Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Neunde Buch.
So lang Eneens stamm die Römer wohnen werden
Beym Capitolio in frieden ohn beschwerden:
So lang das Römsche reich mit seinem vater steht
Und Käyser: Also auch eur name nicht vergeht.
Als nun die Rutuler die jüngling überwunden/
Und bey demselbigen viel schönen raub gefunden/
Da trugen sie den leib des todten Volscens hin
Mit zähren/ stillem muth und hochbetrübten sinn.
Es war im lager auch nicht minder leid und klagen/
Weil Rhamnes lage tod/ und andre viel erschlagen/
Als nembllch der Serran/ der Numa/ und noch mehr:
Viel volck zu sehen an die leichnam/ lieffen her.
Es waren etliche/ die noch ein wenig lebten/
Und deren seelen kaum noch auff den lippen schwebten:
die wallstat ist noch warm von frischer schlacht und mord/
Es rinnet noch der strom mit rothem blute fort.
Sie kennen unter sich den raub mit grosser freude/
Den Nis und Euryal/ die jungen helden beyde
Von den erschlagenen mitbrachten/ kennen auch
Messapens blancken helm/ den er mit stettem brauch
Auff seinem haupte trug: Auch kunten sie erkennen
Den pferde schmuck/ den man mußt abermahl gewinnen
Mit grossem schweiß und müh. Es stellte sich nun ein
Die schöne morgenröth mit ihrem güldnen schein/
Da kam die sonne her in ihrem glantz gefahren/
Und alle dinge klar durchs liecht entdecket waren:
Da ritte Turnus her mit waffen angethan/
Und mahnete das volck sich auch zu wapnen an/
Ein
Das Neunde Buch.
So lang Eneens ſtamm die Roͤmer wohnen werden
Beym Capitolio in frieden ohn beſchwerden:
So lang das Roͤmſche reich mit ſeinem vater ſteht
Und Kaͤyſer: Alſo auch eur name nicht vergeht.
Als nun die Rutuler die juͤngling uͤberwunden/
Und bey demſelbigen viel ſchoͤnen raub gefunden/
Da trugen ſie den leib des todten Volſcens hin
Mit zaͤhren/ ſtillem muth und hochbetruͤbten ſinn.
Es war im lager auch nicht minder leid und klagen/
Weil Rhamnes lage tod/ und andre viel erſchlagen/
Als nembllch der Serran/ der Numa/ und noch mehr:
Viel volck zu ſehen an die leichnam/ lieffen her.
Es waren etliche/ die noch ein wenig lebten/
Und deren ſeelen kaum noch auff den lippen ſchwebten:
die wallſtat iſt noch waꝛm von friſcheꝛ ſchlacht und moꝛd/
Es rinnet noch der ſtrom mit rothem blute fort.
Sie kennen unter ſich den raub mit groſſer freude/
Den Niſ und Euryal/ die jungen helden beyde
Von den erſchlagenen mitbrachten/ kennen auch
Meſſapens blancken helm/ den er mit ſtettem brauch
Auff ſeinem haupte trug: Auch kunten ſie erkennen
Den pferde ſchmuck/ den man mußt abermahl gewinnen
Mit groſſem ſchweiß und muͤh. Es ſtellte ſich nun ein
Die ſchoͤne morgenroͤth mit ihrem guͤldnen ſchein/
Da kam die ſonne her in ihrem glantz gefahren/
Und alle dinge klar durchs liecht entdecket waren:
Da ritte Turnus her mit waffen angethan/
Und mahnete das volck ſich auch zu wapnen an/
Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0467" n="445"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Neunde Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>So lang Eneens &#x017F;tamm die Ro&#x0364;mer wohnen werden</l><lb/>
          <l>Beym Capitolio in frieden ohn be&#x017F;chwerden:</l><lb/>
          <l>So lang das Ro&#x0364;m&#x017F;che reich mit &#x017F;einem vater &#x017F;teht</l><lb/>
          <l>Und Ka&#x0364;y&#x017F;er: Al&#x017F;o auch eur name nicht vergeht.</l><lb/>
          <l>Als nun die Rutuler die ju&#x0364;ngling u&#x0364;berwunden/</l><lb/>
          <l>Und bey dem&#x017F;elbigen viel &#x017F;cho&#x0364;nen raub gefunden/</l><lb/>
          <l>Da trugen &#x017F;ie den leib des todten Vol&#x017F;cens hin</l><lb/>
          <l>Mit za&#x0364;hren/ &#x017F;tillem muth und hochbetru&#x0364;bten &#x017F;inn.</l><lb/>
          <l>Es war im lager auch nicht minder leid und klagen/</l><lb/>
          <l>Weil Rhamnes lage tod/ und andre viel er&#x017F;chlagen/</l><lb/>
          <l>Als nembllch der Serran/ der Numa/ und noch mehr:</l><lb/>
          <l>Viel volck zu &#x017F;ehen an die leichnam/ lieffen her.</l><lb/>
          <l>Es waren etliche/ die noch ein wenig lebten/</l><lb/>
          <l>Und deren &#x017F;eelen kaum noch auff den lippen &#x017F;chwebten:</l><lb/>
          <l>die wall&#x017F;tat i&#x017F;t noch wa&#xA75B;m von fri&#x017F;che&#xA75B; &#x017F;chlacht und mo&#xA75B;d/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>s rinnet noch der &#x017F;trom mit rothem blute fort.</l><lb/>
          <l>Sie kennen unter &#x017F;ich den raub mit gro&#x017F;&#x017F;er freude/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>en Ni&#x017F; und Euryal/ die jungen helden beyde</l><lb/>
          <l>Von den er&#x017F;chlagenen mitbrachten/ kennen auch</l><lb/>
          <l>Me&#x017F;&#x017F;apens blancken helm/ den er mit &#x017F;tettem brauch</l><lb/>
          <l>Auff &#x017F;einem haupte trug: Auch kunten &#x017F;ie erkennen</l><lb/>
          <l>Den pferde &#x017F;chmuck/ den man mußt abermahl gewinnen</l><lb/>
          <l>Mit gro&#x017F;&#x017F;em &#x017F;chweiß und mu&#x0364;h. <hi rendition="#fr">E</hi>s &#x017F;tellte &#x017F;ich nun ein</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie &#x017F;cho&#x0364;ne morgenro&#x0364;th mit ihrem gu&#x0364;ldnen &#x017F;chein/</l><lb/>
          <l>Da kam die &#x017F;onne her in ihrem glantz gefahren/</l><lb/>
          <l>Und alle dinge klar durchs liecht entdecket waren:</l><lb/>
          <l>Da ritte Turnus her mit waffen angethan/</l><lb/>
          <l>Und mahnete das volck &#x017F;ich auch zu wapnen an/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">E</hi>in</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[445/0467] Das Neunde Buch. So lang Eneens ſtamm die Roͤmer wohnen werden Beym Capitolio in frieden ohn beſchwerden: So lang das Roͤmſche reich mit ſeinem vater ſteht Und Kaͤyſer: Alſo auch eur name nicht vergeht. Als nun die Rutuler die juͤngling uͤberwunden/ Und bey demſelbigen viel ſchoͤnen raub gefunden/ Da trugen ſie den leib des todten Volſcens hin Mit zaͤhren/ ſtillem muth und hochbetruͤbten ſinn. Es war im lager auch nicht minder leid und klagen/ Weil Rhamnes lage tod/ und andre viel erſchlagen/ Als nembllch der Serran/ der Numa/ und noch mehr: Viel volck zu ſehen an die leichnam/ lieffen her. Es waren etliche/ die noch ein wenig lebten/ Und deren ſeelen kaum noch auff den lippen ſchwebten: die wallſtat iſt noch waꝛm von friſcheꝛ ſchlacht und moꝛd/ Es rinnet noch der ſtrom mit rothem blute fort. Sie kennen unter ſich den raub mit groſſer freude/ Den Niſ und Euryal/ die jungen helden beyde Von den erſchlagenen mitbrachten/ kennen auch Meſſapens blancken helm/ den er mit ſtettem brauch Auff ſeinem haupte trug: Auch kunten ſie erkennen Den pferde ſchmuck/ den man mußt abermahl gewinnen Mit groſſem ſchweiß und muͤh. Es ſtellte ſich nun ein Die ſchoͤne morgenroͤth mit ihrem guͤldnen ſchein/ Da kam die ſonne her in ihrem glantz gefahren/ Und alle dinge klar durchs liecht entdecket waren: Da ritte Turnus her mit waffen angethan/ Und mahnete das volck ſich auch zu wapnen an/ Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/467
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/467>, abgerufen am 25.11.2024.