Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Achte Buch Und hätte sich viel volck zu diesem mann geschlagen/Man hörte weit und breit im lande von ihm sagen/ Und hätte grossen ruff. Was er gedencke nun/ Und wo er ziele hin mit solchem seinen thun/ Wenn sich das glücke solt nach seinen sinne fügen/ Und der Latiner reich gewinnen und besiegen/ Das könt er Diomed viel baß/ als Turnus/ sehn/ Und als der König selbst Latinus kan verstehn/ So giengs in Latien. Dis kunte gleichesfalles Der tapffre Troer held Eneas mercken alles Drumb schwebt er voller sorg und ängstigen beschwer/ Erwieget alles gnau/ und dencket hin und her. Wie/ wenn des wassers schein/ das in dem kessel bebet Vom gegen glantz der sonn/ und wenn der monden hebet Zu blincken an und strahlt in wasser/ siehet man/ Daß es steigt in die lufft/ und leüchtet oben an Das hohe himmelschloß. Die nacht kam itzt gegangen/ Und waren alle thier mit süssem schlaff befangen Auff gantzem erdenkreiß. Es ruhte von der müh Das flügelschnelle heer der vöglein und das vieh. Da sich der vater auch Eneas legte schlaffen In kalter lufft/ nicht weit von seinem schiff und haven/ War wegen schweren kriegs voll schwerer sorgenpein; Bis endlich er begunt hierob zu schlaffen ein. Da dünckt ihm/ wie der geist des orts herfür sich reckte Aus seinem schönem fluß/ der umb den leib sich deckte Mit grauem segeltuch/ und auff dem haupt trug er Von schilffrohr einen krantz. Drauff wolt er die beschwer Und
Das Achte Buch Und haͤtte ſich viel volck zu dieſem mann geſchlagen/Man hoͤrte weit und breit im lande von ihm ſagen/ Und haͤtte groſſen ruff. Was er gedencke nun/ Und wo er ziele hin mit ſolchem ſeinen thun/ Wenn ſich das gluͤcke ſolt nach ſeinen ſinne fuͤgen/ Und der Latiner reich gewinnen und beſiegen/ Das koͤnt er Diomed viel baß/ als Turnus/ ſehn/ Und als der Koͤnig ſelbſt Latinus kan verſtehn/ So giengs in Latien. Dis kunte gleichesfalles Der tapffre Troer held Eneas mercken alles Drumb ſchwebt er voller ſorg und aͤngſtigen beſchwer/ Erwieget alles gnau/ und dencket hin und her. Wie/ wenn des waſſers ſchein/ das in dem keſſel bebet Vom gegen glantz der ſonn/ und wenn der monden hebet Zu blincken an und ſtrahlt in waſſer/ ſiehet man/ Daß es ſteigt in die lufft/ und leuͤchtet oben an Das hohe himmelſchloß. Die nacht kam itzt gegangen/ Und waren alle thier mit ſuͤſſem ſchlaff befangen Auff gantzem erdenkreiß. Es ruhte von der muͤh Das fluͤgelſchnelle heer der voͤglein und das vieh. Da ſich der vater auch Eneas legte ſchlaffen In kalter lufft/ nicht weit von ſeinem ſchiff und haven/ War wegen ſchweren kriegs voll ſchwerer ſorgenpein; Bis endlich er begunt hierob zu ſchlaffen ein. Da duͤnckt ihm/ wie der geiſt des orts herfuͤr ſich reckte Aus ſeinem ſchoͤnem fluß/ der umb den leib ſich deckte Mit grauem ſegeltuch/ und auff dem haupt trug er Von ſchilffrohr einen krantz. Drauff wolt er die beſchwer Und
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Das Achte Buch
Und haͤtte ſich viel volck zu dieſem mann geſchlagen/
Man hoͤrte weit und breit im lande von ihm ſagen/
Und haͤtte groſſen ruff. Was er gedencke nun/
Und wo er ziele hin mit ſolchem ſeinen thun/
Wenn ſich das gluͤcke ſolt nach ſeinen ſinne fuͤgen/
Und der Latiner reich gewinnen und beſiegen/
Das koͤnt er Diomed viel baß/ als Turnus/ ſehn/
Und als der Koͤnig ſelbſt Latinus kan verſtehn/
So giengs in Latien. Dis kunte gleichesfalles
Der tapffre Troer held Eneas mercken alles
Drumb ſchwebt er voller ſorg und aͤngſtigen beſchwer/
Erwieget alles gnau/ und dencket hin und her.
Wie/ wenn des waſſers ſchein/ das in dem keſſel bebet
Vom gegen glantz der ſonn/ und wenn der monden hebet
Zu blincken an und ſtrahlt in waſſer/ ſiehet man/
Daß es ſteigt in die lufft/ und leuͤchtet oben an
Das hohe himmelſchloß. Die nacht kam itzt gegangen/
Und waren alle thier mit ſuͤſſem ſchlaff befangen
Auff gantzem erdenkreiß. Es ruhte von der muͤh
Das fluͤgelſchnelle heer der voͤglein und das vieh.
Da ſich der vater auch Eneas legte ſchlaffen
In kalter lufft/ nicht weit von ſeinem ſchiff und haven/
War wegen ſchweren kriegs voll ſchwerer ſorgenpein;
Bis endlich er begunt hierob zu ſchlaffen ein.
Da duͤnckt ihm/ wie der geiſt des orts herfuͤr ſich reckte
Aus ſeinem ſchoͤnem fluß/ der umb den leib ſich deckte
Mit grauem ſegeltuch/ und auff dem haupt trug er
Von ſchilffrohr einen krantz. Drauff wolt er die beſchwer
Und
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