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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Neunde Buch.
Bald lieff das arme weib hinaus mit heul- und klagen/
Und kunt nach weiber art sich gar wehmüthig tragen/
Mit außgerissnem haar. Bald lieff sie ohn vernunfft
Den hohen wall hinauff für aller weiberzunfft
Und durch das kriegesvolck/ sie war beraubt der sinnen/
Daß sie nicht wuste selbst ihr thörichtes beginnen;
Sie kand die krieger nicht/ noch waffen/ noch gefahr:
Da führt sie ihre klag/ die weit zu hören war
Sol ich/ Euryalus/ dich also sehen ligen?
Wilst du mein alterthumb mit solcher ruh vergnügen!
Hast du/ o grausamer/ mich können so allein
Hier lassen/ daß du nicht hast wollen bey mir seyn?
Ist mir/ als mutter/ nicht/ da du in krieges vheden
Itzt ziehen woltest/ dich zu letzt noch an zu reden
Gegeben fug und macht? Ach leider! ligst du dort
In einem frembden land/ an einem solchen ort/
Da du den hunden must und flügel-schnellem heere
Ein raub und speise seyn? Hab ich die letzte ehre
Dir nicht erzeigen kunt/ daß ich dir zu gedrückt
Die augen hätte noch/ und dich zu grab beschickt?
Hab ich dir nicht gesolt die wunden waschen abe
Und decken mit dem kleid/ das ich verfertigt habe
Dir eilend tag und nacht/ damit ich mir vertrieb
Die zeit am alterthumb/ weil du mir warest lieb?
Wo sol ich gehen hin/ wo mag ich deine glieder/
Die von einander sind gehawen/ finden wieder?
Wo wird dein leichnam seyn? Wie wird er sein verletzt/
Ja wol zerhackt/ zerfleischt/ zerrissen und zerfetzt!
Ver
Das Neunde Buch.
Bald lieff das arme weib hinaus mit heul- und klagen/
Und kunt nach weiber art ſich gar wehmuͤthig tragen/
Mit außgeriſſnem haar. Bald lieff ſie ohn vernunfft
Den hohen wall hinauff fuͤr aller weiberzunfft
Und durch das kriegesvolck/ ſie war beraubt der ſinnen/
Daß ſie nicht wuſte ſelbſt ihr thoͤrichtes beginnen;
Sie kand die krieger nicht/ noch waffen/ noch gefahr:
Da fuͤhrt ſie ihre klag/ die weit zu hoͤren war
Sol ich/ Euryalus/ dich alſo ſehen ligen?
Wilſt du mein alterthumb mit ſolcher ruh vergnuͤgen!
Haſt du/ o grauſamer/ mich koͤnnen ſo allein
Hier laſſen/ daß du nicht haſt wollen bey mir ſeyn?
Iſt mir/ als mutter/ nicht/ da du in krieges vheden
Itzt ziehen wolteſt/ dich zu letzt noch an zu reden
Gegeben fug und macht? Ach leider! ligſt du dort
In einem frembden land/ an einem ſolchen ort/
Da du den hunden muſt und fluͤgel-ſchnellem heere
Ein raub und ſpeiſe ſeyn? Hab ich die letzte ehre
Dir nicht erzeigen kunt/ daß ich dir zu gedruͤckt
Die augen haͤtte noch/ und dich zu grab beſchickt?
Hab ich dir nicht geſolt die wunden waſchen abe
Und decken mit dem kleid/ das ich verfertigt habe
Dir eilend tag und nacht/ damit ich mir vertrieb
Die zeit am alterthumb/ weil du mir wareſt lieb?
Wo ſol ich gehen hin/ wo mag ich deine glieder/
Die von einander ſind gehawen/ finden wieder?
Wo wird dein leichnam ſeyn? Wie wird er ſein verletzt/
Ja wol zerhackt/ zerfleiſcht/ zerriſſen und zerfetzt!
Ver
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[447/0469] Das Neunde Buch. Bald lieff das arme weib hinaus mit heul- und klagen/ Und kunt nach weiber art ſich gar wehmuͤthig tragen/ Mit außgeriſſnem haar. Bald lieff ſie ohn vernunfft Den hohen wall hinauff fuͤr aller weiberzunfft Und durch das kriegesvolck/ ſie war beraubt der ſinnen/ Daß ſie nicht wuſte ſelbſt ihr thoͤrichtes beginnen; Sie kand die krieger nicht/ noch waffen/ noch gefahr: Da fuͤhrt ſie ihre klag/ die weit zu hoͤren war Sol ich/ Euryalus/ dich alſo ſehen ligen? Wilſt du mein alterthumb mit ſolcher ruh vergnuͤgen! Haſt du/ o grauſamer/ mich koͤnnen ſo allein Hier laſſen/ daß du nicht haſt wollen bey mir ſeyn? Iſt mir/ als mutter/ nicht/ da du in krieges vheden Itzt ziehen wolteſt/ dich zu letzt noch an zu reden Gegeben fug und macht? Ach leider! ligſt du dort In einem frembden land/ an einem ſolchen ort/ Da du den hunden muſt und fluͤgel-ſchnellem heere Ein raub und ſpeiſe ſeyn? Hab ich die letzte ehre Dir nicht erzeigen kunt/ daß ich dir zu gedruͤckt Die augen haͤtte noch/ und dich zu grab beſchickt? Hab ich dir nicht geſolt die wunden waſchen abe Und decken mit dem kleid/ das ich verfertigt habe Dir eilend tag und nacht/ damit ich mir vertrieb Die zeit am alterthumb/ weil du mir wareſt lieb? Wo ſol ich gehen hin/ wo mag ich deine glieder/ Die von einander ſind gehawen/ finden wieder? Wo wird dein leichnam ſeyn? Wie wird er ſein verletzt/ Ja wol zerhackt/ zerfleiſcht/ zerriſſen und zerfetzt! Ver

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/469>, abgerufen am 25.11.2024.