Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Siebende Buch. Der fchiffherr hatt im streit. Er Picus als ein held/Der manchem rosse hat sein rasen eingestellt/ Trug einen krummen stab/ wie Romulus geführet; Und saß in einem stock vom purpur schön gezieret; Zur lincken hand trug er gar elnen kurtzen schild/ Die Circe sein gemahl mit liebes brunst erfüllt Und eingenommen/ schlug mit einem güldnen stabe Denselben/ und hierauff ihm einen giffttrauck gabe/ Daß er verwandelt wurd durch ihren zaubergeist In einen bunten specht/ gestalt sein name heist. In solchen tempel nun der Götter auff dem throne Des vaters saß Latin/ und trug auff seine krone/ Ließ die gesandten der Trojaner kommen für/ Und red sie erst so an mit freundlicher manier. Sagt an ihr Dardaner (den uns ist eur geschlechte Und stamm sehr wohl bekand/ wie anch gesetz nnd rechte Die ihr vom himmel hoch begnadet/ durch das meer Genommen euren lauff und zu uns kommet her) Was bringet ihr/ was ist eur bitten und begehren; Was mangel leidet ihr/ daß ihr mit grossen heeren Und schiffen kömmet an zu unsern meeresstrand Durch so viel ungemach zu wasser und zu land? Entweder habet ihr vom rechtem weg geirret/ Doch oder seyd von sturm verschlagen und verwirret. (Dergleichen ungemach und vielerley beschwer Das schiffvolck leiden muß auff ungebähnten meer) Ja das ihr/ wie ich hab von eurem thun und stande Gehört/ zu ruhen denckt in unserm port und lande? Nehmt
Das Siebende Buch. Der fchiffherr hatt im ſtreit. Er Picus als ein held/Der manchem roſſe hat ſein raſen eingeſtellt/ Trug einen krummen ſtab/ wie Romulus gefuͤhret; Und ſaß in einem ſtock vom purpur ſchoͤn gezieret; Zur lincken hand trug er gar elnen kurtzen ſchild/ Die Circe ſein gemahl mit liebes brunſt erfuͤllt Und eingenommen/ ſchlug mit einem guͤldnen ſtabe Denſelben/ und hierauff ihm einen giffttrauck gabe/ Daß er verwandelt wurd durch ihren zaubergeiſt In einen bunten ſpecht/ geſtalt ſein name heiſt. In ſolchen tempel nun der Goͤtter auff dem throne Des vaters ſaß Latin/ und trug auff ſeine krone/ Ließ die geſandten der Trojaner kommen fuͤr/ Und red ſie erſt ſo an mit freundlicher manier. Sagt an ihr Dardaner (den uns iſt eur geſchlechte Und ſtamm ſehr wohl bekand/ wie anch geſetz nnd rechte Die ihr vom himmel hoch begnadet/ durch das meer Genommen euren lauff und zu uns kommet her) Was bringet ihr/ was iſt eur bitten und begehren; Was mangel leidet ihr/ daß ihr mit groſſen heeren Und ſchiffen koͤmmet an zu unſern meeresſtrand Durch ſo viel ungemach zu waſſer und zu land? Entweder habet ihr vom rechtem weg geirret/ Doch oder ſeyd von ſturm verſchlagen und verwirret. (Dergleichen ungemach und vielerley beſchwer Das ſchiffvolck leiden muß auff ungebaͤhnten meer) Ja das ihr/ wie ich hab von eurem thun und ſtande Gehoͤrt/ zu ruhen denckt in unſerm port und lande? Nehmt
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Das Siebende Buch.
Der fchiffherr hatt im ſtreit. Er Picus als ein held/
Der manchem roſſe hat ſein raſen eingeſtellt/
Trug einen krummen ſtab/ wie Romulus gefuͤhret;
Und ſaß in einem ſtock vom purpur ſchoͤn gezieret;
Zur lincken hand trug er gar elnen kurtzen ſchild/
Die Circe ſein gemahl mit liebes brunſt erfuͤllt
Und eingenommen/ ſchlug mit einem guͤldnen ſtabe
Denſelben/ und hierauff ihm einen giffttrauck gabe/
Daß er verwandelt wurd durch ihren zaubergeiſt
In einen bunten ſpecht/ geſtalt ſein name heiſt.
In ſolchen tempel nun der Goͤtter auff dem throne
Des vaters ſaß Latin/ und trug auff ſeine krone/
Ließ die geſandten der Trojaner kommen fuͤr/
Und red ſie erſt ſo an mit freundlicher manier.
Sagt an ihr Dardaner (den uns iſt eur geſchlechte
Und ſtamm ſehr wohl bekand/ wie anch geſetz nnd rechte
Die ihr vom himmel hoch begnadet/ durch das meer
Genommen euren lauff und zu uns kommet her)
Was bringet ihr/ was iſt eur bitten und begehren;
Was mangel leidet ihr/ daß ihr mit groſſen heeren
Und ſchiffen koͤmmet an zu unſern meeresſtrand
Durch ſo viel ungemach zu waſſer und zu land?
Entweder habet ihr vom rechtem weg geirret/
Doch oder ſeyd von ſturm verſchlagen und verwirret.
(Dergleichen ungemach und vielerley beſchwer
Das ſchiffvolck leiden muß auff ungebaͤhnten meer)
Ja das ihr/ wie ich hab von eurem thun und ſtande
Gehoͤrt/ zu ruhen denckt in unſerm port und lande?
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/350>, abgerufen am 16.02.2025. |