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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Neunde Buch.
Es streben etliche die mauren zu ersteigen
Mit leitern/ da sie sich sehr schwach und dünne zeigen
Am volck und widerstand/ wo man hindurch kan sehn/
Und die besatzung nicht gar dicke scheint zu stehn.
Die Troer auff den feind hingegen häuffig schossen
Mit allerhand gewehr und ihre leitern stossen
Mit grossen hacken ab/ als die erfahrenheit
Noch hatten übrig gnug bey langer kriegeszeit:
Da sie ihr vaterland und festung zubeschirmen/
Traun musten lernen viel/ und wehren manchen stürmen:
Sie weltzten auch hinab gefährlich schwere stein;
Dadurch den stürmenden gewehret möchte seyn/
Ob sie den dichten keil und schildbedeckten hauffen/
Der an die mauer wolt hinan mit sturme lauffen/
Zu trennen wehren gnug. Doch aber war der feind
Zu stehen alles aus geschicket und gemeint/
Und gleichwol kunt ers doch die länge nicht außstehen;
Denn da der dicke hauff sich trung hinan zugehen/
Da wird ein schwerer stein von ungeheurer größ
Gewältzet von der maur mit schrecklichem getöß;
Der kömmt mit ungestümm herunter nun gelauffen/
Und trennt mit schwerem fall den schildbedeckten hauffen/
Und machet unter sie nicht eine kleine lück/
Hierauff wil keiner nicht mit blindem sturm und glück
Mehr lauffen an die maur: Sie mühen sich vom weiten
Mit den belägerten mit allem ernst zu streiten/
Ob man sie von dem wall mit schiessen treiben könt/
Da fährt Mezentius am andern ort und end/
Führt
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Das Neunde Buch.
Es ſtreben etliche die mauren zu erſteigen
Mit leitern/ da ſie ſich ſehr ſchwach und duͤnne zeigen
Am volck und widerſtand/ wo man hindurch kan ſehn/
Und die beſatzung nicht gar dicke ſcheint zu ſtehn.
Die Troer auff den feind hingegen haͤuffig ſchoſſen
Mit allerhand gewehr und ihre leitern ſtoſſen
Mit groſſen hacken ab/ als die erfahrenheit
Noch hatten uͤbrig gnug bey langer kriegeszeit:
Da ſie ihr vaterland und feſtung zubeſchirmen/
Traun muſten lernen viel/ und wehren manchẽ ſtuͤrmen:
Sie weltzten auch hinab gefaͤhrlich ſchwere ſtein;
Dadurch den ſtuͤrmenden gewehret moͤchte ſeyn/
Ob ſie den dichten keil und ſchildbedeckten hauffen/
Der an die mauer wolt hinan mit ſturme lauffen/
Zu trennen wehren gnug. Doch aber war der feind
Zu ſtehen alles aus geſchicket und gemeint/
Und gleichwol kunt ers doch die laͤnge nicht außſtehen;
Denn da der dicke hauff ſich trung hinan zugehen/
Da wird ein ſchwerer ſtein von ungeheurer groͤß
Gewaͤltzet von der maur mit ſchrecklichem getoͤß;
Der koͤmmt mit ungeſtuͤmm herunter nun gelauffen/
Und trennt mit ſchwerem fall den ſchildbedecktẽ hauffen/
Und machet unter ſie nicht eine kleine luͤck/
Hierauff wil keiner nicht mit blindem ſturm und gluͤck
Mehr lauffen an die maur: Sie muͤhen ſich vom weiten
Mit den belaͤgerten mit allem ernſt zu ſtreiten/
Ob man ſie von dem wall mit ſchieſſen treiben koͤnt/
Da faͤhrt Mezentius am andern ort und end/
Fuͤhrt
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[449/0471] Das Neunde Buch. Es ſtreben etliche die mauren zu erſteigen Mit leitern/ da ſie ſich ſehr ſchwach und duͤnne zeigen Am volck und widerſtand/ wo man hindurch kan ſehn/ Und die beſatzung nicht gar dicke ſcheint zu ſtehn. Die Troer auff den feind hingegen haͤuffig ſchoſſen Mit allerhand gewehr und ihre leitern ſtoſſen Mit groſſen hacken ab/ als die erfahrenheit Noch hatten uͤbrig gnug bey langer kriegeszeit: Da ſie ihr vaterland und feſtung zubeſchirmen/ Traun muſten lernen viel/ und wehren manchẽ ſtuͤrmen: Sie weltzten auch hinab gefaͤhrlich ſchwere ſtein; Dadurch den ſtuͤrmenden gewehret moͤchte ſeyn/ Ob ſie den dichten keil und ſchildbedeckten hauffen/ Der an die mauer wolt hinan mit ſturme lauffen/ Zu trennen wehren gnug. Doch aber war der feind Zu ſtehen alles aus geſchicket und gemeint/ Und gleichwol kunt ers doch die laͤnge nicht außſtehen; Denn da der dicke hauff ſich trung hinan zugehen/ Da wird ein ſchwerer ſtein von ungeheurer groͤß Gewaͤltzet von der maur mit ſchrecklichem getoͤß; Der koͤmmt mit ungeſtuͤmm herunter nun gelauffen/ Und trennt mit ſchwerem fall den ſchildbedecktẽ hauffen/ Und machet unter ſie nicht eine kleine luͤck/ Hierauff wil keiner nicht mit blindem ſturm und gluͤck Mehr lauffen an die maur: Sie muͤhen ſich vom weiten Mit den belaͤgerten mit allem ernſt zu ſtreiten/ Ob man ſie von dem wall mit ſchieſſen treiben koͤnt/ Da faͤhrt Mezentius am andern ort und end/ Fuͤhrt F f

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/471>, abgerufen am 22.11.2024.