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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Achte Buch.
Läßt er auff einem stul von Ahornbaume sitzen/
Den künstlich hat die hand des meisters können schnitzen/
Legt drauff ein löwenfell: Die pursch/ die sonderlich
Darzu verordnet war/ bezeiget ämbsig sich;
Wie auch die priester/ die hin für dem altar traten/
Und trugens eingeweyd des ochsens auff gebraten/
Und legeten brodt auff den tisch/ und schenckten ein
In güldene pocal den süssen freuden wein.
Eneas langte zu mit seinen mittgenossen/
Und aß vom eingeweyd des ochsens unverdrossen/
Vom rücken ebenfallß/ war alt fünff gantzer jahr/
Und der mit gutem fett gantz aus durchwachsen war.
Nach dem nun die begier zu essen war gestillet/
Und durch dis kleine mahl der magen angefüllet/
Da sprach Evander so: Diß jahrfest/ dieses mahl
Und diesen altar hat kein eitler wahn noch wahl
Uns zubegehn gereitzt: Das ists/ weil wir sind worden
Errettet von gefahr/ vom würgen raub und morden;
Drumb halten wir es so/ und geben alle jahr
Dem Hercul ehr und danck für abkehr der gefahr.
Vorerst schau jenen felß/ wie er sich abwerts neiget/
Und gleichsam seinen fall mit klarer deutung zeiget/
Schau! wie die grossen stein zerstreut sind hin und her/
Und wie das felsernhauß man fast nicht kennet mehr/
Man siehet/ wie hernach die felsen sind gefallen;
Da ist ein höhlendach gewesen auch für allen/
Das tieff in erdenschlund hinab erstreckte sich/
In welchem Cacus hat gewohnt der wüterich/
Er
A a 5
Das Achte Buch.
Laͤßt er auff einem ſtul von Ahornbaume ſitzen/
Den kuͤnſtlich hat die hand des meiſters koͤnnen ſchnitzen/
Legt drauff ein loͤwenfell: Die purſch/ die ſonderlich
Darzu verordnet war/ bezeiget aͤmbſig ſich;
Wie auch die prieſter/ die hin fuͤr dem altar traten/
Und trugens eingeweyd des ochſens auff gebraten/
Und legeten brodt auff den tiſch/ und ſchenckten ein
In guͤldene pocal den ſuͤſſen freuden wein.
Eneas langte zu mit ſeinen mittgenoſſen/
Und aß vom eingeweyd des ochſens unverdroſſen/
Vom ruͤcken ebenfallß/ war alt fuͤnff gantzer jahr/
Und der mit gutem fett gantz aus durchwachſen war.
Nach dem nun die begier zu eſſen war geſtillet/
Und durch dis kleine mahl der magen angefuͤllet/
Da ſprach Evander ſo: Diß jahrfeſt/ dieſes mahl
Und dieſen altar hat kein eitler wahn noch wahl
Uns zubegehn gereitzt: Das iſts/ weil wir ſind worden
Errettet von gefahr/ vom wuͤrgen raub und morden;
Drumb halten wir es ſo/ und geben alle jahr
Dem Hercul ehr und danck fuͤr abkehr der gefahr.
Vorerſt ſchau jenen felß/ wie er ſich abwerts neiget/
Und gleichſam ſeinen fall mit klarer deutung zeiget/
Schau! wie die groſſen ſtein zerſtreut ſind hin und her/
Und wie das felſernhauß man faſt nicht kennet mehr/
Man ſiehet/ wie hernach die felſen ſind gefallen;
Da iſt ein hoͤhlendach geweſen auch fuͤr allen/
Das tieff in erdenſchlund hinab erſtreckte ſich/
In welchem Cacus hat gewohnt der wuͤterich/
Er
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[377/0399] Das Achte Buch. Laͤßt er auff einem ſtul von Ahornbaume ſitzen/ Den kuͤnſtlich hat die hand des meiſters koͤnnen ſchnitzen/ Legt drauff ein loͤwenfell: Die purſch/ die ſonderlich Darzu verordnet war/ bezeiget aͤmbſig ſich; Wie auch die prieſter/ die hin fuͤr dem altar traten/ Und trugens eingeweyd des ochſens auff gebraten/ Und legeten brodt auff den tiſch/ und ſchenckten ein In guͤldene pocal den ſuͤſſen freuden wein. Eneas langte zu mit ſeinen mittgenoſſen/ Und aß vom eingeweyd des ochſens unverdroſſen/ Vom ruͤcken ebenfallß/ war alt fuͤnff gantzer jahr/ Und der mit gutem fett gantz aus durchwachſen war. Nach dem nun die begier zu eſſen war geſtillet/ Und durch dis kleine mahl der magen angefuͤllet/ Da ſprach Evander ſo: Diß jahrfeſt/ dieſes mahl Und dieſen altar hat kein eitler wahn noch wahl Uns zubegehn gereitzt: Das iſts/ weil wir ſind worden Errettet von gefahr/ vom wuͤrgen raub und morden; Drumb halten wir es ſo/ und geben alle jahr Dem Hercul ehr und danck fuͤr abkehr der gefahr. Vorerſt ſchau jenen felß/ wie er ſich abwerts neiget/ Und gleichſam ſeinen fall mit klarer deutung zeiget/ Schau! wie die groſſen ſtein zerſtreut ſind hin und her/ Und wie das felſernhauß man faſt nicht kennet mehr/ Man ſiehet/ wie hernach die felſen ſind gefallen; Da iſt ein hoͤhlendach geweſen auch fuͤr allen/ Das tieff in erdenſchlund hinab erſtreckte ſich/ In welchem Cacus hat gewohnt der wuͤterich/ Er A a 5

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/399>, abgerufen am 22.11.2024.