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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Neunde Buch.
Als endlich Mnestheus und Serest die post vernommen/
Die Troer obersten/ daß so viel leut umbkommen/
Verfügen sie sich hin und sehens selbst mit an/
Wie ihr volck ist zerstreut/ und jeder/ wie er kan/
Bald hier/ bald dorthin läufft; Sie sehen eingelassen
Den feind/ und wissen nicht mit was bescheid und massen
Da fängt Menestheus an: Worauff steht euer sinn;
Wo dencket ihr hinaus; Wo wolt iht endlich hin;
Wo könnet ihr denn wol ein andre zuflucht haben/
Als diese stadt und maur/ als diesen wall und graben?
Sol denn ein einger Mensch der rings in eurer stad?
Umbgeben/ ungestrafft verüben solche that?
Ja sol ein einger mensch/ ihr wol behertzten bürger/
So ungerochen seyn eur ungeschlachter würger;
Sol er so brave kerl ohn allem widerstand
Erschlagen; jammert euch denn nicht das vaterland/
Das nun so elend ist; Auch nicht eur alten Götter;
Nicht euer lieber fürst/ als der da unser retter
Und euer schutzherr ist? wie? schämt ihr euch denn nicht
Daß euch durch faule furcht der muth und witz gebricht?
Solch und dergleichen wort bewegen sie dermassen/
Daß sie ein hertz und muth auffs neue wieder fassen/
Und halten stand dem feind in dickgehäufftem heer.
Der Turnus eussert sich/ und truet sich nicht mehr/
Eutweichet allgemach nach lang gehaltnem streite/
Und fleucht dem wasser zu/ und zwar auff dessen seite/
Die von dem Tyberstrom beschlossen rings umbher:
Die Troer halten an mit schreyen desto mehr/
Und
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Das Neunde Buch.
Als endlich Mneſtheus und Sereſt die poſt vernom̃en/
Die Troer oberſten/ daß ſo viel leut umbkommen/
Verfuͤgen ſie ſich hin und ſehens ſelbſt mit an/
Wie ihr volck iſt zerſtreut/ und jeder/ wie er kan/
Bald hier/ bald dorthin laͤufft; Sie ſehen eingelaſſen
Den feind/ und wiſſen nicht mit was beſcheid und maſſen
Da faͤngt Meneſtheus an: Worauff ſteht euer ſinn;
Wo dencket ihr hinaus; Wo wolt iht endlich hin;
Wo koͤnnet ihr denn wol ein andre zuflucht haben/
Als dieſe ſtadt und maur/ als dieſen wall und graben?
Sol denn ein einger Menſch der rings in eurer ſtad?
Umbgeben/ ungeſtrafft veruͤben ſolche that?
Ja ſol ein einger menſch/ ihr wol behertzten buͤrger/
So ungerochen ſeyn eur ungeſchlachter wuͤrger;
Sol er ſo brave kerl ohn allem widerſtand
Erſchlagen; jammert euch denn nicht das vaterland/
Das nun ſo elend iſt; Auch nicht eur alten Goͤtter;
Nicht euer lieber fuͤrſt/ als der da unſer retter
Und euer ſchutzherr iſt? wie? ſchaͤmt ihr euch denn nicht
Daß euch durch faule furcht der muth und witz gebricht?
Solch und dergleichen wort bewegen ſie dermaſſen/
Daß ſie ein hertz und muth auffs neue wieder faſſen/
Und halten ſtand dem feind in dickgehaͤufftem heer.
Der Turnus euſſert ſich/ und truet ſich nicht mehr/
Eutweichet allgemach nach lang gehaltnem ſtreite/
Und fleucht dem waſſer zu/ und zwar auff deſſen ſeite/
Die von dem Tyberſtrom beſchloſſen rings umbher:
Die Troer halten an mit ſchreyen deſto mehr/
Und
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[467/0489] Das Neunde Buch. Als endlich Mneſtheus und Sereſt die poſt vernom̃en/ Die Troer oberſten/ daß ſo viel leut umbkommen/ Verfuͤgen ſie ſich hin und ſehens ſelbſt mit an/ Wie ihr volck iſt zerſtreut/ und jeder/ wie er kan/ Bald hier/ bald dorthin laͤufft; Sie ſehen eingelaſſen Den feind/ und wiſſen nicht mit was beſcheid und maſſen Da faͤngt Meneſtheus an: Worauff ſteht euer ſinn; Wo dencket ihr hinaus; Wo wolt iht endlich hin; Wo koͤnnet ihr denn wol ein andre zuflucht haben/ Als dieſe ſtadt und maur/ als dieſen wall und graben? Sol denn ein einger Menſch der rings in eurer ſtad? Umbgeben/ ungeſtrafft veruͤben ſolche that? Ja ſol ein einger menſch/ ihr wol behertzten buͤrger/ So ungerochen ſeyn eur ungeſchlachter wuͤrger; Sol er ſo brave kerl ohn allem widerſtand Erſchlagen; jammert euch denn nicht das vaterland/ Das nun ſo elend iſt; Auch nicht eur alten Goͤtter; Nicht euer lieber fuͤrſt/ als der da unſer retter Und euer ſchutzherr iſt? wie? ſchaͤmt ihr euch denn nicht Daß euch durch faule furcht der muth und witz gebricht? Solch und dergleichen wort bewegen ſie dermaſſen/ Daß ſie ein hertz und muth auffs neue wieder faſſen/ Und halten ſtand dem feind in dickgehaͤufftem heer. Der Turnus euſſert ſich/ und truet ſich nicht mehr/ Eutweichet allgemach nach lang gehaltnem ſtreite/ Und fleucht dem waſſer zu/ und zwar auff deſſen ſeite/ Die von dem Tyberſtrom beſchloſſen rings umbher: Die Troer halten an mit ſchreyen deſto mehr/ Und G g 2

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/489>, abgerufen am 22.11.2024.