Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Siebende Buch. Da stehn sie hauffen weis umbs königliche schloß/Und wollen/ daß er sie zum kriege mache loß Gleich wie ein felß im meer/ so steht er unbeweget/ Ja wie ein starcker felß/ wenn grosser sturm sich reget/ Und streubt sich gegen ihn: Er bleibt an seiner stell/ Ob gleich die wellen macht mit schrecklichem gebell Sich wider ihn erhebt/ ob schon die stein ihn drücken Und klippen/ ists umbsonst: Sie können ihn nicht rücken Von seinem festen ort/ der meerschilff widerprallt/ Der an die seite schlägt/ ob er gleich hefftig schallt. Nach dem sich aber wil ereignen kein vermögen Des volckes blinden rath zu steuren und zu legen/ Und das nach Junons winck die sache gehen soll/ Die unversöhnlich noch und grimmen eiffers voll. Rufft der Latinus an die Götter ihm zu zeugen; Redt in die leere lufft; Es wil sich nichts eräugen Zu seinem heil und schutz. Wir müssen (fängt er an) Itzt brechen durchs geschick/ das keiner meiden kan. Es reist uns dieser sturm in abgrund vieler plagen: O ihr elenden leut/ ihr werdet müssen tragen Mit eurem tod und blut die straffen eurer schuld/ Weil ihr habt lieber krieg als fried und ruh gewolt. Du aber/ Turne/ wirst dein grausames beginnen In leidung schwerer straff erst endlich recht erkennen; Da wirst du allzuspat bereuen deine that/ Und bey den Göttern dich bewerben umb genad. Ich hab an längsten nun in dieser welt gelebet/ Und mein sinn nirgend hin als nach der ruhe strebet; Ich Z
Das Siebende Buch. Da ſtehn ſie hauffen weiſ umbs koͤnigliche ſchloß/Und wollen/ daß er ſie zum kriege mache loß Gleich wie ein felß im meer/ ſo ſteht er unbeweget/ Ja wie ein ſtarcker felß/ wenn groſſer ſturm ſich reget/ Und ſtreubt ſich gegen ihn: Er bleibt an ſeiner ſtell/ Ob gleich die wellen macht mit ſchrecklichem gebell Sich wider ihn erhebt/ ob ſchon die ſtein ihn druͤcken Und klippen/ iſts umbſonſt: Sie koͤnnen ihn nicht ruͤcken Von ſeinem feſten ort/ der meerſchilff widerprallt/ Der an die ſeite ſchlaͤgt/ ob er gleich hefftig ſchallt. Nach dem ſich aber wil ereignen kein vermoͤgen Des volckes blinden rath zu ſteuren und zu legen/ Und das nach Junons winck die ſache gehen ſoll/ Die unverſoͤhnlich noch und grimmen eiffers voll. Rufft der Latinus an die Goͤtter ihm zu zeugen; Redt in die leere lufft; Es wil ſich nichts eraͤugen Zu ſeinem heil und ſchutz. Wir muͤſſen (faͤngt er an) Itzt brechen durchs geſchick/ das keiner meiden kan. Es reiſt uns dieſer ſturm in abgrund vieler plagen: O ihr elenden leut/ ihr werdet muͤſſen tragen Mit eurem tod und blut die ſtraffen eurer ſchuld/ Weil ihr habt lieber krieg als fried und ruh gewolt. Du aber/ Turne/ wirſt dein grauſames beginnen In leidung ſchwerer ſtraff erſt endlich recht erkennen; Da wirſt du allzuſpat bereuen deine that/ Und bey den Goͤttern dich bewerben umb genad. Ich hab an laͤngſten nun in dieſer welt gelebet/ Und mein ſinn nirgend hin als nach der ruhe ſtrebet; Ich Z
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Das Siebende Buch.
Da ſtehn ſie hauffen weiſ umbs koͤnigliche ſchloß/
Und wollen/ daß er ſie zum kriege mache loß
Gleich wie ein felß im meer/ ſo ſteht er unbeweget/
Ja wie ein ſtarcker felß/ wenn groſſer ſturm ſich reget/
Und ſtreubt ſich gegen ihn: Er bleibt an ſeiner ſtell/
Ob gleich die wellen macht mit ſchrecklichem gebell
Sich wider ihn erhebt/ ob ſchon die ſtein ihn druͤcken
Und klippen/ iſts umbſonſt: Sie koͤnnen ihn nicht ruͤcken
Von ſeinem feſten ort/ der meerſchilff widerprallt/
Der an die ſeite ſchlaͤgt/ ob er gleich hefftig ſchallt.
Nach dem ſich aber wil ereignen kein vermoͤgen
Des volckes blinden rath zu ſteuren und zu legen/
Und das nach Junons winck die ſache gehen ſoll/
Die unverſoͤhnlich noch und grimmen eiffers voll.
Rufft der Latinus an die Goͤtter ihm zu zeugen;
Redt in die leere lufft; Es wil ſich nichts eraͤugen
Zu ſeinem heil und ſchutz. Wir muͤſſen (faͤngt er an)
Itzt brechen durchs geſchick/ das keiner meiden kan.
Es reiſt uns dieſer ſturm in abgrund vieler plagen:
O ihr elenden leut/ ihr werdet muͤſſen tragen
Mit eurem tod und blut die ſtraffen eurer ſchuld/
Weil ihr habt lieber krieg als fried und ruh gewolt.
Du aber/ Turne/ wirſt dein grauſames beginnen
In leidung ſchwerer ſtraff erſt endlich recht erkennen;
Da wirſt du allzuſpat bereuen deine that/
Und bey den Goͤttern dich bewerben umb genad.
Ich hab an laͤngſten nun in dieſer welt gelebet/
Und mein ſinn nirgend hin als nach der ruhe ſtrebet;
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/375>, abgerufen am 30.07.2024. |