Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Achte Buch. Er that wol etlichmal versuch herumb zugehenUmb Aventinus berg/ und bliebe stille stehen/ Versuchend etlichmahl/ ob er die steinern thür Zerbrechen möchte/ die geleget war dafür: Jedoch umbsonst: Und wurd so müd bey jedem mahle/ Daß er sich setzen must ein wenig in dem thale. Da stund ein spitzer felß/ gar stickel überall Auff dieser höhl/ und war hoch anzusehn zumahl/ Bequemer auffenthalt der vögel/ die von leuten Dafür geachtet sind/ daß sie nichts guts bedeuten; Am selbten/ wie er lincks sich neiget oben her Dem strom zu/ stemmt er sich mit aller macht und schwer Hinauf die rechte seit/ und strebet stracks dagegen/ Und macht ihn wackeln erst/ und daß er sich muß regen: Bald riss er ihn bis an die untre wurtzel loß/ Hernach gab er geschwind ihm einen starcken stoß; Darob erregte sich in lüfften ein getümmel/ Daß auch erthönete der groß gewölbte himmel/ Der uferstrand erbebt/ man siehet/ wie der fluß Von schrecken angefüllt zurücke lauffen muß/ Allein die höhlenburg wurd also hart getroffen/ Daß die vor finstre thür itzt gantz und gar steht offen/ Und man hinein kan sehn: Gleich wie durch eine macht Sich von einander thut die erd und schrecklich kracht/ Dadurch die hölle sich eröffnet und entdecket/ Daß auch die bleiche schaar der seelen wird erwecket/ Welch örther sind verhaßt den Göttern in gemein/ Und man von oben her sieht in den schlund hinein/ Der
Das Achte Buch. Er that wol etlichmal verſuch herumb zugehenUmb Aventinus berg/ und bliebe ſtille ſtehen/ Verſuchend etlichmahl/ ob er die ſteinern thuͤr Zerbrechen moͤchte/ die geleget war dafuͤr: Jedoch umbſonſt: Und wurd ſo muͤd bey jedem mahle/ Daß er ſich ſetzen muſt ein wenig in dem thale. Da ſtund ein ſpitzer felß/ gar ſtickel uͤberall Auff dieſer hoͤhl/ und war hoch anzuſehn zumahl/ Bequemer auffenthalt der voͤgel/ die von leuten Dafuͤr geachtet ſind/ daß ſie nichts guts bedeuten; Am ſelbten/ wie er lincks ſich neiget oben her Dem ſtrom zu/ ſtem̃t er ſich mit aller macht und ſchwer Hinauf die rechte ſeit/ und ſtrebet ſtracks dagegen/ Und macht ihn wackeln erſt/ und daß er ſich muß regen: Bald riſſ er ihn bis an die untre wurtzel loß/ Hernach gab er geſchwind ihm einen ſtarcken ſtoß; Darob erregte ſich in luͤfften ein getuͤmmel/ Daß auch erthoͤnete der groß gewoͤlbte himmel/ Der uferſtrand erbebt/ man ſiehet/ wie der fluß Von ſchrecken angefuͤllt zuruͤcke lauffen muß/ Allein die hoͤhlenburg wurd alſo hart getroffen/ Daß die vor finſtre thuͤr itzt gantz und gar ſteht offen/ Und man hinein kan ſehn: Gleich wie durch eine macht Sich von einander thut die erd und ſchrecklich kracht/ Dadurch die hoͤlle ſich eroͤffnet und entdecket/ Daß auch die bleiche ſchaar der ſeelen wird erwecket/ Welch oͤrther ſind verhaßt den Goͤttern in gemein/ Und man von oben her ſieht in den ſchlund hinein/ Der
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Das Achte Buch.
Er that wol etlichmal verſuch herumb zugehen
Umb Aventinus berg/ und bliebe ſtille ſtehen/
Verſuchend etlichmahl/ ob er die ſteinern thuͤr
Zerbrechen moͤchte/ die geleget war dafuͤr:
Jedoch umbſonſt: Und wurd ſo muͤd bey jedem mahle/
Daß er ſich ſetzen muſt ein wenig in dem thale.
Da ſtund ein ſpitzer felß/ gar ſtickel uͤberall
Auff dieſer hoͤhl/ und war hoch anzuſehn zumahl/
Bequemer auffenthalt der voͤgel/ die von leuten
Dafuͤr geachtet ſind/ daß ſie nichts guts bedeuten;
Am ſelbten/ wie er lincks ſich neiget oben her
Dem ſtrom zu/ ſtem̃t er ſich mit aller macht und ſchwer
Hinauf die rechte ſeit/ und ſtrebet ſtracks dagegen/
Und macht ihn wackeln erſt/ und daß er ſich muß regen:
Bald riſſ er ihn bis an die untre wurtzel loß/
Hernach gab er geſchwind ihm einen ſtarcken ſtoß;
Darob erregte ſich in luͤfften ein getuͤmmel/
Daß auch erthoͤnete der groß gewoͤlbte himmel/
Der uferſtrand erbebt/ man ſiehet/ wie der fluß
Von ſchrecken angefuͤllt zuruͤcke lauffen muß/
Allein die hoͤhlenburg wurd alſo hart getroffen/
Daß die vor finſtre thuͤr itzt gantz und gar ſteht offen/
Und man hinein kan ſehn: Gleich wie durch eine macht
Sich von einander thut die erd und ſchrecklich kracht/
Dadurch die hoͤlle ſich eroͤffnet und entdecket/
Daß auch die bleiche ſchaar der ſeelen wird erwecket/
Welch oͤrther ſind verhaßt den Goͤttern in gemein/
Und man von oben her ſieht in den ſchlund hinein/
Der
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/402>, abgerufen am 30.07.2024. |