Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Siebende Buch.
Nimt gleichfalls seinen zug zum Lorberbaume hin
Zu schwingen seine fahn auff Trojens burg und zinn/
Und zu regieren da. Zu diesem kan man sehen/
Als man Laviniam sieht bey dem vater stehen/
Da sie das reine feur zünd auff dem altar an/
Wie eine flamme sie (erschrecklich ists gethan!)
Ergreifft/ und zündet an die Könniglichen haare/
Verbrennt den zierath auch beim heiligen altare/
Daß man sie knistern hört; Auch wird berührt davon
Die mit viel edelstein versetzte Königskron.
Darauff wird sie mit rauch und rothem glautz nmbgeben:
Man sieht mit wütigkeit das feuer sich erheben
Den gantzen tempel durch. Das war ein schrecklich ding/
Das sich ließ sehen an/ und zwar nicht für gering.
Denn der gemeine ruff/ erscholl/ es propheceyten
Die weisen priester auch/ und wolten diß so deuten/
Sie würde werden groß an macht und herrligkeit;
doch stünd dem volck auch vor ein grosser krieg und streit.
Der König aber/ der durch diese wundersachen
Ihm anders kunte nichts/ als schweren unmuth machen/
Geht zu den Fauns hin/ als der sein vater war/
Auff daß er seinen spruch an heilgem ort erfahr/
Als der ein priester war. Läßt sich sein anbefohlen
Zu gehen in den wald und alda rath zu hohlen
Zu Albun/ welches war ein hoch- und schöner wald/
In dem ein heilger brunn mit stetem rieseln schallt/
Und ließ ein groß gestänck von sich in düsiern lüfften/
Das solches weit und breit kunt laub und graß vergifften/
Das
X
Das Siebende Buch.
Nimt gleichfalls ſeinen zug zum Lorberbaume hin
Zu ſchwingen ſeine fahn auff Trojens burg und zinn/
Und zu regieren da. Zu dieſem kan man ſehen/
Als man Laviniam ſieht bey dem vater ſtehen/
Da ſie das reine feur zuͤnd auff dem altar an/
Wie eine flamme ſie (erſchrecklich iſts gethan!)
Ergreifft/ und zuͤndet an die Koͤnniglichen haare/
Verbrennt den zierath auch beim heiligen altare/
Daß man ſie kniſtern hoͤrt; Auch wird beruͤhrt davon
Die mit viel edelſtein verſetzte Koͤnigskron.
Darauff wird ſie mit rauch und rothem glautz nmbgebẽ:
Man ſieht mit wuͤtigkeit das feuer ſich erheben
Den gantzẽ tempel durch. Das war ein ſchrecklich ding/
Das ſich ließ ſehen an/ und zwar nicht fuͤr gering.
Denn der gemeine ruff/ erſcholl/ es propheceyten
Die weiſen prieſter auch/ und wolten diß ſo deuten/
Sie wuͤrde werden groß an macht und herrligkeit;
doch ſtuͤnd dem volck auch vor ein groſſer krieg und ſtreit.
Der Koͤnig aber/ der durch dieſe wunderſachen
Ihm anders kunte nichts/ als ſchweren unmuth machen/
Geht zu den Fauns hin/ als der ſein vater war/
Auff daß er ſeinen ſpruch an heilgem ort erfahr/
Als der ein prieſter war. Laͤßt ſich ſein anbefohlen
Zu gehen in den wald und alda rath zu hohlen
Zu Albun/ welches war ein hoch- und ſchoͤner wald/
In dem ein heilger brunn mit ſtetem rieſeln ſchallt/
Und ließ ein groß geſtaͤnck von ſich in duͤſiern luͤfften/
Das ſolches weit und breit kunt laub und graß vergifftẽ/
Das
X
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0343" n="321"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Siebende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Nimt gleichfalls &#x017F;einen zug zum Lorberbaume hin</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;chwingen &#x017F;eine fahn auff Trojens burg und zinn/</l><lb/>
          <l>Und zu regieren da. Zu die&#x017F;em kan man &#x017F;ehen/</l><lb/>
          <l>Als man Laviniam &#x017F;ieht bey dem vater &#x017F;tehen/</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie das reine feur zu&#x0364;nd auff dem altar an/</l><lb/>
          <l>Wie eine flamme &#x017F;ie (er&#x017F;chrecklich i&#x017F;ts gethan!)</l><lb/>
          <l>Ergreifft/ und zu&#x0364;ndet an die Ko&#x0364;nniglichen haare/</l><lb/>
          <l>Verbrennt den zierath auch beim heiligen altare/</l><lb/>
          <l>Daß man &#x017F;ie kni&#x017F;tern ho&#x0364;rt<hi rendition="#i">;</hi> Auch wird beru&#x0364;hrt davon</l><lb/>
          <l>Die mit viel edel&#x017F;tein ver&#x017F;etzte Ko&#x0364;nigskron.</l><lb/>
          <l>Darauff wird &#x017F;ie mit rauch und rothem glautz nmbgebe&#x0303;:</l><lb/>
          <l>Man &#x017F;ieht mit wu&#x0364;tigkeit das feuer &#x017F;ich erheben</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>en gantze&#x0303; tempel durch. <hi rendition="#fr">D</hi>as war ein &#x017F;chrecklich ding/</l><lb/>
          <l>Das &#x017F;ich ließ &#x017F;ehen an/ und zwar nicht fu&#x0364;r gering.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>enn der gemeine ruff/ er&#x017F;choll/ es propheceyten</l><lb/>
          <l>Die wei&#x017F;en prie&#x017F;ter auch/ und wolten diß &#x017F;o deuten/</l><lb/>
          <l>Sie wu&#x0364;rde werden groß an macht und herrligkeit<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>doch &#x017F;tu&#x0364;nd dem volck auch vor ein gro&#x017F;&#x017F;er krieg und &#x017F;treit.</l><lb/>
          <l>Der Ko&#x0364;nig aber/ der durch die&#x017F;e wunder&#x017F;achen</l><lb/>
          <l>Ihm anders kunte nichts/ als &#x017F;chweren unmuth machen/</l><lb/>
          <l>Geht zu den Fauns hin/ als der &#x017F;ein vater war/</l><lb/>
          <l>Auff daß er &#x017F;einen &#x017F;pruch an heilgem ort erfahr/</l><lb/>
          <l>Als der ein prie&#x017F;ter war. La&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;ein anbefohlen</l><lb/>
          <l>Zu gehen in den wald und alda rath zu hohlen</l><lb/>
          <l>Zu Albun/ welches war ein hoch- und &#x017F;cho&#x0364;ner wald/</l><lb/>
          <l>In dem ein heilger brunn mit &#x017F;tetem rie&#x017F;eln &#x017F;challt/</l><lb/>
          <l>Und ließ ein groß ge&#x017F;ta&#x0364;nck von &#x017F;ich in du&#x0364;&#x017F;iern lu&#x0364;fften/</l><lb/>
          <l>Das &#x017F;olches weit und breit kunt laub und graß vergiffte&#x0303;/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">X</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0343] Das Siebende Buch. Nimt gleichfalls ſeinen zug zum Lorberbaume hin Zu ſchwingen ſeine fahn auff Trojens burg und zinn/ Und zu regieren da. Zu dieſem kan man ſehen/ Als man Laviniam ſieht bey dem vater ſtehen/ Da ſie das reine feur zuͤnd auff dem altar an/ Wie eine flamme ſie (erſchrecklich iſts gethan!) Ergreifft/ und zuͤndet an die Koͤnniglichen haare/ Verbrennt den zierath auch beim heiligen altare/ Daß man ſie kniſtern hoͤrt; Auch wird beruͤhrt davon Die mit viel edelſtein verſetzte Koͤnigskron. Darauff wird ſie mit rauch und rothem glautz nmbgebẽ: Man ſieht mit wuͤtigkeit das feuer ſich erheben Den gantzẽ tempel durch. Das war ein ſchrecklich ding/ Das ſich ließ ſehen an/ und zwar nicht fuͤr gering. Denn der gemeine ruff/ erſcholl/ es propheceyten Die weiſen prieſter auch/ und wolten diß ſo deuten/ Sie wuͤrde werden groß an macht und herrligkeit; doch ſtuͤnd dem volck auch vor ein groſſer krieg und ſtreit. Der Koͤnig aber/ der durch dieſe wunderſachen Ihm anders kunte nichts/ als ſchweren unmuth machen/ Geht zu den Fauns hin/ als der ſein vater war/ Auff daß er ſeinen ſpruch an heilgem ort erfahr/ Als der ein prieſter war. Laͤßt ſich ſein anbefohlen Zu gehen in den wald und alda rath zu hohlen Zu Albun/ welches war ein hoch- und ſchoͤner wald/ In dem ein heilger brunn mit ſtetem rieſeln ſchallt/ Und ließ ein groß geſtaͤnck von ſich in duͤſiern luͤfften/ Das ſolches weit und breit kunt laub und graß vergifftẽ/ Das X

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/343
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/343>, abgerufen am 22.11.2024.