Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Achte Buch. Porsennam börsten auff/ wie er mit bitterm dreuenErzürnet war/ da sich nicht Cocles wolte scheuen/ Und unterwunde sich/ die bruck zu heben auff/ Und hindert unverzagt der feinde sturme-lauff; Und daß die Clälia/ als sie zerriß die brücke/ Schwum freudig durch den fluß mit sonderbarem glücke. Am obern theil des schilds war Manlius zu sehn/ Wie er/ als stegsherr/ kunt für Jovis tempel stehn/ Und mit beflammten muth und tapfferkeit erhalten Das Capitolium/ das/ wie vor bey denen alten/ Da es war Romuls sitz und königliches hauß/ Noch war mit stroh bedeckt und sahe stachlicht aus. Schau! eine weisse ganß flog da auff in gebäuen/ Die nunmehr sind bedeckt mit gold/ und fieng zu schreyen Und propheceyen an/ es käm eingrosses heer/ Und wehren nicht mehr sern die kühnen Gallier. Dieselben kamen an durch dorne püsch und hecken/ Und weil die finstre nacht sie kunte da bedecken Da fehlet es nicht viel/ daß sie nicht oben auff Gekommen wären leicht auffs schloß durch sturmes lauff: Sie hatten lang krauß haar/ das ähnlich war dem golde Und trugen gelbe Bärt/ als welche schön und holde Denselben stunden an/ auch krieges-röckelein Vom purpur und verbremt mit güldnen borten fein. Die hälse/ die wie milch sich zeigen weif und holde/ Behängen sie rings umb mit ketten/ die von golde Sind artiglich gemacht/ sie tragen zweene spieß Wie des Alpinschen volcks gebrauch und sitte ließ. Die
Das Achte Buch. Porſennam boͤrſten auff/ wie er mit bitterm dreuenErzuͤrnet war/ da ſich nicht Cocles wolte ſcheuen/ Und unterwunde ſich/ die bruck zu heben auff/ Und hindert unverzagt der feinde ſturme-lauff; Und daß die Claͤlia/ als ſie zerriß die bruͤcke/ Schwum freudig durch den fluß mit ſonderbarem gluͤcke. Am obern theil des ſchilds war Manlius zu ſehn/ Wie er/ als ſtegsherr/ kunt fuͤr Jovis tempel ſtehn/ Und mit beflammten muth und tapfferkeit erhalten Das Capitolium/ das/ wie vor bey denen alten/ Da es war Romuls ſitz und koͤnigliches hauß/ Noch war mit ſtroh bedeckt und ſahe ſtachlicht aus. Schau! eine weiſſe ganß flog da auff in gebaͤuen/ Die nunmehr ſind bedeckt mit gold/ und fieng zu ſchreyẽ Und propheceyen an/ es kaͤm eingroſſes heer/ Und wehren nicht mehr ſern die kuͤhnen Gallier. Dieſelben kamen an durch dorne puͤſch und hecken/ Und weil die finſtre nacht ſie kunte da bedecken Da fehlet es nicht viel/ daß ſie nicht oben auff Gekom̃en waͤren leicht auffs ſchloß durch ſturmes lauff: Sie hatten lang krauß haar/ das aͤhnlich war dem golde Und trugen gelbe Baͤrt/ als welche ſchoͤn und holde Denſelben ſtunden an/ auch krieges-roͤckelein Vom purpur und verbremt mit guͤldnen borten fein. Die haͤlſe/ die wie milch ſich zeigen weif und holde/ Behaͤngen ſie rings umb mit ketten/ die von golde Sind artiglich gemacht/ ſie tragen zweene ſpieß Wie des Alpinſchen volcks gebrauch und ſitte ließ. Die
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Das Achte Buch.
Porſennam boͤrſten auff/ wie er mit bitterm dreuen
Erzuͤrnet war/ da ſich nicht Cocles wolte ſcheuen/
Und unterwunde ſich/ die bruck zu heben auff/
Und hindert unverzagt der feinde ſturme-lauff;
Und daß die Claͤlia/ als ſie zerriß die bruͤcke/
Schwum freudig durch den fluß mit ſonderbarem gluͤcke.
Am obern theil des ſchilds war Manlius zu ſehn/
Wie er/ als ſtegsherr/ kunt fuͤr Jovis tempel ſtehn/
Und mit beflammten muth und tapfferkeit erhalten
Das Capitolium/ das/ wie vor bey denen alten/
Da es war Romuls ſitz und koͤnigliches hauß/
Noch war mit ſtroh bedeckt und ſahe ſtachlicht aus.
Schau! eine weiſſe ganß flog da auff in gebaͤuen/
Die nunmehr ſind bedeckt mit gold/ und fieng zu ſchreyẽ
Und propheceyen an/ es kaͤm eingroſſes heer/
Und wehren nicht mehr ſern die kuͤhnen Gallier.
Dieſelben kamen an durch dorne puͤſch und hecken/
Und weil die finſtre nacht ſie kunte da bedecken
Da fehlet es nicht viel/ daß ſie nicht oben auff
Gekom̃en waͤren leicht auffs ſchloß durch ſturmes lauff:
Sie hatten lang krauß haar/ das aͤhnlich war dem golde
Und trugen gelbe Baͤrt/ als welche ſchoͤn und holde
Denſelben ſtunden an/ auch krieges-roͤckelein
Vom purpur und verbremt mit guͤldnen borten fein.
Die haͤlſe/ die wie milch ſich zeigen weif und holde/
Behaͤngen ſie rings umb mit ketten/ die von golde
Sind artiglich gemacht/ ſie tragen zweene ſpieß
Wie des Alpinſchen volcks gebrauch und ſitte ließ.
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/430>, abgerufen am 16.02.2025. |