Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Mit diesem gehen sie zugleich durch finstre wegeUnd eilen mitten durch auff fürgenomne stege/ Und nahen zu der thür. Eneas nimmet ein Den eingang/ lässet sich drauff angelegen seyn Zu sprützen auf den leib die frische brunnen quelle/ Dann hefftet er den zweig hoch an die oberschwelle. Als dieses nun verbracht/ und der Proserpinen Der zweig gelieffert ein/ gestalt es war vorsehn/ Da kommen sie ins land/ das voller freude schwebet/ Da wo der selgen schaar in grünen wäldern lebet Mit stets beliebter lust/ mit unbetrübter ruh/ Da sie in freud und wonn ihr leben bringen zu. Hier legt sich gütiger der himmel auf die felder/ und schmückt mit schönem licht die laub-begrünten wälder Hier lässet Titans schild erblicken seinen schein/ Hier sieht man ziehen auf das heer der sternelein. Theils haben ihre lust mit tantzen und mit springen Auff schön begrüntem plan/ theils in dem sande ringen Und treiben spiel und schertz; Theil stimmen lieder an/ Die nemblich Orpheus schön auff seiner harpffe kan/ Die sieben seiten hat. Derselbe kam gegangen In einem langen kleid und kunte zierlich prangen/ Schlug bald mit fingern drauf/ bald helffenbeinern kiel/ Und trieb mit aller lust das süsse harpffen spiel. Hier ließ sich Teucer auch der ältste stammherr sehen Des Troischen geschlechts: Man sah die helden stehen In schöner reyhe her/ die weit bey bessrer zeit Gebohren und gelebt in gluck und fröligkeit. Da
Das Sechſte Buch. Mit dieſem gehen ſie zugleich durch finſtre wegeUnd eilen mitten durch auff fuͤrgenomne ſtege/ Und nahen zu der thuͤr. Eneas nimmet ein Den eingang/ laͤſſet ſich drauff angelegen ſeyn Zu ſpruͤtzen auf den leib die friſche brunnen quelle/ Dann hefftet er den zweig hoch an die oberſchwelle. Als dieſes nun verbracht/ und der Proſerpinen Der zweig gelieffert ein/ geſtalt es war vorſehn/ Da kommen ſie ins land/ das voller freude ſchwebet/ Da wo der ſelgen ſchaar in gruͤnen waͤldern lebet Mit ſtets beliebter luſt/ mit unbetruͤbter ruh/ Da ſie in freud und wonn ihr leben bringen zu. Hier legt ſich guͤtiger der himmel auf die felder/ und ſchmuͤckt mit ſchoͤnem licht die laub-begruͤntẽ waͤlder Hier laͤſſet Titans ſchild erblicken ſeinen ſchein/ Hier ſieht man ziehen auf das heer der ſternelein. Theils haben ihre luſt mit tantzen und mit ſpringen Auff ſchoͤn begruͤntem plan/ theils in dem ſande ringen Und treiben ſpiel und ſchertz; Theil ſtimmen lieder an/ Die nemblich Orpheus ſchoͤn auff ſeiner harpffe kan/ Die ſieben ſeiten hat. Derſelbe kam gegangen In einem langen kleid und kunte zierlich prangen/ Schlug bald mit fingern drauf/ bald helffenbeinern kiel/ Und trieb mit aller luſt das ſuͤſſe harpffen ſpiel. Hier ließ ſich Teucer auch der aͤltſte ſtammherr ſehen Des Troiſchen geſchlechts: Man ſah die helden ſtehen In ſchoͤner reyhe her/ die weit bey beſſrer zeit Gebohren und gelebt in gluck und froͤligkeit. Da
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Das Sechſte Buch.
Mit dieſem gehen ſie zugleich durch finſtre wege
Und eilen mitten durch auff fuͤrgenomne ſtege/
Und nahen zu der thuͤr. Eneas nimmet ein
Den eingang/ laͤſſet ſich drauff angelegen ſeyn
Zu ſpruͤtzen auf den leib die friſche brunnen quelle/
Dann hefftet er den zweig hoch an die oberſchwelle.
Als dieſes nun verbracht/ und der Proſerpinen
Der zweig gelieffert ein/ geſtalt es war vorſehn/
Da kommen ſie ins land/ das voller freude ſchwebet/
Da wo der ſelgen ſchaar in gruͤnen waͤldern lebet
Mit ſtets beliebter luſt/ mit unbetruͤbter ruh/
Da ſie in freud und wonn ihr leben bringen zu.
Hier legt ſich guͤtiger der himmel auf die felder/
und ſchmuͤckt mit ſchoͤnem licht die laub-begruͤntẽ waͤlder
Hier laͤſſet Titans ſchild erblicken ſeinen ſchein/
Hier ſieht man ziehen auf das heer der ſternelein.
Theils haben ihre luſt mit tantzen und mit ſpringen
Auff ſchoͤn begruͤntem plan/ theils in dem ſande ringen
Und treiben ſpiel und ſchertz; Theil ſtimmen lieder an/
Die nemblich Orpheus ſchoͤn auff ſeiner harpffe kan/
Die ſieben ſeiten hat. Derſelbe kam gegangen
In einem langen kleid und kunte zierlich prangen/
Schlug bald mit fingern drauf/ bald helffenbeinern kiel/
Und trieb mit aller luſt das ſuͤſſe harpffen ſpiel.
Hier ließ ſich Teucer auch der aͤltſte ſtammherr ſehen
Des Troiſchen geſchlechts: Man ſah die helden ſtehen
In ſchoͤner reyhe her/ die weit bey beſſrer zeit
Gebohren und gelebt in gluck und froͤligkeit.
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/322>, abgerufen am 27.07.2024. |