vertragt euch froͤlich doch nach meinem wolgefallen. Dis war der Jupiterß kurtz fuͤrgebrachte red Zu ſtellen gaͤntzlich ab die angefangne vhed. Die Venus aber/ die in ſchoͤner zier und glantze gieng praͤchtiglich einher/ doch nicht/ wie ſonſt/ zum tantze; Bracht ihre noth und leyd mit mehrern worten fuͤr: O vater/ groſſer Gott (ſagt ſie) was haben wir Sonſt ohne dich anitzt/ daß wir in ungluͤck koͤnnen Umb beyſtand ruffen an? Du ſieheſt das beginnen/ Der Rutuler/ wie ſie ſehr trotzig fahren her Zu legen meinem volck den Troern an beſchwer/ Du ſiehſt wie Turnus ſtoltz mit ſeinen roß und knechten Einher zencht/ und des gluͤcks und ſiegeshand in fechten Sich praͤchtig uͤberhebt. Iſt doch der Troer heer In ſeiner veſtung nicht fuͤrm feind geſichert mehr. Ja muͤſſen noch darzu in ihren maureu ſtreiten/ Und ſehn die graben voll von blut auff allen ſeiten: Eneas iſt nicht da/ und weiß nicht ihren ſtand Noch wie diß/ oder das ſey in der ſtadt bewand. Wilſt G g 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/493
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/493>, abgerufen am 24.11.2024.