Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Siebende Buch. Und kräuter wunderkrafft verwandeln sichtbarlich.Daß nun das Troervolck nicht hätt zu furchten sich/ Noch dieses abendtheur ingleichen möchte leiden/ Da kommen sie an port/ damit sie möchten meiden Das ungelobte land. Neptun läßt guten wind Die segel treiben fort/ und schafft/ daß sie geschwind Entkommen mit der flucht/ und führt sie ab vom lande/ Das voller greuel war/ voll grausamkeit und schande. Es war von strahlen itzt das meer roth anzusehn/ Das güldne morgenroth begunt herfür zugehn. Da regten sich nicht mehr die ungestümmen winde/ Das wehen höret auff und legte sich geschwinde: Man legt die ruder an/ und mühet sich mit fleiß Zu schneiden durch das meer/ das wunderbare eyß. Da sieht Eneas gleich hier eine wildnüß ligen/ Die sich sehr weit/ wie ihn sein augen nicht betriegen/ Erstrecken in die fern: Entzwischen diesen fleust Der strenge Tybersirom/ der sich ins meer ergeust Mit vielem gelben sand. Es flogen manche schaaren Der vögel/ die also am fluß gewohnet waren/ Bald umb/ bald oben her mit lieblichem gesang/ Davon der sternen-saal in hoher lufft erklang. Eneas gibt befehl den andern mitgesellen/ Sie möchten ihre fahrt so wissen an zustellen/ Damit sie kehreten die schiffe hin ans land. Drauff fährt er fröliglich in schatten-reichen strand/ Und schlancken Tyburstrom. Wolan/ o Pierinne/ Du Göttin Erato/ erwecke meine sinne/ Der
Das Siebende Buch. Und kraͤuter wunderkrafft verwandeln ſichtbarlich.Daß nun das Troervolck nicht haͤtt zu furchten ſich/ Noch dieſes abendtheur ingleichen moͤchte leiden/ Da kommen ſie an port/ damit ſie moͤchten meiden Das ungelobte land. Neptun laͤßt guten wind Die ſegel treiben fort/ und ſchafft/ daß ſie geſchwind Entkommen mit der flucht/ und fuͤhrt ſie ab vom lande/ Das voller greuel war/ voll grauſamkeit und ſchande. Es war von ſtrahlen itzt das meer roth anzuſehn/ Das guͤldne morgenroth begunt herfuͤr zugehn. Da regten ſich nicht mehr die ungeſtuͤmmen winde/ Das wehen hoͤret auff und legte ſich geſchwinde: Man legt die ruder an/ und muͤhet ſich mit fleiß Zu ſchneiden durch das meer/ das wunderbare eyß. Da ſieht Eneas gleich hier eine wildnuͤß ligen/ Die ſich ſehr weit/ wie ihn ſein augen nicht betriegen/ Erſtrecken in die fern: Entzwiſchen dieſen fleuſt Der ſtrenge Tyberſirom/ der ſich ins meer ergeuſt Mit vielem gelben ſand. Es flogen manche ſchaaren Der voͤgel/ die alſo am fluß gewohnet waren/ Bald umb/ bald oben her mit lieblichem geſang/ Davon der ſternen-ſaal in hoher lufft erklang. Eneas gibt befehl den andern mitgeſellen/ Sie moͤchten ihre fahrt ſo wiſſen an zuſtellen/ Damit ſie kehreten die ſchiffe hin ans land. Drauff faͤhrt er froͤliglich in ſchatten-reichen ſtrand/ Und ſchlancken Tyburſtrom. Wolan/ o Pierinne/ Du Goͤttin Erato/ erwecke meine ſinne/ Der
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Das Siebende Buch.
Und kraͤuter wunderkrafft verwandeln ſichtbarlich.
Daß nun das Troervolck nicht haͤtt zu furchten ſich/
Noch dieſes abendtheur ingleichen moͤchte leiden/
Da kommen ſie an port/ damit ſie moͤchten meiden
Das ungelobte land. Neptun laͤßt guten wind
Die ſegel treiben fort/ und ſchafft/ daß ſie geſchwind
Entkommen mit der flucht/ und fuͤhrt ſie ab vom lande/
Das voller greuel war/ voll grauſamkeit und ſchande.
Es war von ſtrahlen itzt das meer roth anzuſehn/
Das guͤldne morgenroth begunt herfuͤr zugehn.
Da regten ſich nicht mehr die ungeſtuͤmmen winde/
Das wehen hoͤret auff und legte ſich geſchwinde:
Man legt die ruder an/ und muͤhet ſich mit fleiß
Zu ſchneiden durch das meer/ das wunderbare eyß.
Da ſieht Eneas gleich hier eine wildnuͤß ligen/
Die ſich ſehr weit/ wie ihn ſein augen nicht betriegen/
Erſtrecken in die fern: Entzwiſchen dieſen fleuſt
Der ſtrenge Tyberſirom/ der ſich ins meer ergeuſt
Mit vielem gelben ſand. Es flogen manche ſchaaren
Der voͤgel/ die alſo am fluß gewohnet waren/
Bald umb/ bald oben her mit lieblichem geſang/
Davon der ſternen-ſaal in hoher lufft erklang.
Eneas gibt befehl den andern mitgeſellen/
Sie moͤchten ihre fahrt ſo wiſſen an zuſtellen/
Damit ſie kehreten die ſchiffe hin ans land.
Drauff faͤhrt er froͤliglich in ſchatten-reichen ſtrand/
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/340>, abgerufen am 16.02.2025. |